Ex-Vatikansprecher über die Vatileaks-II-Affäre

Lombardi: Geheimnisverrat ist nie ausgeschlossen

Veröffentlicht am 02.02.2017 um 17:15 Uhr – Lesedauer: 
Vatikansprecher Federico Lombardi.
Bild: © KNA
Vatikan

Rom ‐ Der frühere Vatikansprecher Federico Lombardi hofft, dass nie wieder vertrauliche Dokumente der Kirche an die Öffentlichkeit geraten. Wundern würde es ihn allerdings nicht.

  • Teilen:

Aus dem Vatikan könnten nach Einschätzung des früheren Pressesprechers Federico Lombardi trotz erhöhter Vorsichtsmaßnahmen auch weiterhin vertrauliche Dokumente an die Öffentlichkeit gelangen. Er hoffe, dass es nicht mehr dazu komme, "aber es würde mich nicht wundern, wenn es wieder passieren würde", sagte Lombardi am Donnerstag in Rom. Dieses Risiko bestehe immer, vor allem dann, wenn es Spannungen und heftige Diskussionen gebe. Der italienische Jesuit, der von 2006 bis 2016 Direktor des vatikanischen Presseamtes war, stellte am Donnerstag in Rom sein neues Buch zur sogenannten Vatileaks-II-Affäre vor.

Ein ranghoher vatikanischer Geistlicher hatte 2015 vertrauliche Unterlagen einer Untersuchungskommission zu den vatikanischen Finanzen an zwei italienische Journalisten weitergegeben. Ein vatikanisches Gericht verurteilte den spanischen Geistlichen Lucio Angel Vallejo Balda deswegen im Juli zu einer 18-monatigen Haftstrafe. Vor Weihnachten wandelte der Papst die Strafe in einen Hausarrest um. Die beiden ebenfalls angeklagten Journalisten gingen straffrei aus, weil sich das vatikanische Gericht für nicht zuständig erklärte.

Lombardi verteidigt Vatileaks-II-Prozess

Lombardi verteidigte am Donnerstag den Prozess gegen die insgesamt fünf Angeklagten. Es sei besser, in einem juristischem Verfahren die Wahrheit zu suchen, als einen solchen Prozess aus Angst vor möglichen Imageschäden zu unterlassen, betonte er. Sowohl innerhalb als auch außerhalb des Vatikan gab es Stimmen, die eine juristische Aufarbeitung für unklug hielten.

Lombardis Co-Autor ist der italienische Radio-Vatikan-Journalist Massimiliano Menichetti. Ihr Buch mit dem Titel "Vatileaks II: Der Vatikan in der Bewährungsprobe durch die Justiz und durch die Menschen" enthält unter anderem Zeugnisse der Angeklagten sowie Dokumente der vatikanischen Justiz. Lombardi hatte die 21 Sitzungen des Prozesses als Beobachter im Gerichtssaal verfolgt. In der ersten Vatileaks-Affäre waren 2011 und 2012 vertrauliche vatikanische Dokumente an die Öffentlichkeit gelangt, die der Kammerdiener von Papst Benedikt XVI. entwendet hatte. (KNA)