Was ich gegen die Burka habe
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Die Burka ist frauenfeindlich. Dass sie das Gesicht ihrer Trägerin zum Verschwinden bringt und ihr das Atmen erschwert, das Sehen und das Hören: Das alles betrifft nur Frauen, weil nur Frauen die Burka tragen. Die Burka vereinheitlicht ihre Trägerinnen nach außen hin. Sie unterstreicht das Frausein der Frau, aber nicht durch die Betonung ihrer weiblichen Formen und Gesichtszüge, sondern durch deren Aufhebung. Die Frau in der Burka ist gezwungen Frau zu sein, zugleich darf sie nicht die Frau sein, die sie ist. Indem sie dem Körper der Frau das Eigene nimmt, ihr Gesicht unkenntlich macht und ihre Stimme verfremdet, betreibt die Burka die Auslöschung der Frau als Individuum im öffentlichen Raum. Die Frau soll weder gesehen noch gehört werden. Da sie kein Gesicht hat, braucht sie keinen Namen. Sie ist anonym.
Die Burka ist männerfeindlich. Wer ins Feld führt, sie diene dem Schutz der Frau vor sexuellen Übergriffen, traut dem Mann nicht zu, seine Triebe unter Kontrolle zu halten und sieht ihn als Tier. Oder als Mensch, an dem jede Form der Kultivierung, auch durch Religion, gescheitert ist.
Die Burka ist demokratiefeindlich. In demokratisch verfassten, freien Gesellschaften löst der Anblick vollverschleierter Frauen Befremden aus. Zum einen ist solchen Gesellschaften die Auffassung von der gleichen Würde und den gleichen Rechten von Mann und Frau eigen, zum anderen bauen Demokratien auf den Menschen in seiner Individualität. Offenes Gesicht, voller Name, freie Rede, für Männer wie Frauen. Wir halten unser Gesicht hin – für etwas. Mit der Absicht, unerkannt zu bleiben, verhüllen sich in freien Gesellschaften einzig Übeltäter den Kopf. Wer sein Gesicht verbirgt, hat etwas zu verbergen. In einer Gesellschaft, deren politische, rechtliche und wirtschaftliche Vorgänge seit dem ausgehenden Mittelalter auf Individuen zurückführbar sein müssen und die Anonymität nur als Ausnahme duldet, zieht die Burkaträgerin zwangsläufig Misstrauen auf sich.
Doch nicht die Burkaträgerin muss in der freien Gesellschaft vor dem Misstrauen der anderen geschützt werden, sondern die anderen vor dem Anblick einer Frau ohne Gesicht, deren Aufmachung ihre Identität verschleiert, der gleichen Würde von Mann und Frau Hohn spricht und eine Haltung der Kommunikationsverweigerung erkennen lässt. Auf subtilere Weise als der Terrorismus, weil unblutig, läuft die Burka den Grundlagen der freien Gesellschaft zuwider.
Papst Benedikt XVI. sagte, wenn eine Frau aus freien Stücken Burka tragen will, spreche aus seiner Sicht nichts dagegen. Dann müsste die freie Gesellschaft aber auch Genitalverstümmelung dulden. Nicht wenige betroffene Frauen wollten den schauderhaften Eingriff und befürworten ihn auch heute. Der Ausdruck "aus freien Stücken" ist nicht immer belastbar. Wo der Frau, wenn sie ihr zugedachte Praktiken verweigert, der soziale Tod in Form einer Verstoßung oder gar der physische Tod droht, ist freies Handeln unmöglich. Wer meint, Frauen die "selbstgewählte" Genitalverstümmelung oder die "selbstgewählte" Burka zugestehen zu müssen, argumentiert – vielleicht im guten Glauben – aus der Fülle der Errungenschaften freier Gesellschaften heraus, in denen das Prinzip der Selbstbestimmung gilt und Verstöße dagegen geahndet werden.