Franziskus: Technik nicht über menschliches Wohl stellen

Papst fordert bei TED-Talk "Revolution"

Veröffentlicht am 26.04.2017 um 13:01 Uhr – Lesedauer: 
Papst Franziskus bei einer Ansprache.
Bild: © KNA
Papst

Vatikanstadt ‐ Normalerweise reden bei der TED-Konferenz Wissenschaftler, Gründer von Start-ups oder Künstler. Bei der aktuellen Runde ist erstmals der Papst unter den Rednern – und er fordert eine Revolution.

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Papst Franziskus hat dazu gemahnt, technische und wirtschaftliche Fortschritte nicht über das Wohl der Menschen zu stellen. Heute stünden oft "nicht mehr der Mensch, sondern seine Produkte" im Zentrum, sagte er in einer Videobotschaft, die in der Nacht auf Mittwoch (MEZ) bei der Innovationskonferenz TED (Technology Entertainment and Design) in Vancouver ausgestrahlt wurde. Franziskus skizzierte die Vision einer mit technischem und wissenschaftlichem Fortschritt ebenso voranschreitenden sozialen Gleichheit und gesellschaftlichen Inklusion. Zukunft könne nur gemeinsam gestaltet werden, ohne irgendjemanden auszuschließen, so der Papst.

Es war das erste Mal, das sich ein Papst bei der internationalen Konferenz per Videobotschaft äußerte. Für die in italienischer Sprache gehaltene Rede stehen Untertitel in 22 Sprachen zur Verfügung, darunter deutsch. 

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"Um sich für das Gute einzusetzen, braucht es Erinnerung, Mut und auch Kreativität" sagte Franziskus weiter. Gute Vorsätze allein reichten nicht, man müsse sich immer konkret um die Mitmenschen kümmern. Der Papst rief in seiner Botschaft auch alle Mächtigen zu Demut auf - "andernfalls ruiniert dich die Macht und du wirst die anderen ruinieren".

"Es gibt ein Sprichwort in Argentinien: Macht ist wie Gin auf leeren Magen zu trinken. Man fühlt sich schwindlig, betrinkt sich, verliert seine Balance und schadet schließlich sich selbst und allen um einen herum, wenn man seine Macht nicht mit Demut und Zärtlichkeit verbindet." Zugleich appellierte der 80-Jährige an Wissenschaft und Technologie, niemanden zurückzulassen. "Wie wunderbar wäre es, wenn das Wachstum der Wissenschaft und technologische Innovation mit mehr Gleichheit und sozialer Integration einhergehen würden."

„Es reicht ein Mensch, damit es Hoffnung gibt, und dieser Mensch kannst du sein.“

—  Zitat: Papst Franziskus

Egoismus erteilte der Papst eine Absage und forderte eine "Revolution der Zärtlichkeit". Zugleich betonte Franziskus, dass die Zukunft der Menschen nicht allein von den Mächtigen abhänge, auch wenn Politiker und Großunternehmen eine bedeutende Verantwortung trügen. Er forderte jeden selbst zum Handeln auf: "Es reicht ein Mensch, damit es Hoffnung gibt, und dieser Mensch kannst du sein." In der "Nacht der Konflikte" könne jeder einzelne Mensch eine Kerze sein und daran erinnern, dass Licht Schatten besiege. Wenn sich dann mehrere Menschen vereinten, beginne eine Revolution, so Franziskus.

Die TED-Konferenzen gehören zu den bedeutendsten Plattformen für den Austausch innovativer und kreativer Ideen. Zu den Rednern gehören Spitzenleute der Wissenschaft, Technologie, Wirtschaft aber auch aus Politik und Kultur. Für die TED-Talks werden Videos ins Netz gestellt und in zahlreiche Sprachen übersetzt. Die TED 2017 findet noch bis Donnerstag unter dem Motto "The Future You" statt. (fxn/KNA/dpa)