Seit heute gelten am Kölner Dom strengere Sicherheitsmaßnahmen

Tag 1 des Koffer-Verbots

Veröffentlicht am 01.03.2017 um 13:50 Uhr – Lesedauer: 
Erzbistum Köln

Köln  ‐ Der Kölner Dom ist seit Mittwoch für Kofferträger Tabu. Vor der Kathedrale stehen Wächter und passen auf. Nicht jeder hat Verständnis. Aber einige kommen auf kreative Ideen, um doch noch in den Dom zu gelangen.

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Kopfschüttelnd wendet sich der alte Mann ab. Ein Domschweizer in roter Robe hat ihm soeben den Zugang zum Kölner Dom verwehrt, weil er einen Rollkoffer hinter sich herzieht. "Ich wollte nur mal eben zum Marienaltar, 'n Kerzchen anzünden", sagt der Mann, der sich als Josef vorstellt und unverkennbar aus der Region stammt. "Ich wohne schon seit über 50 Jahren in Süddeutschland, und jedes Mal wenn ich in meine alte Heimat gekommen bin, war ein Besuch im Dom mit Koffer möglich. Bis heute."

Keine Koffer, Reisetaschen oder Wanderrucksäcke

Seit Mittwoch gelten im Kölner Dom strengere Sicherheitsbestimmungen. Vom 1. März an dürfen Besucher keine großen Koffer, Reisetaschen und Wanderrucksäcke mehr mit in die Kathedrale nehmen. Das geschieht als vorsorgliche Schutzmaßnahme gegen Terrorismus.

Die Maßnahme ist einschneidend, denn der Kölner Dom steht so dicht neben dem Hauptbahnhof, dass man im Chorraum die Bahnsteigdurchsagen hören kann. Zahllose Reisende, die noch ein paar Minuten Zeit haben, bis ihr Zug abfährt, huschen deshalb mal eben hinein. Domschweizer Hans Rögels schätzt den Anteil der Kofferträger an der Gesamtzahl der Besucher auf weit mehr als zehn Prozent. Jeden Tag kommen im Durchschnitt 20 000 Menschen.

Gerd Bachner im Porträt
Bild: ©dpa

Gerd Bachner ist Kölner Dompropst.

Heiner Drees aus Gütersloh ärgert sich richtig, weil er nicht hineingelassen wird. "Ich find' das albern", schimpft er. "Irgendwo muss auch mal gut sein. Dass ich als deutscher Staatsbürger jetzt nicht mal hier unser Heiligtum besuchen kann, das geht zu weit. Dann müssen die hier eben Schließfächer aufbauen. Geld genug haben sie ja." Wobei er glaubt, dass die Kirche den Besucherverlust selbst empfindlich spüren wird: "Die zünden doch fast alle eine Kerze für 50 Cent an, und das fällt jetzt weg."

Dompropst Gerd Bachner, der Hausherr des Doms, hat mit solchen Reaktionen auf die strengeren Kontrollen gerechnet. Das Ganze sei eine schwierige Abwägungssache, sagt er. Aber er selbst habe den Eindruck, dass die neuen Maßnahmen von der großen Mehrheit der Bevölkerung mitgetragen werden.

Einer bleibt zurück

Manche Familien behelfen sich damit, dass einer zurückbleibt und auf die Koffer aufpasst. Ein anderer Tourist hat sein Gepäckstück am Morgen einem Bettler vor dem Hauptportal anvertraut. Auch Josef aus Süddeutschland ist mittlerweile eine Idee gekommen. "Können Sie nicht mal eben auf meinen Koffer aufpassen?", fragt er. "Ich geh nur eben das Kerzchen anzünden." Kurz bevor er im Nordportal verschwindet, dreht er sich aber noch einmal um. "Junger Mann", sagt er, "ich stehe zwar schon im 84. Lebensjahr, aber ich kann schon noch 'n bisschen laufen. So schnell kommen Sie mir mit dem Koffer nicht davon!"

Von Christoph Driessen (dpa)

Linktipp: Schärfere Sicherheitsmaßnahmen für Kölner Dom

Kontrollen wie auf dem Flughafen: Für den Kölner Dom gelten ab sofort verschärfte Sicherheitsvorkehrungen. Ab 1. März werden zudem konkrete Gegenstände ganz aus der vielbesuchten Kathedrale verbannt.