Falscher Papst-Gebetsaufruf kursiert in Social Media
Seit einigen Tagen kursiert vor allem über E-Mail und WhatsApp verstärkt ein gefälschter Gebetsaufruf von Papst Franziskus. Darin wird für "heute Abend um 21:00 Uhr" zu einem Friedensgebet für Syrien und die Welt aufgerufen. Anlass soll die Eroberung der "größten irakischen christlichen Stadt" durch "die radikal-islamische Gruppe Quaragosh" sein, den christlichen Bewohnern der Stadt drohe die Enthauptung.
Der Aufruf geht zurück auf einen Kettenbrief, der seit 2014 in englischer und italienischer Sprache in verschiedenen Fassungen kursiert. Sowohl die auf die Aufdeckung von Falschmeldungen spezialisierte Webseite Snopes wie das Informationsportal Catholic Online haben die Informationen bereits 2014 richtiggestellt.
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Entgegen der deutschen Fassung ist Quaragosh - oder Karakosch - keine "radikal-islamische Gruppe", sondern einer der Namen der assyrischen Stadt Bakhdida im Norden des Iraks. Das ursprünglich mehrheitlich von syrisch-katholischen und syrisch-orthodoxen Christen bewohnte Bakhdida wurde im August 2014 von der Terrormiliz "ISIS" eingenommen, die christlichen Einwohner mussten fliehen. Im Oktober 2016 wurde die Stadt im Zuge der Großoffensive der irakischen Streitkräfte zur Rückeroberung Mossuls befreit. Am 30. Oktober wurde nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters der erste christliche Gottesdienst nach der Befreiung gefeiert.
Der angebliche Gebetsaufruf von Papst Franziskus beruht in diesem Fall daher auf falschen Informationen. Unabhängig von Falschmeldungen ruft die Kirche jedoch zum Gebet für verfolgte und bedrängte Christen auf. Die Kirche wolle den leidenden Mitchristen nahe sein, "mit unserer Zuneigung, unserem Gebet und auch unserem Weinen", wie Papst Franziskus am Stephanstag am 26. Dezember betonte. Das Gebet für verfolgte Christen gehört regelmäßig zu den Gebetsanliegen des Heiligen Vaters, die vom Vatikan veröffentlicht werden. Auch die deutschen Bischöfe rufen zum Gebet für verfolgte und bedrängte Christen auf. (fxn)