Gedenkgottesdienst fand in Hedwigskathedrale statt

Kirche und Politik würdigen Altkanzler Kohl

Veröffentlicht am 27.06.2017 um 13:58 Uhr – Lesedauer: 
Die Kuppel der runden Hedwigskathedrale mit den Rücken von Abgeordneten im Vordergrund unten.
Bild: © KNA
Todesfälle

Berlin ‐ Karl Jüsten, Leiter des Katholischen Büros Berlin, würdigte in einem Gedenkgottesdienst den verstorbenen Bundeskanzler Helmut Kohl. Auch auf die Meinungsverschiedenheiten in der Familie ging er ein.

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In einem Gedenkgottesdienst haben Kirchenvertreter und Politiker fraktionsübergreifend den verstorbenen Altkanzler Helmut Kohl und sein politisches und menschliches Erbe gewürdigt. Berlins Erzbischof Heiner Koch bekräftigte am Dienstag in der Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale, dass auch das Erzbistum dem überzeugten Europäer, Katholiken und Christ viel zu verdanken habe. Wie Papst Johannes Paul II. sei Kohl stets von einem freien Berlin und einem freien Deutschland in Europa überzeugt gewesen.

Der Leiter des Katholischen Büros Berlin, Karl Jüsten, würdigte in dem Gottesdienst, zu dem unter anderen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, sein Vorvorgänger Christian Wulff sowie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und nahezu alle Bundesminister gekommen waren, eine "weitherzige Katholizität" des gestorbenen Altkanzlers. Auch die Liebe zu seiner evangelischen Frau Hannelore habe ihn angetrieben, "ein gutes Miteinander der Kirchen und der Christen einzufordern", sagte der Verbindungsmann der katholischen Bischöfe zur Bundespolitik.

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Jüsten ging auf die Meinungsverschiedenheit zwischen den Söhnen Kohls und der zweiten Ehefrau Maike Kohl-Richter ein und mahnte zur Zurückhaltung. "Wir Außenstehenden sollten uns bei der Bewertung dieser unterschiedlichen Sichtweisen zurückhalten", sagte Jüsten und wünschte den Familienteilen "Versöhnung und Frieden". Kohl habe polarisieren können, aber er habe auch "in ganz herausragendem Maße die Gabe der Freundschaft" gehabt. Der Altkanzler habe, so führte Jüsten weiter aus, Freunden zufolge den Satz gemocht "als Christen glauben wir auch an ein Leben vor dem Tod". Eine Aussage, bei der Merkel im Gottesdienst zustimmend und lächelnd nickte.

Unabhängig, kritisch, europäisch

Jüsten hob in seiner Predigt zugleich die Unabhängigkeit des früheren Bundeskanzlers gegenüber den Kirchen hervor. "Wenn ihm etwas nicht passte, dann sagte er das dem Ratsvorsitzenden der EKD genauso wie dem Papst." Zwar habe Kohl den Beitrag Johannes Paul II. zum Fall des Eisernen Vorhangs und der Wiedervereinigung immer betont. "Das hinderte ihn aber nicht daran, ihn zu kritisieren, wenn er die nach seiner Meinung Falschen zu Bischöfen ernannte." Unions-Fraktionschef Volker Kauder (CDU) sagte: "Bei Helmut Kohl wurde immer deutlich, was Patriot in heutiger Zeit bedeutet, nämlich Europäer zu sein." Zugleich erinnerte Kauder daran, dass Kohl auch fordern sein konnte, aber er habe sich stets in der Fraktion zu Hause gefühlt. "Helmut Kohl war einer, dem die Menschen wichtig waren." (KNA)

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