Die heilige Magdalena von Canossa

Dienerin der Hilfsbedürftigen

Veröffentlicht am 28.02.2015 um 21:56 Uhr – Lesedauer: 
Magdalena von Canossa

Bonn ‐ Magdalena, Tochter des Grafen Ottavio Canossa, stellte ihr Leben in den Dienst der Nächstenliebe. Viele Frauen- und Männerklöster in aller Welt leben auch heute noch nach den Regeln der Heiligen.

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Am 1. März 1774 erblickte Magdalena in Verona als Tochter der Grafenfamilie Canossa das Licht der Welt. Eine sorglose Kindheit war ihr nicht beschert, denn schon früh verlor sie ihre Eltern und wurde von Verwandten erzogen. Es war die Zeit der Französischen Revolution. Sie führte zu einem radikalen Wandel der Frauenrolle in der Kirche. Fast alle Klöster wurden aufgelöst. Bestehen blieben lediglich Häuser, die sich caritativen Aufgaben widmeten.

Das Idealbild einer Ordensfrau in dieser Zeit entsprach nicht dem des kontemplativen Lebens, sondern der Bereitschaft der Nonnen, ihr Leben in den Dienst der Kranken und Bedürftigen zu stellen. Diese revolutionären Gedanken gefielen Magdalena. Sie war zwar in ein Karmelitinnen-Kloster eingetreten, erkannte aber bald – unterstützt von den Gedanken der Revolution – ihre wahre Berufung, nämlich Gott im Nächsten zu suchen und nicht in Einsamkeit und Kontemplation.

Sie imponierte Napoleon

Zunächst kümmerte Magdalena sich aber um den Haushalt ihrer Familie und die Erziehung und Ausbildung ihrer jüngeren Schwester. Mehr und mehr sorgte sie für verwahrloste Kinder, gab ihnen in ihrem Palast Essen und Unterkunft, Erziehung und Bildung. Napoleon soll um diese Zeit mehrere Male zu Gast im gräflichen Palast zu gewesen sein. Das soziale Engagement der jungen Magdalena faszinierte ihn. Und er sorgte dafür, dass die Grafentochter das ehemalige Augustinerkloster in Verona bekam.

Bild: ©rh2010/Fotolia.com

Verona ist eine Stadt in Venetien im Nordosten Italiens. Hier wirkte die heilige Magdalena von Canossa den größten Teil ihres Lebens.

Magdalena gründete dort im Jahr 1808 die Kongregation der "Töchter von der Liebe" – auch "Canossianerinnen" genannt. Fortan lebte die junge Adelige in einer kleinen und einfachen Klosterzelle. Mittlerweile hatten sich ihr immer mehr junge Frauen angeschlossen, die sie bei ihren wichtigen caritativen Aufgaben unterstützten.

Heiligsprechung durch Johannes Paul II.

Nicht nur Napoleon konnte Magdalena mit ihrem sozialen Wirken beeindrucken. Kaiser Franz I. von Österreich bewunderte sie ebenfalls und schenkte Magdalena einige alte Klöster in der Nähe von Verona und Venedig. Rasch verbreitete sich der neue Frauenorden. Papst Leo XII. bestätigte ihn offiziell im Jahr 1828. Drei Jahre später gründete der Priester Antonio Provolo nach Magdalenas Vorbild eine Ordensgemeinschaft für junge Männer, die "Söhne der Nächstenliebe". Dieser Orden kümmerte sich um die Erziehung und Bildung von jungen Männern.

Auf Magdalenas Initiative geht eine dritte Ordensgemeinschaft zurück – das "Institut für Taubstumme". Die Ordensgemeinschaften verbreiteten sich von der Mitte des 19 Jahrhunderts an auch im Ausland – der weibliche Zweig bis zum Nahen Osten, der männliche bis Lateinamerika und den Philippinen. An einem Karfreitag, am 10. April 1835, starb Magdalena im Kreise ihrer Mitschwestern. Selig gesprochen wurde sie am 7. Dezember 1941 durch Papst Pius XII., heiliggesprochen am 2. Oktober 1988 durch den mittlerweile ebenfalls heiligen Papst Johannes Paul II.

Von Margret Nußbaum