Papst empfängt am Samstag rund 6.000 Gehörlose im Vatikan

Die Sprache der Stummen

Veröffentlicht am 28.03.2014 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Behinderte

Vatikanstadt ‐ Einmalig in der Geschichte der Gehörlosen": Rund 6.000 Taube verschiedener Nationalitäten empfängt Papst Franziskus am Samstag in einer Privataudienz. Nie zuvor hätten so viele Gehörlose die Möglichkeit gehabt, dem Heiligen Vater zu zeigen, was es heiße, taub zu sein, und seinen Segen zu empfangen, schreibt die italienische Organisation für die Rechte und den Schutz von Gehörlosen (ENS) auf ihrer Internetseite.

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Es dürfte ein wahrer Gebärdendschungel werden, wenn die Tauben und einige Blinde aus Italien, Deutschland, Brasilien, Argentinien, Spanien, den USA, Großbritannien und Malta am Samstagvormittag in der vatikanischen Audienzhalle auf Papst Franziskus warten. Hauptinitiator des Treffens ist die "Kleine Mission für die Taubstummen" in Italien. Die 1849 gegründete Ordensgemeinschaft unterstützt in Italien, Brasilien, auf den Philippinen und künftig auch in der Demokratischen Republik Kongo Gehörlose bei ihrer Glaubensausübung - bei der Vielzahl an ungesprochenen Sprachen eine Herausforderung.

Trotz verschiedener Sprachen gleiches Zeichen für Jesus

"Es ist in der Tat so, dass 'die Gebärdensprache' nicht international ist", sagt Bettina Herrmann, wissenschaftliche Referentin des Deutschen Gehörlosen-Bunds in Berlin. Allein in der Bundesrepublik gebe es neben der anerkannten Deutschen Gebärdensprache zahlreiche regionale Dialekte. Für so viele Gehörlose aus den unterschiedlichsten Ländern werde es bei der Audienz mit Papst Franziskus daher sicherlich eine Vielzahl an Gebärdendolmetschern geben, sagt Herrmann.

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Video: © Sankt Michaelsbund

Eine Wallfahrt der besonderen Art nach Rom

Dennoch sei es beim Vokabular unter Gehörlosen oft einfacher sich zu verständigen als in der gesprochenen Sprache. "Das liegt vor allem daran, dass versucht wird, die Bildhaftigkeit eines Begriffes aufzugreifen", erklärt Herrmann. So sei etwa das Wort Jesus sowohl in amerikanischen als auch in deutschen Gebärden das Symbol des Gekreuzigten. Dafür deute man an beiden Händen die Male Christi an. Gott werde zumeist mit drei erhobenen Fingern für die Dreifaltigkeit dargestellt. Auch wenn es in amerikanischen Gebärden etwas anders aussehe, sei es doch verständlich.

Die Audienz reiht sich ein in eine Vielzahl von Treffen zwischen Papst Franziskus und Menschen mit Behinderungen oder Kranken. Im vergangenen November hatte der Papst eine Gruppe krebskranker Kinder aus Polen in Privataudienz empfangen und jeden einzelnen Patienten persönlich begrüßt. Wenige Tage zuvor hatte er am Rett-Syndrom, einer genetischen Entwicklungsstörung, leidende Kinder und ihre Eltern getroffen. Auch bei den wöchentlichen Generalaudienzen am Mittwoch schenkt der Papst zumeist Menschen mit Behinderungen und Kranken besonders viel Aufmerksamkeit.

Papst: Behinderte leiden wegen mangelnder Solidarität

In seinen Ansprachen kritisiert Franziskus immer wieder, dass in der heutigen Welt ein soziales und kulturelles Klima herrsche, in dem körperliche Mängel als Stigma wahrgenommen und um jeden Preis versteckt würden. Das schlimmste Leid für die Betroffenen seien nicht ihre körperlichen Gebrechen, sondern mangelnde Solidarität und Liebe, so Franziskus.

Der Papst selbst hat indes, wie sich bei seinen zahlreichen Zusammentreffen mit Menschen, die krank, gebrechlich oder von einer Behinderung gezeichnet sind, keine Berührungsängste. Er herzt und küsst die Menschen. Dabei spricht er ihnen immer wieder ermutigend zu, dass sie sich in ihrer Situation nicht minderwertig fühlen sollten. "Schämt euch nicht dafür, ein wertvoller Schatz der Kirche zu sein", so der Papst im vergangenen Jahr.

Erst Anfang der Woche hatte er die Bedeutung der Sorge für Menschen mit Behinderungen und Kranke betont. Darin zeige sich die "wahre Schönheit des Lebens", sagte Franziskus bei einem Treffen mit Vertretern des Päpstlichen Rates für die Pastoral im Krankendienst. Man erkenne in der Pflege und Fürsorge die Zerbrechlichkeit aber auch den Wert eines jeden einzelnen Lebens.

Von Anna Mertens (KNA)

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