Ein Katholik auf dem Thron
Auch wird es im Anschluss keinen feierlichen Gottesdienst in der Madrider Almudena-Kathedrale geben. Und seinen Eid schwört der 46-jährige Kronprinz auch nicht wie sein Vater auf "Gott und die heiligen Evangelien", sondern nur auf die Verfassung. "Felipe ist ein tiefgläubiger und praktizierender Katholik und sich der katholischen Geschichte und Tradition der spanischen Monarchie sehr bewusst", erklärt der Kenner des Königshauses Jose Apezarena. Da Spanien aber offiziell ein nicht-konfessioneller Staat ist, schließe der neue König "jeglichen religiösen Charakter seiner Thronbesteigung aus".
Apezarena kennt den Kronprinzen seit Jahrzehnten. Schon die Tatsache, dass der Madrider Zarzuela-Palast eine eigene Kapelle verfügt, in der jeden Sonntag ein Gottesdienst für die Familie gefeiert wird, zeige die enge Beziehung der Bourbonen mit dem Katholizismus, sagte Apezarena der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Der Generalsekretär und Sprecher der spanischen Bischofskonferenz ist sich ebenfalls der religiösen Überzeugung des künftigen Königs sicher, ließ Padre José María Gil Tamayo verlauten. Dies gelte auch dann, wenn der Rahmen der Zeremonie nicht religiöse geprägt sei.
Felipe verbirgt seine katholischen Wurzeln nicht
Jahrelang diente Felipe in der Familienkapelle als Messdiener. Vor allem seine Mutter Sofia legte großen Wert auf eine katholische Erziehung ihres Sohnes. Sie besuchte sogar mehrere Schulen in Madrid und prüfte deren Lehrplan und die Methoden des Religionsunterrichts, bevor sie sich für eine Schule entschied. Felipe selbst schickt seine beiden Töchter Leonor (8) und Sofia (7) auf die private Grundschule Santa Maria de los Rosales im Nordwesten Madrids.
Auch ansonsten verbirgt Felipe seine katholischen Wurzeln nicht vor der Öffentlichkeit. Seiner Frau Letizia gab er 2004 das Ja-Wort in der Kathedrale von Madrid. "Mich überraschte das große Interesse, mit der Felipe und Letizia den Ehevorbereitungskurs absolvierten", verriet jüngst Kardinal Jose Manuel Estepa Llaurens. "Über Monate trafen wir uns zweimal pro Woche."
Eine der ersten Reisen nach der Hochzeit führte Felipe und Letizia nach Rom, wo sie im Vatikan - gemäß der Tradition - Papst Johannes Paul II. besuchten und ihn um seinen Segen baten. Spaniens Bischöfe sind überzeugt, dass auch Juan Carlos Thronerbe die traditionell engen Verbindungen zwischen Kirche und Königshaus beibehalten wird.
Vertrauen in den Staat erneuern
Die Herausforderungen für den neuen König sind groß: Spanien leidet weiter an den Folgen der schweren Wirtschaftskrise. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 25 Prozent; unter den Jugendlichen ist sogar die Hälfte ohne Job. "Felipes Krönung bedeutet eine Art symbolischen Neustart. Er kann den Menschen in der aktuell schwierigen Lage wieder Hoffnung geben», meint Königshausexperte Apezarena.
Und nach Überzeugung des Historikers Pablo Perez von der Universität Navarra kann Felipe durch sein Verhalten und Auftreten auch das Vertrauen in den Staat erneuern. Immer neue Korruptionsskandale haben in den vergangenen Jahren das Vertrauen der Spanier in die Regierung, in Parteien und sogar in die Königsfamilie selbst zerstört.
Seine politischen Handlungsmöglichkeiten sind allerdings beschränkt. Felipes Vater Juan Carlos kam beim Übergang Spaniens von der Franco-Diktatur zur Demokratie und bei der Niederschlagung des Staatsstreichversuchs franquistischer Militärs 1981 zwar eine zentrale historische Rolle als Garant für die Stabilität und Einheit Spaniens zu. Heute sind der Spielraum und die Rolle des Königs jedoch sehr viel begrenzter.
Er ist zwar Staatsoberhaupt, hat aber wie der Bundespräsident in Deutschland eher repräsentative Aufgaben. Zudem hat er Gesetze zu unterschreiben und die Regierung und Minister zu ernennen und zu entlassen. Im Konflikt zwischen der Zentralregierung und den zunehmend nach Unabhängigkeit strebenden Katalanen und Basken kann Felipe, so heißt es, als "neutrale Instanz" immerhin vermitteln und den Dialog wiederherstellen. (som/KNA)