Theologen weisen Kritik an Haltung zu Reformationsgedenken ab

Streit zwischen EKD und evangelischen Theologen

Veröffentlicht am 03.03.2017 um 09:50 Uhr – Lesedauer: 
Reformationsgedenken

Frankfurt  ‐ Kürzlich hatte sich die EKD-Spitze über eine " grummelige Meckerstimmung" unter evangelischen Theologen beklagt. Das weisen diese nun zurück - und erheben ihrerseits Vorwürfe gegen die Kirchenleitung.

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Nach der Kritik des Vizepräsidenten des Kirchenamts der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Thies Gundlach, an der Ignoranz protestantischer Theologen gegenüber dem Reformationsgedenken weisen diese die Vorwürfe zurück. "Gundlach geht auf keines der Argumente, die von Theologen kritisch vorgetragen wurden, in der Sache ein", sagte der Münchner Theologe Friedrich Wilhelm Graf der "Welt" (Freitag).

Theologin: EKD spricht kaum von Gott

Die Berliner Theologin Dorothea Wendebourg kritisierte, die EKD spreche beim Luther-Jubiläum kaum von Gott, sondern konzentriere sich "in einer eigenartigen Neufassung des Bündnisses von Thron und Altar- heute Parlament und Altar - auf das, was an der Reformation für den Staat, die Menschenwürde oder die Demokratie wichtig sein könne".

Dann aber, so Wendebourg weiter, müsse sich die EKD "nicht wundern, wenn Theologen theologische Defizite beklagen und darauf hinweisen, dass Luther etwas Anderes im Sinn hatte als das, was die kirchlichen Oberen nun vor allem herausstellen".

Zuvor hatte Gundlach in der Zeitschrift "Zeitzeichen" eine "grummelige Meckerstimmung" bei protestantischen Theologen beklagt, die zum Reformationsgedenken keine für die Gegenwart relevanten Beiträge leisteten, sondern nur die kirchlichen Bemühungen kritisierten. Dabei gebe es, so Gundlach, in der Gesellschaft ein großes Interesse an der Reformation, "vom Deutschen Bundestag bis zur Kulturstaatssekretärin, von Freunden des Rotaryklubs bis zur Deutschen Bahn".

Interesse von Politikern als Maßstab

Nach Ansicht von Wendebourg zeigt dies, dass "Gundlachs wichtigster Maßstab für die Bedeutung des Reformationsjubiläums das Interesse von Politikern und außerkirchlicher Zivilgesellschaft zu sein" scheine.

Die Kirche könne sich "dieses Interesse nicht einfach zu eigen machen", sondern müsse "ihre spezifischen, religiös-theologischen Gründe haben, das Gedächtnis der Reformation zu feiern". Aber das Wort "Gott", so Wendebourg weiter, komme "in Gundlachs vielen Sätzen nicht vor". (KNA)

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