Katholisch.de beantwortet Fragen zu dem neuen Gedenktag

Erster Gedenktag für Selige Märtyrer von Dachau

Veröffentlicht am 12.06.2017 um 18:36 Uhr – Lesedauer: 
Erster Gedenktag für Selige Märtyrer von Dachau
Bild: © KNA
Bistümer

Bonn/München ‐ Am Montag wurde im Erzbistum München und Freising erstmals der Gedenktag für die Seligen Märtyrer des KZ Dachau begangen – mit einer zentralen Messe. Künftig kann der Tag dezentral gefeiert werden. Katholisch.de erklärt, worum es geht.

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Hintergrund – Priesterblock im KZ Dachau

Im Konzentrationslager waren zwischen 1933 und 1945 etwa 200.000 politische Gefangene interniert - rund 41.500 von ihnen starben an den Folgen der Haft oder wurden ermordet. Zu den Gefangenen gehörten politische Gegner der Nationalsozialisten, Juden, Sinti und Roma sowie Zeugen Jehovas und Homosexuelle. Drei zusammenliegende Baracken Block 26, 28 und 30 waren für Geistliche diverser Konfessionen reserviert. Mehr als 90 Prozent der Häftlinge im sogenannten Pfarrerblock waren katholische Geistliche. Besonders schlimm wurden die polnischen Geistlichen schikaniert. Von den 2.720 inhaftierten Priestern und Ordensleuten waren 1.780 Polen (868 Todesfälle) und 447 Deutsche und Österreicher (94 Todesfälle).

Seligsprechung von Pater Unzeitig im Würzburger Dom.
Bild: ©dpa

Die Seligsprechung von Pater Engelmar Unzeitig fand am 24. September 2016 im Würzburger Dom statt. Er ist somit der "jüngste" der Seligen Märtyrer von Dachau.

Was bedeutet Selige Märtyrer von Dachau?

200 der in Dachau inhaftierten Männer gelten in der katholischen Kirche als Märtyrer, deren Sterben ein Zeugnis für Christus ist. Bisher wurden 56 von ihnen seliggesprochen. Es handelt sich um Priester, Ordensmänner und einen verheirateten Laien. Einige Seligsprechungsverfahren laufen noch, etwa in den Heimatbistümern oder in den Ordensgemeinschaften. Außerdem gibt es Begehren für Seligsprechungsverfahren wie jüngst im Bistum Münster, wo 1.500 Unterschriften für die Seligsprechung Bernhard Poethers gesammelt wurden. Bei Seligen geht es auch um die Verehrung und das fürbittende Gebet, deshalb könne ein liturgischer Gedenktag nur für von der Kirche offiziell erklärte Selige oder Heilige gefeiert werden, teilte die Erzdiözese München und Freising mit. Es gehe um das mit dem jeweiligen Schicksal verbundene Glaubenszeugnis und nicht um eine ganze Gruppe von Menschen, wie etwa bei staatlichen Gedenktagen.

Wer sind die Seligen Märtyrer von Dachau?

Es gibt die am 13. Juni 1999 seliggesprochenen "108 polnischen Märtyrer des Nationalsozialismus". Von ihnen waren 45 Häftlinge im KZ Dachau – darunter auch der sechsfache Vater und Leiter der Katholischen Aktion Stanislaw Kostka Starowieyski. In Polen wird ihrer ohnehin am 12. Juni gedacht. Hinzu kommen zwei weitere Polen, die bereits früher seliggesprochen wurden: Weihbischof Michal Kozal und Kaplan Stefan Wincenty Frelichowski. Weiter gehören der niederländische Karmeliter Titus Brandsma, der Turiner Dominikanerpater Giuseppe Girotti, der Sorbe Alojs Andritzki sowie die Österreicher Carl Lampert und Otto Neururer zu den Seligen Märtyrern von Dachau. Die deutschen Seligen sind der Prager Jugendseelsoger Gerhard Hirschfelder, der Mariannhiller Missionar Engelmar Unzeitig, Karl Leisner und Georg Häfner.

Tagesgebet der "Seligen Märtyrer von Dachau"

Allmächtiger, ewiger Gott, in großer Bedrängnis hast du den seligen Märtyrern von Dachau die Gnade geschenkt, bis in den Tod für Wahrheit und Gerechtigkeit zu kämpfen. Auf ihre Fürsprache hilf uns, aus Liebe zu dir alles Widrige zu ertragen und mit ganzer Kraft dir, dem wahren Leben, entgegenzueilen. Durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn und Gott, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

Wie wird der Gedenktag begangen?

Es handelt sich um eine Eigenfeier im Erzbistum und um einen nicht gebotenen Gedenktag. Das bedeutet, dass in den Kirchengemeinden der Erzdiözese München und Freising am 12. Juni der Seligen Märtyrer von Dachau gedacht werden kann, aber nicht muss. Es können auch die liturgischen Texte "vom Wochentag" verwendet werden. Wo der Gedenktag begangen wird, gilt die liturgische Farbe Rot, die für das Blut der Märtyrer steht. Es gibt im Gottesdienst ein eigenes Tagesgebet und eigene Lesungstexte (Weish 3,1-9 und Joh 15,9-17). Im Stundengebet kann bei der Lesehore ein Ausschnitt aus einer Predigt von Johannes Paul II. die zweite Lesung ersetzen. Die neuen Texte sind in den Eigenfeiern des Erzbistums verzeichnet; sie wurden mit Datum vom 18. Juli 2016 von der Gottesdienstkongregation anerkannt.

Bei der zentralen Messe am Montagnachmittag im Liebfrauendom mit Weihbischof Rupert Graf zu Stolberg wurden zudem die Namen der 56 Märtyrer verlesen, es gab entsprechende Fürbitten ("auf die Fürsprache des seligen…") und musikalisch wurde die Dachau-Messe des KZ-Häftlings Pater Gregor Schwake von 1944 aufgeführt.

Von Agathe Lukassek

Mehr Informationen

Der "Freun­des­kreis Selige aus dem KZ Dachau" hat Porträts der Märtyrer und Seligen von Dachau und bietet Informationen zu dem sogenannten Priesterblock im KZ.