"Ich will nur für Gott schön sein"
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Frage: Schwester Serafina, herzlichen Glückwunsch zur Aufnahme ins Kloster. Ist Ihr Lebenstraum damit nun in Erfüllung gegangen?
Serafina: Ja, ich habe diesen Tag meiner Aufnahme ins Noviziat schon lange herbeigesehnt. Allerdings bin ich mir nicht so sicher, ob das mein Wunsch war oder Gottes Wunsch. Wenn ich nicht gespürt hätte, dass er mich will, dann hätte ich mich mehr dagegen gesträubt.
Frage: Haben Sie sich denn gegen diese Berufung gesträubt?
Serafina: Ja und nein. Ich habe mir das immer wieder und sehr lange überlegt, ob ich wirklich ein Leben im Kloster will. Schon von Kindheit an habe ich in mir eine Unruhe gespürt, wie wenn ich verliebt wäre. Ich habe sehr früh gewusst, dass ich Ordensfrau werden möchte. Und immer dann, wenn ich Zweifel daran hatte und mir gesagt habe, das kann doch gar nicht wahr sein, mich also innerlich gegen diese Gedanken gesperrt habe, wurde es richtig schlimm. Während meiner Schulzeit hatte ich Phasen, in denen ich keine Lust darauf hatte, über all das nachzudenken. Ich sagte mir: "Ich will diese Sehnsucht nicht“. Aber die Sehnsucht war stärker und als ich ihr nachgegeben hatte, konnte ich sagen: "Gott, du darfst mich haben“. Dann wurde es endlich ruhig in mir. Irgendwann bin ich dann auf dieses Kloster der Klarissen in Bautzen gestoßen. Damals war ich noch sehr jung, aber ich wusste sofort, dass das mein zweites zuhause ist. Ich habe gespürt: Das ist der Ort, an dem Gott mich haben will. Heute weiß ich, dass ich hier richtig bin.
Frage: Wie fühlt es sich für Sie an, nun in dem neuen Ordenskleid?
Serafina: Es fühlt sich warm an. Ich habe mich schnell an mein Ordenskleid gewöhnt. Seit meiner Einkleidung am Pfingstmontag trage ich einen braunen Habit nach franziskanischer Art mit einem Strick. Außerdem einen weißen Schleier und einen Rosenkranz. Die dazugehörigen Knoten auf dem Strick bekomme ich allerdings erst, wenn ich die Gelübde der Armut, des Gehorsams und der Ehelosigkeit ablegen werde. Das dauert aber noch. Das heißt, zurzeit bin ich noch völlig ungebunden und habe noch kein Versprechen abgelegt, nur meine Haare. Ich war ziemlich traurig, dass ich meine Haare zum Noviziatsbeginn abschneiden lassen musste. Als Frau ist das ja typisch, dass man sich die Haare schön machen will. Nun sind sie weg, aber dafür war es ein schönes Erlebnis mit Gott.
Frage: Was meinen Sie damit?
Serafina: Man könnte sagen, dass die Einkleidung wie eine Verlobung ist. Ein Bräutigam sagt seiner Geliebten wie schön sie ist und was er schön an ihr findet. Für mich ist Jesus Christus der Bräutigam und ich bin seine Braut. Nur Gott schaut nicht auf das Äußere, sondern direkt ins Herz hinein. Und deshalb habe ich Gott innerlich gefragt: "Wo ist mein Herz schön?“ Ich habe dann für mich aufgeschrieben, was er Schönes an mir sehen könnte. Und das war dann doch eine längere Liste. Danach war es kein Problem mehr für mich, meine Haare bei der Einkleidungszeremonie abschneiden zu lassen. Es ist schon ein starkes Zeichen! Ein Zeichen dafür, dass ich nur für Gott schön sein möchte und ihm meine Schönheit schenke.
Frage: Sie haben sich bewusst für einen kontemplativen Orden entschieden. Warum?
Serafina: Hier im Kloster in Bautzen leben wir Schwestern in Klausur und haben keinen Ausgang. Wir gehen nicht aus dem Kloster hinaus, außer zum Zahnarztbesuch vielleicht. Angst macht mir das Leben hier gar nicht. Im Gegenteil, ich finde das sehr schön, denn ich weiß, ich gehöre hierher und ich werde hier bleiben, hoffentlich mein Leben lang. Hier ist der Ort, an dem Gott mich haben will. Man pflanzt einen Baum auch nicht ein, um ihn in zehn Jahren wieder neu zu verpflanzen. Außerdem bin ich nicht der Mensch, der furchtbar gerne in fremde Länder verreist. Ich entdecke lieber meine Welt in den kleinen Dingen um mich herum. Das macht mich innerlich reich, wenn ich um mich herum alles wie unter einem Mikroskop betrachte. Je länger ich hinschaue, desto mehr entdecke ich. Alles wird viel größer in Gottes wunderbarer Schöpfung.
Frage: Aber Sie treten als junger Mensch freiwillig in ein Altersheim ein, hat Sie das nicht abgeschreckt?
Serafina: Warum Altenheim? So alt sind wir hier in Bautzen nicht. Mit mir sinkt der Altersdurchschnitt im Kloster auf 48 Jahre. Die anderen sieben Mitschwestern sind zwischen 77 und 32 Jahren alt. Ich fühle mich mit Menschen aller Altersstufen wohl und Alter gibt auch keine Auskunft über die Lebendigkeit der Person. Gerade in unserer Franziskanischen Familie kann es mitunter sehr lustig zu gehen.
Frage: Wie hat denn ihr Umfeld auf Ihre Entscheidung reagiert? Wurden Sie für verrückt erklärt?
Serafina: Verrückt war ich sowieso schon immer, aber die meisten haben positiv reagiert. Manche haben gesagt: "Krass, aber das passt genau zu dir". Manche von meinen engeren Freunden haben sogar festgestellt: "Das wolltest du doch schon immer". Manche waren übrigens auch bei meiner Aufnahme im Kloster dabei.
Frage: Warum haben Sie sich für den Ordensnamen Serafina entschieden oder wurde er Ihnen zugewiesen?
Serafina: Ich habe mir diesen Namen selbst ausgewählt, mir wurde nichts vorgeschlagen oder aufs Auge gedrückt. Wichtig ist im Konvent nur, dass kein Ordensname doppelt besetzt ist, ansonsten ist man frei. Serafina fand ich einfach schön. Vor mir gab es hier in Bautzen schon einmal eine Schwester Serafina, die ich nur vom Hörensagen her kenne. Die Mitschwestern haben mir von ihr erzählt und mit der Zeit ist mir der Name ins Herz gerutscht. Außerdem erinnert mich der Name Serafina an die Seraphim-Engel, die feurig sind und ganz nahe bei Gott. Franz von Assisi empfing der Überlieferung nach seine Wundmale durch einen gekreuzigten Seraphen-Engel. Franziskus hatte so eine brennende Liebe zu Christus, dass er ihm ganz ähnlich wurde und das fasziniert mich einfach. Ich will selbst diese brennende Liebe Christi weitertragen an meine Mitmenschen und vor Gott im Herzen.
Frage: Und warum wollten Sie eine Klarisse in Bautzen werden?
Serafina: Ich sehe da so eine Spur, die sich durch mein ganzes Leben zieht. Mein weltlicher Taufname ist Johanna Clara und da erkenne ich schon eine besondere Verbindung zur Heiligen Clara von Assisi. Ich fühle mich zu einem Leben in Armut hingezogen. Ich brauche nicht die Überfülle, mir genügt das Einfache. Ich kann von dem leben, was ich bekomme. Daher passt dieses Leben als Klarisse sehr gut zu mir.
Frage: Wie geht es denn jetzt beruflich bei Ihnen weiter?
Serafina: Das Abitur habe ich in der Tasche, das war meiner Novizenmeisterin und Äbtissin immer wichtig. Momentan werde ich Ordensschwester, das ist meine berufliche Ausbildung. Es ist zudem festgelegt, dass ich einen theologischen Fernkurs mache. Wenn es nicht unbedingt nötig ist, dann bleibe ich Ordensschwester ohne weiteren beruflichen Werdegang.
Frage: Sind Sie so etwas wie eine Altenpflegerin für die älteren Schwestern?
Serafina: Altenpflegerinnen brauchen wir nicht, alle Mitschwestern helfen im Haus, der Kirche oder im Garten. Momentan bin ich verantwortlich für die vielen Kräuter im Garten und bin daher viel draußen unterwegs. Im Winter mische ich die getrockneten Kräuter zu Tee. Ansonsten bin ich in der Küche beschäftigt. Die Dienste wie Abwaschen oder Kochen machen wir im wöchentlichen Wechsel, damit das Essen auch immer wieder anders schmeckt.
Frage: Genügt Ihnen das alles für Ihr Leben?
Serafina: Ja und zwar nicht nur, weil der Alltag so spannend ist, sondern weil man hier ganz intensiv mit Gott lebt. Da wird es mir bestimmt nie langweilig. Außerdem werde ich meine Mitschwestern Jahr für Jahr besser kennen lernen. Und was noch viel Wichtiger ist, auch an Gott werde ich immer wieder neue Seiten entdecken. Und er wird mir immer neu begegnen. Ich will weiter hier sein und hier bleiben. Ich bin angekommen.