Parolin lobt Reformeifer des Papstes
Zum vierten Jahrestag der Wahl von Papst Franziskus hat Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin den Reformwillen des Pontifex gelobt. Die Reform der Kurie sei richtig und nötig, sagte er zu Radio Vatikan (Montag). Sie dürfe jedoch nicht von "funktionalen Kriterien" bestimmt werden, sondern müsse einer "authentischen Rückkehr zu Gott" und einem "authentischen Zeugnis der wahren Natur der Kirche" entsprechen. Papst Franziskus spreche deshalb auch von einer "Reform des Herzens".
Ziel sei eine Kirche ohne "die Verkrustungen die sich im Laufe der Geschichte ansammeln", so Parolin weiter. Dazu gehörten auch strukturelle Veränderungen. Franziskus selbst habe bei seiner Ansprache an die Kurie erklärt, Erneuerung müsse von innen - gleichsam vom Herzen - ausgehen.
Parolin: Amoris laetitia ist ein großes Geschenk
In dem Interview äußerte sich die Nummer Zwei des Vatikan auch zur Kritik am Papstschreiben zu Ehe und Familie, "Amoris laetitia". Aufrichtige und konstruktive Einwände könnten helfen, gemeinsam herauszufinden, was Gottes Wille sei und ihn umzusetzen, so Parolin. Aus seiner Sicht sei das Schreiben "ein großes Geschenk", das einerseits den Plan Gottes für die Familie aufzeige und andererseits den realen Bedingungen der Familie Rechnung trage. Sie sei, so wie die ganze Menschheit, von der Erbsünde gezeichnet. In der Seelsorge gebe das Schreiben "große Impulse", es trage "Früchte der Erneuerung und der Begleitung von zerbrechlichen Familiensituationen".
Seit der Veröffentlichung von "Amoris laetitia" (Freude der Liebe) im April 2016 gibt es heftige Debatten. Vor einigen Monaten hatten vier Kardinäle den Papst schriftlich zur Klärung mehrerer "Zweifel" ("Dubia") rund um das Schreiben aufgefordert. Unter anderem geht es dabei um die Frage, ob in Einzelfällen wiederverheiratete Geschiedene unter bestimmten Voraussetzungen wieder zur Kommunion gehen dürfen. Zu den Unterzeichnern gehören auch der frühere Kölner Erzbischof, Kardinal Joachim Meisner, und der deutsche Kardinal Walter Brandmüller.
Persönlich beeindrucke ihn besonders die Seelenruhe des Papstes, die auch in schwierigen Situationen immer spürbar sei, so Parolin. Es gebe vieles, das Grund zu Sorge und Beunruhigung sei. Aber Franziskus habe die Gabe, "die Dinge mit Unbeschwertheit zu sehen, zu wissen, dass sie in der Hand Gottes sind" und mutig weiterzugehen.
Marx lobt Überzeugungskraft des Papstes
Münchens Erzbischof Reinhard Marx würdigte Franziskus als "Zeugen christlicher Freiheit und christlichen Freimuts". Der Papst sei "eine überzeugende, glaubwürdige Gestalt, und viele Menschen entdecken in ihm das, was wir einen wirklich freien Menschen nennen", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Sonntagabend in München. Marx fügte hinzu, es gelinge dem Papst, "das zu sagen, was ihm wichtig ist, was vom Evangelium her geboten ist - aber nie im Blick auf die eigene Person, auf die eigene Kirche, sondern im Blick auf alle Menschen. Das beeindruckt." Viele Menschen seien fasziniert von ihm, weit über die Kirche hinaus erfahre er Zuspruch. Es gebe eine "Neugierde, eine positive Diskussion über das, was der Papst tut, wie er spricht, welche Prioritäten er setzt".
Der Erzbischof von München und Freising zählt als Mitglied der Kardinalskommission seit vier Jahren zu den engsten Beratern des Papstes. Zu den wichtigsten Aufgaben des neun Personen zählenden Gremiums zählt die Erarbeitung von Vorschlägen für eine Kurienreform. (kim/KNA)