Trauergottesdienst und Staatsakt für verstorbenen Roman Herzog

"Ein Geschenk für unser Land"

Veröffentlicht am 24.01.2017 um 13:59 Uhr – Lesedauer: 
Roman Herzog im Porträt
Bild: © KNA
Politik

Berlin ‐ Abschied von Roman Herzog: Mit einem Trauergottesdienst hat Deutschland den verstorbenen Altbundespräsidenten gewürdigt. Bundespräsident Joachim Gauck verwies dabei auch auf Herzogs "Christenglauben".

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Mit einem Trauergottesdienst und einem Staatsakt hat Deutschland am Dienstag Abschied von Altbundespräsident Roman Herzog genommen. Bundespräsident Joachim Gauck nannte Herzog "ein Geschenk für unser Land". Sein Vermächtnis in Wort und Tat sei "ein Schatz" für Deutschland, betonte er in seiner Ansprache. In seiner Amtszeit sei Herzog dem selbstgewählten Motto "Wahrheit und Klarheit" treu geblieben.

An der Feier im Berliner Dom nahmen außer Angehörigen rund 800 Gäste aus dem In- und Ausland teil, unter ihnen Bundestagspräsident Norbert Lammert, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), mehrere Bundesminister und weitere Vertreter der Verfassungsorgane. Von katholischer Seite nahmen der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nicola Eterovic, und der Leiter des Katholischen Büros in Berlin, Prälat Karl Jüsten, an der Trauerfeier teil, für die orthodoxe Kirche Metropolit Augoustinos. Herzog war am 10. Januar im Alter von 82 Jahren gestorben. Die Beisetzung soll am Freitag im baden-württembergischen Schöntal stattfinden.

"Unverkrampfte innere Souveränität"

Gauck hob hervor, es habe "uns Deutschen gutgetan", dass Herzog ein Bundespräsident gewesen sei, "dem jeder Pomp, jeder Überschwang, auch jede devote Staats- und Autoritätsgläubigkeit so erkennbar fremd waren". Seine "unverkrampfte innere Souveränität" sei auch Frucht eines "nüchternen Christenglaubens", der Herzog geprägt habe. Dass er hier ein festes Fundament besessen habe, sei ihm anzumerken gewesen - "und auch der Mut, zu sich selber zu stehen und zu seinen Überzeugungen und Prägungen".

Linktipp: Trauer um Altbundespräsident Roman Herzog

Seine "Ruck-Rede" ist unvergessen: 1997 forderte Bundespräsident Roman Herzog ein vorwärtsgewandtes Land. Dafür stand er selbst als überzeugter Christ. Jetzt ist er mit 82 Jahren gestorben.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, betonte in seiner Predigt, Herzog sei als Bundespräsident zum "Botschafter der Versöhnung" besonders mit den osteuropäischen Nachbarn geworden. Mit seinem Namen verbunden bleibe auch die Initiative zur Einführung des Gedenktags für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft am 27. Januar. Zudem sei Herzog ein "wichtiger Brückenbauer zwischen Kirche und Politik" gewesen; er war von 1973 bis 1991 Mitglied der Synode der EKD und von 1971 bis 1980 Vorsitzender der Kammer für Öffentliche Verantwortung der EKD.

"Unabhängiger liberaler Geist mit hoher Integrationskraft"

Der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, würdigte vor allem Herzogs Leistungen als Staats- und Verfassungsrechtler. Seine Berufung ans Bundesverfassungsgericht sei ein Glücksgriff gewesen; entgegen seinem vormaligen Ruf als Hardliner habe er sich als "unabhängiger liberaler Geist mit hoher Integrationskraft" erwiesen. Der Präsident des Europäischen Rates, Donald Tusk, erinnerte an die Beiträge Herzogs für das deutsch-polnische Verhältnis und für die Europäische Gemeinschaft. In Anlehnung an Herzogs "Ruck"-Rede von 1997 schloss er mit den Worten, auch durch Europa müsse heute ein Ruck gehen. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) bezeichnete Herzog als "großen Staatsmann und außergewöhnlichen Politiker". Wer mit ihm "zusammenarbeiten durfte, war bereichert", sagte Schäuble.

Herzog war von 1994 bis 1999 Bundespräsident. Zuvor war der Jurist zunächst Kultus- und Innenminister in Baden-Württemberg. 1983 wechselte er ans Bundesverfassungsgericht, dem er von 1987 bis 1994 als Präsident vorstand. (KNA)