Bouffier kritisiert indirekt AfD

Christen und Juden beginnen "Woche der Brüderlichkeit"

Veröffentlicht am 05.03.2017 um 15:10 Uhr – Lesedauer: 
Religionen

Frankfurt am Main ‐ Mit einem deutlichen Signal gegen Antisemitismus und Rassismus haben Vertreter der Kirchen und des Judentums die "Woche der Brüderlichkeit" begonnen. Dabei wurde auch indirekte Kritik an der AfD laut.

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Mit einem Appell gegen Antisemitismus ist am Sonntag in Frankfurt die "Woche der Brüderlichkeit" von Juden und Christen eröffnet worden. Zum Auftakt wurde in der Paulskirche die Buber-Rosenzweig-Medaille verliehen. Die evangelische Konferenz Landeskirchlicher Arbeitskreise Christen und Juden (KLAK) wurde dabei für ihr Engagement zur Aufarbeitung kirchlicher Judenfeindschaft geehrt.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, räumte ein, die Kirche sei gegenüber dem Judentum "zutiefst schuldig geworden" und verstrickt in die Geschichte des Antisemitismus. Die Erinnerung daran erfülle seine Kirche mit großer Trauer und Scham.

Bedford-Strohm kündigt Stiftungsprofessur an

Er kündigte an, mit den EKD-Landeskirchen für zehn Jahre eine Stiftungsprofessur zur Erforschung und Förderung des christlich-jüdischen Dialogs einzurichten. Bedford-Strohm bat auch "um Vergebung für das unermessliche Leid, das, auch im Namen Martin Luthers, unserem jüdischen Schwestern und Brüdern angetan worden ist".

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Zum heutigen Holocaust-Gedenktag erinnerte Papst Franziskus an die Opfer des Nationalsozialismus. Nichtjuden und Juden sollten diesen Tag aus einem bestimmten Grund nicht vergessen. (Artikel von Januar 2017)

Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) ermunterte zum Dialog zwischen den Religionen. Solche Gespräche verhinderten, "dass sich jeder in sein religiöses Schneckenhaus zurückzieht", so Bouffier. Zu wünschen sei, dass sich die Muslime "noch konsequenter" auf den Weg des Dialogs einließen.

Indirekte Kritik an der AfD

Indirekt kritisierte Bouffier die AfD. Er sagte, der Holocaust dürfe "nie mehr vom Selbstverständnis unserer Nation abgetrennt" werden. Dies gelte "für all jene, die gegenwärtig sogar aus den Parlamenten heraus die Erinnerungskultur schwächen oder diffamieren" wollen. Nicht Erinnerung sei eine Schande, "sondern es nicht zu tun". Bouffier bezog sich dabei offenbar auf die massiv kritisierten Äußerungen des AfD-Abgeordneten Björn Höcke.

Landesrabbiner Henry G. Brandt betonte, angesichts des Erstarkens eines neuen Antisemitismus sei die Arbeit der KLAK noch lange nicht getan. Zudem seien durch den Zuzug von Flüchtlingen Zehntausende "unter uns, die ihr ganzes Leben mit Hass gegen Israel und parallel alles Jüdische geimpft" worden seien.

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Für Björn Höcke ist das Berliner Holocaust-Mahnmal ein "Denkmal der Schande". Die deutschen Bischöfe geben dem AfD-Politiker nun Nachhilfe in Geschichte. (Artikel von Januar 2017)

Bereits am Samstagabend hatte im Römer eine christlich-jüdische Feier stattgefunden. Dabei sagte Rabbiner Andreas Nachama, Dialog bedeute, sich der Gemeinsamkeiten zu vergewissern und sich im gleichen Augenblick die Unterschiedlichkeit von Juden und Christen bewusst zu machen.

Der Limburger Bischof Georg Bätzing sagte, nicht das Sprechen, sondern die vielen sichtbaren Zeichen des Miteinanders machten die gemeinsamen Anliegen von Juden und Christen deutlich. Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, nannte es "völlig richtig", denen entgegenzutreten, die mit fremdenfeindlicher Agitation vorgäben, das christliche Abendland verteidigen zu wollen.

Die "Woche der Brüderlichkeit" steht 2017 unter dem Motto "Nun gehe hin und lerne". Das Programm sieht rund 750 Veranstaltungen in mehr als 100 Städten vor. Veranstalter ist der Koordinierungsrat der bundesweit 85 Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. (KNA)