Ermittlungen gegen Drag Queen am Kreuz
Ein Drag-Queen-Auftritt beim Karneval auf Gran Canaria hat ein juristisches Nachspiel. Die Staatsanwaltschaft der Hauptstadt Las Palmas ermittelt wegen des Vorwurfs der Verletzung religiöser Gefühle gegen den Künstler Borja Casillas (26). Er war während des Spektakels in spärlicher Bekleidung als Jungfrau Maria und als gekreuzigter Jesus aufgetreten. Wie die Zeitung "El Pais" (Dienstag) weiter berichtet, hatte eine spanische Vereinigung katholischer Rechtsanwälte ein strafrechtliches Vorgehen verlangt.
Bischof: Traurigster Tag in meiner Amtszeit
Zuvor hatten sich auch die katholischen Bischöfe indigniert über den Auftritt geäußert. Der Vorsitzende der Spanischen Bischofskonferenz, Kardinal Ricardo Blazquez, forderte nach der Karnevalsshow am Rosenmontag mehr Respekt vor dem Glauben. Die religiösen Anspielungen seien "unangemessen" gewesen. Der Bischof der Kanarischen Inseln, Francisco Cases Andreu, sprach vom "traurigsten Tag" seiner Amtszeit und nannte die Vorstellung eine "gotteslästerliche Frivolität", die viele Bürger verletze.
Während der "Gala Drag Queen de Las Palmas", die auch landesweit im Fernsehen übertragen wurde, hatte Casillas alias "Drag Sethlas" als überbordend geschminkte Jungfrau Maria verkleidet zur Musik von US-Sängerin Madonna getanzt und sich in einer weiteren Szene symbolisch ans Kreuz nageln lassen. Casillas wurde mit seiner Darbietung zur "Drag Queen de Las Palmas de Gran Canaria" gekürt.
"Ohne jede böse Absicht"
Casillas sagte der Zeitung "La Opinion de Malaga", er verstehe seinen Auftritt als künstlerischen Ausdruck "ohne jede böse Absicht". Derzeit mache er als Grundschullehrer eine Fortbildung für den Religionsunterricht. Casillas bezeichnete sich als Agnostiker, sagte aber, er glaube, "dass es etwas gibt, was uns oben erwartet, und dass es, was auch immer es sei, gut für uns ist". (KNA)