Anglikanische Kirche bereut Schäden der Reformation
Die Anglikanische Kirche Englands bereut den "bleibenden Schaden", den die Reformation an der Einheit der Kirche hinterlassen habe. Dieser stelle eine Missachtung des Liebesgebotes Jesu dar, schrieben die Erzbischöfe von Canterbury und York, Justin Welby und John Sentamu, in einer gemeinsamen Stellungnahme, die am Mittwoch auf Welbys Internetseite veröffentlicht wurde.
In den "unruhigen Zeiten" der Reformation hätten Christen gegeneinander gekämpft, sich verfolgt und getötet. Dies gebe heute viel Anlass zum Nachdenken, so die Erzbischöfe. Jahre des Misstrauens und des Wettbewerbs gegeneinander seien die Folge gewesen. In ihrer gemeinsamen Erklärung forderten sie eine "stärkere Verbundenheit" und mehr Zusammenhalt unter Christen aller Glaubensrichtungen. Es gelte, Buße zu tun - für die Untaten der Vergangenheit, aber auch für "unseren Anteil daran, dass diese Trennung noch andauert". Gleichzeitig erinnerten die Erzbischöfe an die Errungenschaften der Reformation. Diese seien vor allem die Verkündigung des Evangeliums der Gnade, die Verfügbarkeit der Bibel für alle in ihrer jeweiligen Muttersprache und die Anerkennung der Berufung von Laien, um Gott in der Welt und in der Kirche zu dienen.
Tausende Menschen getötet
Im Zuge der Reformation wurden allein in England mehr als 800 Klöster und Abteien beschlagnahmt, Bibliotheken zerstört und Kunstwerke enteignet. Tausende Menschen wurden für ihren Glauben gehängt, gevierteilt oder verbrannt. In England nahm die Reformation ihren Ausgang, als sich Heinrich VIII. im Jahr 1534 aus Wut über die Ablehnung seines Scheidungsgesuches durch den Papst mit Rom überwarf und sich selbst zum Kopf der anglikanischen Kirche ernannte. Die englischen Bischöfe erkannten Heinrich VIII. als ihr Oberhaupt an. (jml/KNA)