Treffen mit Großimam al-Tayyeb geplant

Franziskus reist nach Kairo

Veröffentlicht am 18.03.2017 um 15:27 Uhr – Lesedauer: 
Papstreise

Vatikanstadt ‐ Religionspolitisch bedeutsam wird die Reise nach Kairo vor allem, weil Papst Franziskus Großimam al-Tayyeb treffen wird. Aber auch sonst sind die Erwartungen an den ersten Papstbesuch dort seit 2000 hoch.

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Papst Franziskus besucht am 28. und 29. April Kairo. Es handelt es sich um den ersten Besuch eines römisch-katholischen Kirchenoberhaupts in der ägyptischen Hauptstadt, seit Papst Johannes Paul II. im Jahr 2000 dort war. Der Papst reise auf Einladung des ägyptischen Staatspräsidenten Abdel Fattah al-Sisi, der katholischen Bischöfe, des koptischen Patriarchen Tawadros II. und des Großimams der islamischen Hochschule Al-Azhar, Scheich Ahmed Mohammed al-Tayyeb, in das nordafrikanische Land, teilte das vatikanische Presseamt am Samstag mit. Einzelheiten des Programms sollten später bekanntgeben werden, hieß es.

Der Sprecher von Präsident al-Sisi, Alaa Youssef, erklärte laut Angaben der ägyptischen Nachrichtenagentur Mena, der Papstbesuch werde die Botschaft von einem Islam stärken, der auf Toleranz und Dialog gegründet sei. Der Sprecher verwies demnach auch auf die Begegnung zwischen al-Sisi und dem Papst im November 2014 in Rom. Bereits damals habe der Präsident eine Übereinstimmung in vielen Positionen unterstrichen. Die katholische Kirche in Ägypten erhofft von Papst Franziskus ein Signal der Unterstützung. "Der Papst kommt, um die zahlenstärkste Christengemeinde des Orients zu stärken und uns in unserem Zusammenleben mit den Muslimen zu stärken", zitierte der vatikanische Pressedienst Asianews den Sprecher der koptisch-katholischen Bischofskonferenz, Rafic Greiche.

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Ahmed al-Tayyeb ist der einflussreiche Großimam der Kairoer Al-Azhar-Universität. In diesen Tagen ist der 70-Jährige in Deutschland unterwegs. Bei Terminen in Berlin und Münster geht es um das Friedenspotential des Islam. (Artikel von März 2016)

Religionspolitisch bedeutsam wird die Reise vor allem durch das Treffen des Papstes mit Großimam al-Tayyeb. Die von ihm geleitete traditionsreiche Universität gilt als Lehrautorität im sunnitischen Islam, dem die Mehrheit der Muslime weltweit angehört. Ob die Begegnung an der al-Azhar-Universität selbst erfolgt, wurde noch nicht bekanntgegeben, steht aber zu erwarten. Der Dialog zwischen dem Vatikan und der al-Azhar lag jahrelang auf Eis.

Am 22. und 23. Februar hatte eine hochrangige Delegation des Vatikan mit Al-Azhar-Vertretern über Strategien gegen religiösen Extremismus beraten und damit den vor sechs Jahren unterbrochenen Dialog offiziell wiederaufgenommen. Der Leiter des päpstlichen Rats für den interreligiösen Dialog, Kardinal Louis Tauran, sprach dabei von einer "neuen Phase"des Kontakts.

Historisches Treffen im vergangenen Mai

Für einen ersten Durchbruch hatte Mai vergangenen Jahres ein Besuch al-Tayyebs bei Papst Franziskus gesorgt. Nach diesem vom Vatikan als historisch bezeichneten Treffen war eine Wiederaufnahme des Dialogs vereinbart worden. Dazu gab es mehrere Vorbereitungstreffen auf Arbeitsebene. Im Juli sprachen Vertreter des päpstlichen Dialograts und der Al-Azhar-Universität auch von der Möglichkeit einer gemeinsamen Friedenskonferenz.

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Sechs Jahre herrschte Funkstille. Jetzt wird der Dialog mit der islamischen Universität in Kairo nach Angaben von Dialogminister Kardinal Tauran wieder konkret. Den Vatikan und die Bildungseinrichtung eint ein Ziel. (Artikel von Februar 2017)

Ein 1998 begonnener theologischer Austausch zwischen der Al-Azhar-Universität in Kairo und dem Vatikan wurde 2011 von ägyptischer Seite abgebrochen. Grund war die Forderung von Benedikt XVI. (2005-2013) nach einem besseren Schutz für koptische Christen vor Terror und Gewalt. Als erster Papst hatte Johannes Paul II. (1978-2005) im Jahr 2000 Kairo besucht. Seither veränderten der Arabische Frühling und das Erstarken der Muslimbrüder sowie deren Entmachtung durch al-Sisi 2013 die Lage der christlichen Minderheit.

In Ägypten stellen sunnitische Muslime die Bevölkerungsmehrheit. Der Anteil koptischer Christen, deren Ursprünge auf die frühesten Zeiten des Christentums zurückgehen, wird auf etwa 10 Prozent geschätzt. Die gegenwärtige Gesellschaft ist von islamistischen Tendenzen geprägt. Seit Ende 2010 wurden koptische Kirchen wiederholt zum Ziel von Anschlägen islamistischer Extremisten. Die Zahl der Katholiken unter den rund 94 Millionen Einwohnern gibt der Vatikan mit 240.000 an. (KNA)

Korrektur, 19. 3. 2017, 9.45 Uhr: In einer früheren Fassung der Agenturmeldung hieß es, dies sei der erste Papstbesuch in Kairo. Tatsächlich war Papst Johannes Paul II. im Rahmen seiner Jubiläumspilgerfahrt zum Berg Sinai im Jahr 2000 bereits dort. /fxn