Immer mehr Menschen gegen Philippinen-Präsident

Christen leisten Widerstand gegen Drogenkrieg

Veröffentlicht am 24.03.2017 um 14:50 Uhr – Lesedauer: 
Philippinen

Manila ‐ Im "Anti-Drogen-Krieg" der Philippinen sind unter Präsident Rodrigo Duterte schon mehr als 8.000 Menschen getötet worden - zumeist Arme aus den Slums. Nun setzen sich Opferfamilien zur Wehr.

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"Den Mord an unseren Kindern werden wir nie vergessen", sagt Emily Soriano. Ihr 16-jähriger Sohn Angelito wurde am 28. Dezember in Bagong Silang getötet, einem Armenviertel am Rande der philippinischen Hauptstadt Manila. Sieben Jugendliche wurden dort an jenem Tag von der Polizei als angebliche Drogenkriminelle erschossen. Der älteste war 25, der jüngste 14 Jahre alt.

Im "Krieg gegen Drogen" auf den Philippinen sind seit dem Amtsantritt von Präsident Rodrigo Duterte im Juni 2016 bereits mehr als 8.000 Menschen außergerichtlich durch Polizei sowie marodierende Todesschwadronen getötet worden. Opfer sind zumeist Arme aus den Slums der Großstädte. Die Drogenbarone haben bislang nichts zu befürchten. Mit christlicher Hilfe setzen sich Opferfamilien nun gegen die Morde zur Wehr.

Widerstand gegen Dutertes blutigen Drogenkrieg

Soriano ist eine der ersten, die entschlossen sind, die Täter vor Gericht zu bringen. Anwälte der Organisation National Union of People's Lawyers (NUPL) haben im Namen von Soriano und anderen gegen die Polizei Anzeige erstattet. Unterstützt werden sie vom ökumenischen Betroffenen-Netzwerk "Rise Up" (Steht auf), dessen katholischer Frontmann Karmeliterpater Gilbert Billeno ist. "Zu oft müssen wir feststellen, dass die Behörden gegen die Interessen der Armen handeln", sagt Pater Billeno. "Mit den Klagen vor Gericht will 'Rise Up' das Übel bloßstellen, das den Armen angetan wird."

Auf den Philippinen als auch international formiert sich Widerstand gegen Dutertes blutigen Drogenkrieg. Das EU-Parlament in Straßburg und die Vereinten Nationen in New York verurteilten im März die außergerichtlichen Tötungen und die Wiedereinführung der Todesstrafe. Im Kampf gegen Drogen müssten die Philippinen Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte respektieren, forderten die EU-Abgeordneten. Ungemach droht Duterte auch in Den Haag. Ein philippinischer Rechtsanwalt will den Präsidenten wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor den Internationalen Strafgerichtshof bringen.

Der philippinische Präsident Rodrigo Duterte.
Bild: ©picture alliance / dpa

Der philippinische Präsident Rodrigo Duterte führt einen harten Dorgenkrieg, in dem es bereits Tausende Opfer gab.

Duterte reagiert auf die Kritiker in bester Despotenmanier. Die EU-Abgeordneten beschimpfte er als "Verrückte". Und Parlamentssprecher Pantleon Alvarez säubert auf Befehl Dutertes im Repräsentantenhaus die Ausschüsse von Abgeordneten der Regierungskoalition, die gegen die Wiedereinführung der Todesstrafe gestimmt haben.

Auf den Philippinen ist es kein Geheimnis, dass die Polizei tief in den Drogenhandel verwickelt ist. "Ja, unser Land hat ein Problem damit. Aber genau jene Leute, die sich zur Ausmerzung der Drogenplage in Position gebracht haben, sind in Wirklichkeit Teil des Problems", klagt Bischof Reuel Margiza, Generalsekretär der United Church of the Philippines.

Präsident reagiert ungehalten auf Kritik der Kirche

Der katholische Menschenrechtler und Herz-Jesu-Missionar Ben Alforque fordert: "Die Regierung sollte ihre Entschlossenheit in diesem Krieg gegen Drogen unter Beweis stellen, indem sie gegen die Narko-Politik vorgeht." Unter "Narko-Politik" wird die Verfilzung von Staat und Drogenkartellen verstanden.

Duterte und sein Polizeichef Ronald dela Rosa reagieren ungehalten auf die anhaltende Kritik der katholischen Bischöfe an seinem Drogenkrieg. So bezeichnete er die Geistlichen als "Hurensöhne" und warf ihnen vor, sich "Mätressen" zu halten. Frustriert sind die beiden aber auch über die rigorose Ablehnung ihrer Idee, die Killerkommandos der Polizei von Priestern begleiten zu lassen.

Eine Lösung des Problems, so Pater Billeno, sei nur mit Reha-Programmen für Drogenkonsumenten und einem "umfassenden Programm zur Armutsbekämpfung" möglich. Dafür seien die Kirchen zu haben, nicht aber für priesterlichen Beistand bei Polizeieinsätzen. "Für das Protokoll: Wir werden uns an keiner Art von Polizeimethoden zur Bekämpfung des Drogenproblems beteiligen - und das erst recht nicht, wenn sie gegen die Armen gerichtet sind."

Von Michael Lenz (KNA)