"Steh uns bei in unseren Krankheiten"
In Lourdes wird eigentlich immer gebetet: Rund sechs Millionen Menschen besuchen jedes Jahr den südfranzösischen Ort; Zehntausende von ihnen sind krank und wollen in der Hoffnung auf Heilung oder Linderung im Quellwasser baden. An diesem 11. Februar wird das Gebet in Lourdes seinen Fokus noch einmal ganz besonders auf die Kranken richten.
Denn an diesem Samstag ist nicht nur der Gedenktag unserer Lieben Frau von Lourdes, der jedes Jahr feierlich begangen wird, sondern auch der 25. Weltkrankentag. Seit 1993 begeht die katholische Kirche am Gedenktag der Marienerscheinungen an dem Ort, an dem sich immer wieder Wunderheilungen ereignen sollen, den "Welttag der Kranken". Die ganze Kirche soll an diesem Tag um Genesung, Trost und Lebenskraft für die Kranken bitten.
Von Papst Johannes Paul II. ins Leben gerufen
Die zentralen Feierlichkeiten zum von Papst Johannes Paul II. (1978-2005) ins Leben gerufenen Weltkrankentag werden jährlich an einem anderen Ort begangen. Der erste wurde in Lourdes begangen und auch das Jubiläum findet in der Wallfahrtsstätte am nördlichen Vorgebirge der Pyrenäen statt. Papst Franziskus schickt Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin als Gesandten zu den Feierlichkeiten. Geplant sind neben Momenten des Gebetes, Eucharistiefeiern und der Krankensalbung auch die Begegnung mit den Kranken sowie bioethische und pastoraltheologische Workshops.
Um das Bewusstsein der Katholiken auf diesen Tag des Gebets und auf besondere Erkrankungen zu lenken, veröffentlich der jeweilige Papst bereits Mitte Dezember eine Botschaft zum Welttag der Kranken. Im vergangenen Jahr war der 11. Februar für Franziskus ein wichtiges Datum im "Heiligen Jahr der Barmherzigkeit", in diesem Jahr wendet sich der Papst dagegen, dass man Kranke und Pflegebedürftige auf bloße Objekte reduziert und fordert, dass sie mit Respekt und ohne Bemitleidung angesprochen werden.
Jeder Kranke sei immer eine menschliche Person und müsse als solche behandelt werden, heißt es in der Botschaft. "Die Kranken wie die Menschen mit - auch schwersten - Behinderungen haben ihre unveräußerliche Würde und ihre Aufgabe im Leben". Nie würden sie zu bloßen Objekten, "selbst wenn sie manchmal als nur passiv erscheinen mögen, was aber in Wirklichkeit nie der Fall ist", so Franziskus. In den Kranken sei immer der Mensch zu sehen, "der zwar der Hilfe bedarf und bisweilen sogar für die elementarsten Dinge, der aber seine persönliche Gabe in sich trägt, um sie mit den anderen zu teilen".
Viele Kranke und Leidende wollten ein christliches Leben führen und es "als echte missionarische Jünger Christi" hingeben, so der Papst. Die Allmacht Gottes zeige sich im Leben vor allem dort, wo es "gebrechlich, verletzt, gedemütigt, ausgegrenzt und leidend" sei. Franziskus warb weiter für einen breiten Ansatz beim Lebensschutz. Für "die Achtung der Ganzheitlichkeit und der Würde des Menschen" zu kämpfen, heiße auch, "die bioethischen Fragen, die Fürsorge für die Schwächsten und den Umweltschutz in rechter Weise angehen". Es gehe um eine "ganzheitliche menschliche Entwicklung", betonte der Papst.
Linktipp: Patron der Kranken
Aus dem verrohten Söldner Camillo de Lellis wurde ein Neuerer der Spitäler. Denn als Patient erlebte er selbst, wie Kranke zu seiner Zeit kriminellen Pflegern ausgeliefert waren.Jedes Jahr zeigen die Papstbotschaften wieder auf, welch große Bedeutung die Zuwendung zu kranken Menschen für die Kirche hat. Die Krankenpflege geht auf das Evangelium zurück und hat somit seit Beginn des Christentums eine ungebrochene Tradition: Jesus gab Christen den Auftrag, "das Reich Gottes zu verkünden und zu heilen", wie es in Lukas 9,2 heißt. Auch ist der Krankenbesuch eines der Werke der Barmherzigkeit, die bei Matthäus (25,34-46) genannt werden. Sich den Kranken zuzuwenden, gehört zur Nächstenliebe und damit zur Christenpflicht. Bis heute spielt die Kirche eine wichtige Rolle im Gesundheitswesen und unterhält zahlreiche Einrichtungen wie Pflegestationen und Krankenhäuser.
Neue Zuständigkeit im Vatikan
Organisiert wurde der Weltkrankentag bislang vom Päpstlichen Rat für die Pastoral im Krankendienst, dem Kurienerzbischof Zygmunt Zimowski vorstand und der normalerweise die jeweiligen zentralen Feiern leitete. Zum 1. Januar 2017 wurde der Rat aufgelöst und die bisherigen Zuständigkeiten, wie etwa die Entwicklung von Programmen zur Gesundheitspolitik, auf das neuerrichtete Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen übertragen.
Am 11. Februar 2013, der ein historischer Tag werden sollte, war der bayerische Wallfahrtsort Altötting der Schauplatz für den zentralen Gottesdienst. Erst in der Sakristei nach der Messe erfuhren Zimowski, der damalige Passauer Bischof Wilhelm Schraml und Kardinal Reinhard Marx von der Nachricht aus Rom: Der gesundheitlich angeschlagene Papst Benedikt XVI. hatte ausgerechnet den Welttag der Kranken - und den Gedenktag unserer Lieben Frau von Lourdes – für die Ankündigung seines Rücktritts gewählt. (mit Material von KNA)
Gebet von Papst Franziskus zum Weltkrankentag
O Maria, unsere Mutter,
die du in Christus jeden von uns als Sohn oder Tochter annimmst,
unterstütze die zuversichtliche Erwartung unseres Herzens,
steh uns bei in unseren Krankheiten und Leiden,
führe uns zu Christus, deinem Sohn und unserem Bruder,
und hilf uns, dass wir uns dem Vater anvertrauen, der Großes vollbringt.
Amen