Türkei weist Kritik an Koranlesung zurück
Die türkische Regierung hat die griechische Kritik an den Gebeten in der Hagia Sophia zurückgewiesen. "Statt dem türkischen Volk zum Fastenmonat Ramadan und der 'Nacht der Allmacht' zu gratulieren, hat sich das griechische Außenministerium entschieden, die Lesungen des Koran und den Aufruf zum Gebet zu entstellen", hieß es am Freitag aus dem türkischen Außenministerium. Ankara verwies im Gegenzug auf die Situation der Muslime in Griechenland; diese würden von den griechischen Behörden diskriminiert.
Die türkische Religionsbehörde Diyanet hatte kürzlich eine Koranlesung und Gebete in der Hagia Sofia organisiert. Auch der Religionsminister Mehmet Görmez war anwesend. Die Lesung wurde vom Staatsfernsehen übertragen. Anlass war der Laylat al Qadr ("Nacht der Allmacht"). Nach muslimischem Glauben wurde dem Propheten Mohammed in dieser Nacht des Jahres 610 der Koran offenbart.
Harte Kritik aus Griechenland
Griechenland hatte den Schritt kritisiert; dort befürchtet man seit langem eine Rückumwandlung des Gebäudes in eine Moschee. "Die Hagia Sofia gehört zum Weltkulturerbe der Unesco. Der Versuch, sie durch Koranlesungen in eine Moschee umzuwandeln (...), ist ein Affront gegen die internationale Gemeinschaft, die darauf reagieren sollte", hieß es aus dem griechischen Außenministerium. Auch die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) zeigte sich alarmiert.
Die 537 unter dem oströmischen Kaiser Justinian geweihte Hagia Sophia war bis zur Eroberung durch die Osmanen das größte Gebäude der Christenheit und ein Zentrum des orthodoxen Christentums. 1453 wurde daraus eine Moschee. 1935 machte der säkulare Staatsgründer Kemal Atatürk daraus ein Museum. Seitdem fordern konservative Muslime immer wieder eine Rückumwandlung des Gebäudes in eine Moschee. Für orthodoxe Christen ist das Gebäude nach wie vor ein kultureller Fixpunkt. (KNA)