Theologen würden zu wenig mitarbeiten

EKD rügt "Meckerstimmung" zum Reformationsjahr

Veröffentlicht am 28.02.2017 um 18:00 Uhr – Lesedauer: 
Reformationsgedenken

Berlin/Hannover ‐ 500 Jahre Reformation: Doch nicht alle evangelischen Theologen sind in Feierstimmung. Die Überarbeitung der Lutherbibel reiche nicht und auch sonst fällt die Kritik aus den eigenen Reihen heftig aus.

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Der Vizepräsident des Kirchenamts der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Thies Gundlach, hat der evangelischen Theologie mangelnde Mitarbeit am Reformationsjubiläum attestiert. Viele relevante theologische Wissenschaftler hätten sich aus der Diskussion um das Jubiläum abgemeldet, weil sie bei der Kritik an Details stehengeblieben seien, schreibt Gundlach in einem Beitrag für die evangelische Monatszeitschrift "zeitzeichen" (März).

"Es herrscht eine Art grummelige Meckerstimmung gegenüber allen Aktivitäten der EKD und ihrer Gliedkirchen und eine Art besserwisserische Ignoranz gegenüber den Anliegen von Bund, Ländern und Zivilgesellschaft", so der "Cheftheologe" der EKD. Zwar gebe es durchaus "einzelne Beispiele" für konstruktive Bemühungen, räumte Gundlach ein. Eine "imponierend große Leistung" sei die Erarbeitung der revidierten Lutherbibel, mit der die Bibelwissenschaftler "ein wirkliches Schmuckstück zum Reformationsjubiläum beigetragen" hätten.

Vielfach fehlten allerdings "eine weiterführende Idee und eine konstruktive Interpretation" der Ereignisse vor 500 Jahren. Aktualisierungsversuche würden in aller Regel als unsachgemäß kritisiert. Aber man könne bei einer Historisierung nicht stehen bleiben, wenn man ein Jubiläum gestalten wolle, so Gundlach weiter. Dann müsse man "das Risiko des Missbrauchs kennen und reflektieren, aber nicht scheuen". Die evangelischen Kirchen und ihre Theologie müssten auch gegenüber der Zivilgesellschaft sagen können, was an diesen historischen Ereignissen noch heute relevant sei.

Zum "Kummer vieler Kirchenleitender" kritisiere die theologische Wissenschaft die Vorbereitung und Gestaltung des Jubiläums, lasse sie aber bei einer gegenwartsbezogenen Interpretation allein. "Da bleibt die Frage zurück, was los ist in einer Wissenschaft, die ja im Grunde eine einzigartige Gelegenheit hätte, dieses Jubiläum zu nutzen, um einer distanzierten, vielleicht sogar skeptischen Gesellschaft die eigene Relevanz sichtbar und verständlich zu machen", betonte Gundlach. (KNA)