Overbeck zeigt sich offen für Gen-Therapie
Der Essener katholische Bischof Franz-Josef Overbeck will sich neuen Möglichkeiten der Gen-Therapie in der Medizin nicht verschließen. "Ich halte jede Form von Forschung, die dem Wohl des Menschen dient, für förderungswürdig", sagte er nach Angaben der Diözese vom Mittwoch bei einem Podiumsgespräch. Die innovativen Methoden der Gen-Therapie stünden allerdings erst am Anfang. Da sei es vor allem Aufgabe der Kirche, "die Frage nach dem Wesen des Menschen nicht untergehen zu lassen", anstatt angesichts rasanter technischer Entwicklungen voreilig Antworten zu geben.
Wenn irgendwann gen-therapeutische Eingriffe in die menschliche Keimbahn so sicher seien, dass die Menschen im Kampf gegen Erbkrankheiten daraus einen Nutzen ziehen könnten, wäre für Overbeck auch dies "mit der theologischen Sicht vereinbar - unter der Voraussetzung, dass den Menschen kein Schaden zugefügt wird".
Humangenetiker: Bei Therapie von Keim-Zellen große Risiken
Der Bochumer Humangenetiker Jörg T. Epplen sagte laut Bistum, dass diese Möglichkeiten noch lange nicht erreicht seien. Zwar scheine die Gen-Therapie mit Körperzellen "einigermaßen beherrschbar", da hier die Behandlung auf den Empfänger beschränkt bleibe und die übertragenen Gene nicht weitervererbt werden könnten. Bei der Therapie von Keim-Zellen jedoch gebe es "große Risiken"; alle nachfolgenden Generationen seien betroffen.
Auch wenn in den vergangenen Jahren und Monaten das als "Gen-Schere" bezeichnete Verfahren "CRISPR/Cas9" die Möglichkeiten der Gen-Therapie revolutioniert habe, sei es bislang nach wie vor eine "Fiktion, dass die Gen-Therapie genau das macht, was der Arzt will", so der Humangenetiker. Den "sauberen Schnitt", den der Begriff "Gen-Schere" suggeriere, sehe er bislang noch nicht, sagte Epplen in der Katholischen Akademie "Die Wolfsburg" in Mülheim an der Ruhr. (KNA)