Katholisch.de gibt einen Überblick über die finanzielle Lage der Ost-Bistümer

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Veröffentlicht am 13.03.2017 um 14:50 Uhr – Lesedauer: 
Bild: © KNA
Finanzen

Dresden ‐ Die ostdeutschen Bistümer haben ihre aktuellen Geschäftsberichte veröffentlicht. In der Diözese Dresden-Meißen zeigt sich ein Problem: ein "Entscheidungsstau". Und der wird in Zukunft Geld kosten.

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Das Bistum Dresden-Meißen hat am Montag zum zweiten Mal einen eigenen Geschäftsbericht vorgestellt. Bereits zuvor hatten die drei ostdeutschen Bistümer Erfurt, Görlitz und Magdeburg eigene Geschäftsberichte veröffentlicht, in denen auch das Vermögen der Diözesen und weiterer kirchlicher Körperschaften offengelegt wird. Katholisch.de gibt einen Überblick über die wichtigsten Vermögenswerte und Haushaltsposten der Ost-Bistümer:

Dresden-Meißen

Das Bistum Dresden-Meißen weist nach den vorgestellten Zahlen für das Jahr 2015 eine Bilanzsumme in Höhe von 426 Millionen Euro gegenüber 407 Millionen Euro im Jahr 2014 aus. Demgegenüber stehen Verbindlichkeiten von rund 2,3 Millionen Euro, Rückstellungen von 21,5 Millionen Euro und Pensionsansprüche von 94 Millionen Euro. Das Eigenkapital wird mit 301,8 Millionen Euro angegeben, die Eigenkapitalquote beträgt 70,7 Prozent.

Den größten Anteil des Vermögens machen Beteiligungen und Wertpapiere mit einem Wert von zusammen rund 282 Millionen Euro (2014: 272 Millionen Euro) aus. Das Bistum verfügt zudem über Grundstücke im Wert von rund 51 Millionen Euro. Bei den Einnahmen ist die Kirchensteuer mit 30,9 Prozent (26,6 Millionen Euro) der größte Posten im Jahr 2015 bei Gesamteinnahmen von 67,1 Millionen Euro (2014: 74,1 Millionen) Euro. Neben Kirchensteuereinnahmen und Zuweisungen zur Refinanzierung des Schulbetriebs erhält die Diözese zudem immer noch fast 16,9 Millionen Euro Strukturbeitrag als Finanzhilfe aus den westdeutschen Diözesen. Dieser werde derzeit neu verhandelt, weil viele westdeutsche Diözesen nicht mehr bereit seien, die ostdeutschen Diözesen in dieser Höhe zu unterstützen, sagte der Finanzdirektor des Bistums, Kyrill von Twickel, bei der Vorstellung des Geschäftsberichts.

Zwar verzeichne das Bistum 2015 einen Bilanzgewinn von 18,2 Millionen Euro. Dieser sei jedoch auf einen "Entscheidungsstau" zurückzuführen, der durch die kurze Amtszeit von Bischof Heiner Koch in Dresden-Meißen und die Sedisvakanzen der vergangenen Jahre verursacht sei. "Jetzt stehen Entscheidungen an, die 2017, 2018 und darüber hinaus finanziert werden müssen", sagte von Twickel.

Größter Kostenblock im Bistum Dresden-Meißen waren 2015 die Personalkosten mit 35,3 Millionen Euro. Davon entfallen 14 Millionen Euro Personalaufwand auf die Schulen des Bistums. Zweitgrößter Kostenblock sind die Aufwendungen für Zuweisungen und Zuschüsse an Pfarreien, Schulen, Kindertagesstätten und die Caritas in Höhe von 9,8 Millionen Euro. Der Jahresüberschuss von 18,2 Millionen Euro wurde in Gewinnrücklagen eingestellt, um jetzt anstehende Entscheidungen zu finanzieren.

Neben der Bistumsbilanz wurden auch die Vermögensverhältnisse des Domkapitels und der St.-Benno-Schulstiftung veröffentlicht. Die Bilanzsumme des Domkapitels beträgt demnach 21,6 Millionen Euro, die der St.-Benno-Schulstiftung 1,17 Millionen Euro. Der Gesamtabschluss des Bistums Dresden-Meißen bildet auch das Vermögen ab, das in anderen Bistümern getrennt, im sogenannten Bischöflichen Stuhl, geführt wird.

Bistum Erfurt

Das Bistum Erfurt verfügt nach den in der vergangenen Woche veröffentlichten Zahlen über ein Vermögen von rund 349 Millionen Euro. Hinzu kommen hier noch die Vermögen des Bischöflichen Stuhles in Höhe von rund 79,4 Millionen Euro (2014: 78 Millionen Euro) und des Domkapitels mit über 15,3 Millionen Euro (2014: 12 Millionen Euro).

Dem Vermögen gegenüber stehen Pensionsansprüche und Verbindlichkeiten von Bistum, Bischöflichem Stuhl und Domkapitel in Gesamthöhe von rund 69,8 Millionen Euro. Aus der Gewinn- und Verlustrechnung für das Jahr 2015 ergeben sich Gesamtaufwendungen des Bistums in Höhe von rund 34,8 Millionen Euro bei Gesamterträgen von rund 62,1 Millionen Euro, so dass das Verwaltungsergebnis mit 27,2 Millionen Euro wie auch in Dresden-Meißen positiv ausfällt. Dieses Bilanzergebnis sei "im Wesentlichen zur Einstellung in die Rücklagen verwendet" worden, um "für die Zukunft Vorsoge zu treffen", teilte das Bistum mit.

Größter Aufwandsposten waren 2015 auch in Erfurt die Personalkosten mit 15 Millionen Euro sowie Zuweisungen an die Kirchengemeinden, Bildungseinrichtungen, Schulen und an die Caritas mit 13,5 Millionen Euro. Neben den Kirchensteuern in Höhe von rund 24,8 Millionen Euro ist der Strukturbeitrag mit 18,9 Millionen Euro, den das Bistum von den westdeutschen Bistümern erhält, die zweitgrößte Einnahmeposition. Weiterhin zählen öffentliche Zuschüsse des Freistaates Thüringen mit insgesamt 9 Millionen Euro, kirchliche Zuschüsse wie die Unterstützung durch das Bonifatiuswerk mit 360.000 Euro sowie Spenden und Kollekten zu den Einnahmequellen des Bistums.

In der Bilanzsumme sind 211,2 Millionen Euro an Rücklagen und über 56,4 Millionen Euro an Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen enthalten. Das Bistum Erfurt rechnete schon im vergangenen Jahr mit "bereits absehbaren Mindereinnahmen der kommenden Jahre" und erwartet Kostensteigerungen. Diese sollten durch die Rücklagen abgefangen werden.

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Wie funktioniert die Kirchenfinanzierung? Ein Beitrag der Serie "Katholisch für Anfänger".

Bistum Magdeburg

Das mit Abstand ärmste Bistum ist Magdeburg. Die Bilanzsumme der Diözese beträgt lediglich rund 64,4 Millionen Euro bei gleichzeitig bestehenden Verbindlichkeiten in Höhe von 40 Millionen Euro. Einen Teil des Vermögens macht auch die Gero GmbH aus. Die Gesellschaft dient der Abwicklung der bistumseigenen Gero AG, mit der das Bistum Magdeburg Millionenverluste gemacht hatte.

Für die Pensions- und Beihilfeverpflichtungen des Bistums gegenüber seinen Priestern hat das Bistum 2009 einen Versorgungsfonds eingerichtet. Anders als in den Diözesen Erfurt und Dresden-Meißen werden aufgrund seiner rechtlichen Sonderstellung weder das angesparte Vermögen noch die Pensionsverpflichtungen in der Bistumsbilanz ausgewiesen. Die Pensionen für die Priester im Ruhestand werden derzeit aus dem laufenden Haushalt des Bistums gezahlt. Der Pensionsfonds hatte zum 31. Dezember 2015 ein Volumen von 29,6 Millionen Euro. Tatsächlich liegen die Pensionsverpflichtungen weitaus höher bei 49,7 Millionen Euro. Das Bistum muss zudem für die Krankheitskostenbeihilfe für Geistliche aufkommen. Die Verpflichtungen hierfür betragen 14,3 Millionen Euro. Damit besteht zum Jahresende 2015 noch eine Deckungslücke von 34,4 Millionen Euro.

Die Jahresrechnung 2015 weist mit 31,3 Millionen Euro an Einnahmen bei Aufwendungen in Höhe von 28,5 Millionen Euro ein positives Ergebnis von rund 2,8 Millionen Euro aus. Den größten Posten bei den Ausgaben machen auch in Magdeburg die Personalausgaben mit rund 15,3 Millionen Euro aus. Die Einnahmen des Bistums setzen sich im Wesentlichen aus Kirchensteuereinnahmen (15,4 Millionen Euro), dem Strukturbeitrag der Westdiözesen (6,55 Millionen Euro) und Zuweisungen und Zuschüssen des Staates zusammen.

Der Bischöfliche Stuhl verfügt in Magdeburg über ein Vermögen von rund 479.700 Euro. Das Domkapitel hat zudem ein Vermögen von 2,9 Millionen Euro, dass zu einem großen Teil aus Immobilien besteht. Das Vermögen und die Ergebnisrechnung des Schulträgers Edith-Stein-Schulstiftung will das Bistum Magdeburg in einem gesonderten Rechenwerk bilanzieren.
Nicht in den Berichten aller Diözesen erfasst sind die Vermögensverhältnisse der Pfarreien.

Bistum Görlitz

Bereits im Dezember hat das Bistum Görlitz seinen Geschäftsbericht für 2015 vorgestellt. Demnach beträgt die Bilanzsumme des kleinsten deutschen Bistums rund 47,8 Millionen Euro bei gleichzeitig bestehenden Verbindlichkeiten von 1,8 Millionen Euro. Im Gesamtvermögen enthalten sind hier Rücklagen und Rückstellungen in Höhe von 17,1 Millionen Euro für Pensionszahlungen an Geistliche. Mit über 38,5 Millionen Euro besteht das Vermögen Deutschlands östlichster Diözese zu über 80 Prozent aus Wertpapieren, der Immobilienbesitz des Bistum hat lediglich acht Prozent Anteil am Vermögen.

Die Jahresrechnung für 2015 weist Einnahmen in Höhe von rund 14,7 Millionen Euro bei Ausgaben in Höhe von 13,2 Millionen Euro aus. Das Jahresergebnis 2015 in Höhe von 1,5 Millionen Euro wird der Baurücklage und der Rücklage für Pensionen zugeführt. Rund ein Drittel der Erträge (4,8 Millionen Euro) stammt aus Kirchensteuereinnahmen; Zuschüsse aus dem Strukturbeitrag und öffentliche Zuschüsse machen zusammen rund 6,6 Millionen Euro aus. Darin enthalten sind neben den Personal- und Sachkostenzuschüssen für die Erteilung des Religionsunterrichtes, für die Seelsorge in den Justizvollzugsanstalten und anderen Bereichen der kategorialen Seelsorge auch rund 500.000 Euro Staatsleistungen des Freistaates Sachsen und des Landes Brandenburg.

Neben dem Bistumsvermögen hat die Diözese Görlitz auch das Vermögen des Bischöflichen Stuhls veröffentlicht. Das beträgt rund 9,3 Millionen Euro und besteht zu 90 Prozent aus Wertpapieren. Größte Position ist mit 8 Millionen Euro das Fondsvermögen, das dauerhaft erhalten bleiben und so langfristig Erträge sichern soll. 2015 betrug der Bilanzgewinn des Bischöflichen Stuhls rund eine Million Euro. Das Görlitzer Domkapitel verfügt über ein Vermögen in Höhe von 507.000 Euro, das zu 98 Prozent aus Wertpapieren besteht. Auch hier soll ein unveräußerlicher Fonds langfristig Erträge sichern. Der Bilanzverlust 2015 betrug 37.400 Euro.

Von Markus Kremser