Peter Shao Zhumin seit 35 Tagen verschwunden

China: Botschafter fordert Freilassung von Bischof

Veröffentlicht am 21.06.2017 um 16:00 Uhr – Lesedauer: 
Diplomatie

Peking ‐ Seit mehr als einem Monat ist der von Rom ernannte Bischof Peter Shao Zhumin schon verschollen. Es ist nicht das erste Mal. Der deutsche Botschafter in China fordert nun seine Freilassung.

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Der deutscher Botschafter in China hat die Freilassung eines seit über einem Monat verschwundenen Bischofs gefordert. Seit Herbst sei Peter Shao Zhumin bereits viermal an unbekannte Orte verbracht worden, heißt es in einer ungewöhnlich deutlichen Erklärung von Botschafter Michael Clauss (Dienstag). Auch über neue Gesetzentwürfe zu religiösen Angelegenheiten in China äußerte sich der deutsche Diplomat besorgt. Wenn diese nicht geändert würden, drohten "weitere Einschränkungen der Religions- und Glaubensfreiheit".

Vom chinesischen Bischof Shao Zhumin fehlt seit 35 Tagen jede Nachricht. Er war erst im September 2016 von Papst Franziskus zum Bischof der Millionenstadt Wenzhou ernannt worden, wurde aber von der Regierung nicht anerkannt. Er war Mitte Mai zu einem Termin beim Amt für Religionsangelegenheiten in Wenzhou gebeten worden. Seither ist nichts mehr über seinen Verbleib bekannt. Laut dem Pressedienst Asianews leben in Wenzhou 80.000 Katholiken der sogenannten Untergrundkirche sowie 120 Katholiken, die mit der regierungstreuen "Patriotischen Vereinigung" verbunden sind.

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Christen führen in China kein leichtes Leben. Doch ihre Geschichte in dem kommunistischen Land ist vielfältig - und noch nicht zuende. Denn gerade jetzt könnte ein entscheidender Wendepunkt erreicht werden. (Artikel vom Mai 2017)

Die Ernennung von Bischöfen ist seit langem zentraler Streitpunkt zwischen dem Vatikan und dem chinesischen Staat. Der Vatikan beansprucht das Recht, Bischöfe frei zu bestimmen. China lehnt dies als Einmischung in innere Angelegenheiten ab. Die Regierung besteht auf einer umfassenden Kontrolle über die katholische Kirche. Nach längerer Unterbrechung wurden chinesische Bischöfe seit 2007 in der Regel in Abstimmung zwischen Vatikan und Regierungsbehörden geweiht. Seit 2011 kehrte Peking immer wieder zur alten Praxis zurück und ordinierte Bischöfe ohne römische Genehmigung.

Der Vatikan und China unterhalten seit 1951 keine offiziellen Beziehungen mehr. Zuletzt haben sich die inoffiziellen Gespräche wieder intensiviert. Die Katholiken in China sind seit den 1950er Jahren in zwei Gruppen gespalten, die "Patriotische Vereinigung" und die romtreue Untergrundkirche. Letztere ist staatlichen Repressalien ausgesetzt; mehrere Bischöfe und Priester sitzen in Haft. Nach offiziellen Angaben zählt die katholische Kirche in China 5,7 Millionen Mitglieder, nach inoffiziellen Angaben etwa 12 Millionen. (KNA)