Vertreter aus Politik und Kirche sehen Gesellschaftswandel

Aufruf an Christen: Als Minderheit arrangieren

Veröffentlicht am 14.03.2017 um 15:40 Uhr – Lesedauer: 
Gesellschaft

Mülheim ‐ Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt sieht Christen in Deutschland auf eine Minderheitensituation zugehen. Vor einem Bedeutungsverlust hat sie jedoch keine Sorge.

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Die Christen in Deutschland müssen sich nach Einschätzung von Vertretern aus Politik und Kirchen stärker auf eine Minderheitensituation einstellen. Möglicherweise werde es in Zukunft "etwas sehr Besonderes sein, Christ zu sein", sagte die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, am Montagabend in Mülheim. "In Thüringen ist das schon so. Trotzdem wird sehr darauf geschaut, was die Kirchen für einen Beitrag für die Gesellschaft leisten können", so die frühere Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Sternberg: Wir müssen überzeugen

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, nannte es eine der "schwierigsten und spannendsten Fragen", wie ethische Positionen der Kirchen auch "für die mittlerweile über 40 Prozent" Nicht-Christen im Land zu vermitteln seien. Die Kirche könne nicht mehr als Vertreter der Mehrheit auftreten. "Wir müssen überzeugen, argumentieren und wir müssen hoffen, dass es so funktioniert", sagte er bei den 52. Essener Gesprächen des Ruhrbistums zum Thema Menschenrechte in Politik und Kirche. Sternberg sagte weiter, es gelte, kirchliche Positionen allgemeinverständlich zu formulieren. Besonders wichtig sei dies bei Gesetzen zu Themen wie Suizidbeihilfe oder Schwangerschaftsabbruch.

So habe die Kirche in der Diskussion um Paragraf 218 "einen ganz großen Fehler gemacht". Die Debatte sei immer als Frage der Politik und des Rechts geführt worden, ohne nach der notwendigen Akzeptanz in der Bevölkerung zu fragen. Da sei etwas "weggebrochen in der allgemeinen Auffassung von Lebensschutz", so der CDU-Politiker. "Wir müssen etwa bei der Frage des Lebensschutzes so überzeugend argumentieren und daran arbeiten, dass in der Bevölkerung irgendwann wieder eine Stimmung entsteht, die sagt: Leute, das geht eigentlich nicht, dass Kinder spätabgetrieben werden."

Göring-Eckardt verwies auf die Vielzahl von konfessionellen Schulen und Kitas, die in Ostdeutschland in kurzer Zeit entstanden seien. Es gebe "einen Run" auf diese Schulen, nicht nur von Kirchenmitgliedern, sondern ganz bewusst auch von anderen, "weil sie der Institution vertrauen, dass sie das gut machen mit den Kindern", so die Politikerin. Das sei der viel wichtigere Punkt. (KNA)