Mehr als heiße Luft
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Na endlich, ein raues Lüftchen weht heute durch Berlin! Nein, es ist nicht die Unterbrechung des Hochsommers, der in ganz Deutschland die Ferien versüßt. Es ist auch nicht die Diskussion um den Platz der Theologie in der Hauptstadt, die zwar von vielen Seiten mit Argusaugen beobachtet wird, letztlich aber doch nur einen Bruchteil der Menschen interessiert.
Nein, das Lüftchen, das heute in Berlin weht und medial im ganzen Land seine Ausläufer findet, ist der sogenannte Diesel-Gipfel. Die Luftmassen in Bewegung bringen die Autokonzerne in unserem Land und ihr Versuch, mit geringsten Mehrkosten politisch gesetzte Grenzwerte am Rand der Legalität – oder auch darüber hinaus – zu erreichen.
Das Lüftchen bliebe wohl ein Lüftchen, wenn sich nicht am Horizont ein aufziehendes Gewitter böte. Denn im politischen Berlin wird das "Nationale Forum Diesel" genutzt, um die derzeit ruhige Wetterlage aufzuheizen und wahlkampftauglich zu machen.
Zu Recht bedarf es der Sorge um die Umwelt als gemeinsames Gut. Die Autokonzerne sollten bestrebt sein, nicht das technisch Nötigste, sondern das Möglichste für dieses Ziel zu verbauen. Dies braucht nicht nur Gesetzesänderungen, sondern einen Appell an die Haltung der Verantwortlichen.
Aber taugt das Thema für ein Gewitter im Wahlkampf? Sicher nicht, wenn die Zuspitzung dumpfe populistische Züge annimmt, ministeriale Schuldzuweisungen ausgetauscht werden oder um die Schöpfung wie auf dem Basar geschachert wird.
Stattdessen sollte der "Diesel-Skandal" in den heißen Sommertagen genutzt werden, um über die individuelle Verantwortung für die Gesellschaft – und zwar über nationale Grenzen hinweg – zu sprechen. Jene Verantwortung, die nur teilweise in Gesetze zu gießen ist, aber ein Land zusammenhält. Dazu gehört der angemessene Umgang mit den Schwachen und Armen ebenso wie eine verantwortungsvolle Wirtschafts- und Finanzpolitik. Damit stehen nicht nur Konzernlenker im Blickfeld, sondern ebenso Politiker, Lobbyvertreter und "Heinz von nebenan". Eben alle in unserem Land. Darüber lohnt es sich zu streiten und politische Alternativen zu diskutieren. Ein solches Ringen um die besten und mehrheitsfähigen Lösungen bleibt nicht nur ein kurzfristiges Lüftchen, sondern kann zu einem veränderten Klima führen, mit dem eine ganze Gesellschaft besser zusammenlebt.