Walter Homolka hält christlich-jüdischen Dialog für unzureichend

Rabbiner: Christen ignorieren heutiges Judentum

Veröffentlicht am 08.06.2017 um 12:10 Uhr – Lesedauer: 
Kippa und Davidstern
Bild: © dpa/Godong
Interreligiöser Dialog

Wittenberg ‐ Für den Rabbiner Walter Homolka sei zwar "eine Wertschätzung des Judentums erkennbar" - etwa bei Papst Benedikt XVI. Oft bezögen sich Christen aber nur auf eine spezielle Epoche des Judentums.

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Der Rabbiner Walter Homolka hält den christlich-jüdischen Dialog der vergangenen Jahrzehnte für unzureichend. Zwar sei etwa bei Papst Benedikt XVI. "eine Wertschätzung des Judentums erkennbar", sagte Homolka am Mittwochabend in Wittenberg. Oft bezögen sich Christen jedoch auf ein Judentum, wie es zur Zeit Jesu bestanden habe. Sie ignorierten "2.000 Jahre Glaubensgeschichte".

In Gesprächen mit Christen müsse er "einen ständigen Kampf um ein zeitgemäßes Bild des Judentums führen", erklärte Homolka. Er leitet das Potsdamer Abraham-Geiger-Kolleg, das Rabbiner ausbildet, und ist Professor für Jüdische Religionsphilosophie an der Universität Potsdam. So seien die Ergebnisse des christlich-jüdischen Dialogs "nicht in die Kernbereiche der christlichen Theologie vorgedrungen". Jahrhunderte lang habe die Kirche ihre Botschaft auf der Grundlage der Behauptung vorgetragen, dass das Judentum als "defizitäre Vorform" des Christentums religiös versagt habe.

Homolka äußerte sich bei der Vorstellung eines Buches mit Stellungnahmen aus seiner Hand zu religiösen, ethischen und politischen Fragen. Die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, räumte ein, dass vieles aus dem christlich-jüdischen Dialog "nicht auf den Kanzeln und in den Gemeinden angekommen ist". (KNA)