Als bedeutende Kirchengebäude ihre Konfession wechselten

Früher katholisch, heute evangelisch

Veröffentlicht am 05.04.2017 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Geschichte

Bonn ‐ Als sich vor 500 Jahren das Christentum aufzuspalten begann, wechselten auch Gotteshäuser die Konfession. Katholisch.de stellt drei dieser Kirchen vor, die noch einiges über ihre katholische Vergangenheit verraten.

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500 Jahre Reformation – das bedeutet auch: Seit fast 500 Jahren feiern katholische und protestantische Christen getrennt voneinander Gottesdienst. Die Spaltung des westlichen Christentums brachte somit auch eine "Aufspaltung" der Sakralbauten mit sich, von nun an gab es katholische und protestantische Gotteshäuser. Dort, wo große Teile der Bevölkerung zur neuen Konfession übertraten, wurden bestehende Kirchengebäude mit der Zeit automatisch protestantisch – in einem mal schnelleren, mal langsameren Prozess. Dazu zählen auch bedeutende Bischofskirchen untergegangener deutscher Diözesen. Gemein ist ihnen eines: Oft lassen sich noch Spuren aus vorreformatorischer Zeit entdecken und somit steckt in vielen Gotteshäusern noch immer ein bisschen "katholisch" drin. Katholisch.de stellt drei dieser Kirchen näher vor.

Ein Panorama des Bremer Marktplatzes mit Dom und Rathaus.
Bild: ©costadelsol/Fotolia.com

Der Bremer Dom an markanter Stelle neben dem Rathaus.

Bremer Dom

Es sind nicht nur die weltberühmten Stadtmusikanten, auch der ehemals katholische St.-Petri-Dom zählt zweifelsohne zu den Wahrzeichen der Hansestadt Bremen. Mehr als 90 Meter ragen seine Türme an markanter Stelle am Marktplatz in den Himmel. Das kurz "Bremer Dom" genannte Sakralgebäude neben dem Rathaus war über eine lange Zeit Bischofskirche der untergegangenen Diözese Bremen – im 9. Jahrhundert zusammengelegt zum Doppel-Erzbistum Hamburg-Bremen. Das zunächst romanische Gotteshaus wurde im Laufe der Jahrhunderte im gotischen Stil umgebaut.

Ab 1522 konnte die Reformation in Bremen schnell Fuß fassen – auch vorangetrieben durch das mehrheitlich protestantisch gewordene Bremer Domkapitel. Es wählte mehrere lutherische "Erzbischöfe" in Folge.  Religiöse und politische Gründe führten dazu, dass der Bremer Dom selbst  mehrfach geschlossen wurde – teils für mehrere Jahrzehnte. Das Gebäude verfiel dadurch teilweise, bis Lutheraner den Dom nach einer fast siebzigjährigen Schließung wieder öffneten und ihn für Gottesdienste herrichteten. Der Bremer Dom war protestantisch geworden.

Katholische Elemente blieben erhalten

Heute gehört das aus Sand- und Backstein gebaute Gotteshaus zur evangelisch-lutherischen Domgemeinde St. Petri. Trotz weitreichender Umbauten auch in nachreformatorischer Zeit lässt sich bis in die Gegenwart erkennen, dass es sich beim Bremer Dom einst um eine katholische Kirche handelte. Bilder und Heiligenstatuen etwa wurden im lutherisch gewordenen Dom nicht so streng abgelehnt wie in anderen reformierten Kirchen. Dadurch ist im Vergleich zu vielen anderen protestantischen Sakralbauten ein relativ großer Bestand an mittelalterlichen Kunstwerken erhalten, darunter zahlreiche Steinskulpturen von Heiligen oder die Seitenwangen des Chorgestühls, die biblische Szenen zeigen.

Bild: ©Uwe Graf/Fotolia.com

Der evangelische Dom zu Magdeburg St. Mauritius und Katharina prägt die Silhouette der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts.

Magdeburger Dom

Magdeburger Dom? Der müsste doch eigentlich katholisch sein. Immerhin existiert ein Bistum Magdeburg nach wie vor. Richtig und falsch. Das heutige Bistum Magdeburg wurde erst 1994 errichtet. Vom Mittelalter bis zur frühen Neuzeit existierte bereits ein historisches Erzbistum Magdeburg, das im Jahr 1680 erloschen ist. Bischofskirche war der Dom zu Magdeburg St. Mauritius und Katharina, der bis in die Gegenwart als Wahrzeichen das Stadtbild prägt. Heute ist die katholische Bischofskirche von Magdeburg die kleinere Kathedrale St. Sebastian.

Im Zeitalter der Reformation wurde Magdeburg zu einer Hochburg des Protestantismus. Nach einem Besuch Martin Luthers im Jahr 1524 schlossen sich sämtliche Stadtgemeinden dem neuen Bekenntnis an. Die Domherren hingegen verweigerten den Übertritt. Plünderungen und Zerstörungen waren die Folge, wobei viele Kunstwerke wie Altarbildnisse verloren gingen. Wie in Bremen kam es auch in Magdeburg zu einer Schließung des Doms St. Mauritius und Katharina, bis sich auch dort das lutherische Bekenntnis durchsetzte. Am Ersten Advent 1567 fand erstmals ein evangelischer Gottesdienst im Magdeburger Dom statt. Seit diesem Tag gilt das Gotteshaus als protestantisch.

Hier liegt "der Große" begraben

Der ab 1207 errichtete Dom ist das älteste gotische Bauwerk auf deutschem Boden und zugleich Grabkirche von Kaiser Otto I., genannt "der Große". Heute fungiert er als Pfarrkirche für die Evangelische Domgemeinde und ist eine der Hauptkirchen der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM). Zeugnisse für den Dom als ehemals katholisches Gotteshaus haben sich auch in Magdeburg erhalten – sei es die Sandsteinskulptur des heiligen Mauritius aus dem 13. Jahrhundert, bei der es sich um die früheste bekannte Darstellung eines dunkelhäutigen Heiligen handelt, die Skulpturen der Klugen und törichten Jungfrauen oder das Chorgestühl mit Szenen aus dem Leben Jesu von 1363.

Eine Detailaufnahme des Doms zu Halberstadt.
Bild: ©corinnah/Fotolia.com

Der Dom zu Halberstadt wurde nach dem Vorbild französischer Kathedralen erbaut.

Dom zu Halberstadt

Dieses Gotteshaus hat auch George Clooney beeindruckt: Für den Film "Monuments Men" aus dem Jahr 2014 kam der Hollywoodstar nach Halberstadt im nördlichen Harzvorland und drehte im dortigen Dom – obgleich das gotische Gotteshaus im fertigen Film die Kathedrale von Gent darstellen soll. Der Dom St. Stephanus und St. Sixtus wurde zwischen 1236 und 1486 nach dem Vorbild französischer Kathedralen gebaut und war Bischofskirche des historischen Bistums Halberstadt, das 1648 unterging.

Eine friedliche Koexistenz

Nach dem Einsetzen der Reformation traten viele Städte und Dörfer auf Diözesangebiet zum lutherischen Bekenntnis über, wobei Domkapitel, Klöster und Stifte vorerst katholisch blieben. Mit Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel wurde im Jahr 1566 erstmals ein protestantischer Bischof gewählt. Dennoch bedeutete dies nicht einen vollständigen Übertritt zum Protestantismus. Das Domkapitel verblieb gemischtkonfessionell und katholische und lutherische Konfession koexistierten im Bistum friedlich. Erst mit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges und der Auflösung der Diözese Halberstadt setzte sich die neue Konfession vollends durch, der Dom wurde evangelische Kirche.

Das Gotteshaus gehört heute zur Evangelischen Kirchengemeinde Halberstadt. Was den Dom von zahlreichen protestantisch gewordenen Kirchen unterscheidet, ist die Tatsache, dass fast die gesamte Ausstattung aus vorreformatorischer Zeit erhalten geblieben ist. Erwähnenswert ist hier vor allem die monumentale Triumphkreuzgruppe, die sich über dem Lettner erhebt und noch aus dem ottonischen Vorgängerbau des Doms stammt. Doch auch die mittelalterlichen Glasmalereien in den Fenstern des Domchores, der reiche Skulpturenschmuck oder das gotische Chorgestühl machen deutlich, dass der Halberstädter Dom einst ein katholischer Sakralbau war.

Von Tobias Glenz

Weitere Beispiele

Von katholisch zu evangelisch: Wie den drei exemplarisch vorgestellten Gotteshäusern erging es zahlreichen Bischofskirchen früherer deutscher Diözesen – vor allem im nord- und ostdeutschen Raum. Weitere bekannte Beispiele sind der St.-Petri-Dom zu Schleswig, der Schweriner Dom St. Marien und St. Johannis, der Lübecker Dom, der Dom zu Meißen oder der Naumburger Dom St. Peter und Paul.