Fachstelle für Menschenrechte will weltweite Vernetzung

Vatikan plant Anti-Mafia-Netzwerk

Veröffentlicht am 02.08.2017 um 15:42 Uhr – Lesedauer: 
Kriminalität

Vatikanstadt ‐ Die Vatikanbehörde für Menschenrechte will ein internationales Strategiebündnis zum Kampf gegen organisierte Kriminalität aufbauen. Auch innerkirchliche Strafen könnte es bald für Mafiosi geben.

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Der Vatikan will ein internationales Strategiebündnis zum Kampf gegen Korruption und organisierte Kriminalität aufbauen. Geplant ist ein Netzwerk mit staatlichen Institutionen, Nichtregierungsorganisationen sowie anderen Vereinigungen und Gruppen, wie aus dem Schlussdokument eines ersten Forums zur Korruptionsbekämpfung hervorgeht, das der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt. An dem Treffen auf Einladung der Vatikanbehörde für Menschenrechte und Entwicklung hatten Mitte Juni internationale Vertreter von Behörden und Polizei sowie Staatsanwälte und Verbrechensopfer teilgenommen.

Für die Rolle des Vatikan innerhalb der Beratungsgruppe verweist das Papier darauf, die Kirche besitze bereits eine weltumspannende Organisationsstruktur. "Daher kann und muss sie sich diesem Ziel mit Mut, Entschlossenheit, Transparenz, Kooperationsgeist und Kreativität zur Verfügung stellen." Der Kreis werde sich nicht "auf fromme Mahnungen beschränken, weil konkrete Handlungen nötig sind", heißt es in dem Dokument.

Linktipp: Vatikan prüft Exkommunikation von Mafiosi

Bereits vor drei Jahren betonte der Papst, dass Mafiosi allein durch ihre Zugehörigkeit exkommuniziert seien - und widersprach damit dem geltenden Kirchenrecht. Das könnte sich bald ändern. (Artikel vom Juni 2017)

Unter anderem kündigte die Gruppe eine Art politischer Leitlinien an, um die Umsetzung internationaler Abkommen zur Korruptionsbekämpfung voranzubringen und die Gesetzgebung zu vereinheitlichen. Dies sei nötig, um "die Tentakel des Verbrechens, die über Staatsgrenzen hinwegreichen, so gut wie möglich zu verfolgen". Zugleich wolle man auf den Gebieten der Bildung, der Kultur und des Bürgerengagements sowie medial tätig werden. Ferner müsse der Kampf gegen Bestechlichkeit mit Friedensarbeit einhergehen, da Konflikte eine der Ursachen für Korruption seien.

Innerkirchlich will der Vatikan die Möglichkeit erörtern, die Mitgliedschaft in Verbrecherorganisationen und korruptes Verhalten unter Exkommunikation zu stellen. Dies sei mit Bischofskonferenzen und Ortskirchen weltweit abzustimmen, heißt es in dem Dokument. Papst Franziskus hatte vor drei Jahren im süditalienischen Kalabrien gesagt, Mafiosi seien exkommuniziert. Im Gegensatz zum weltlichen Recht vieler Staaten stellt das katholische Kirchenrecht allerdings bislang die Zugehörigkeit zu einer Verbrecherorganisation nicht unter Strafe. Sanktioniert werden nur konkrete Delikte. Kirchenrechtlich würde die Einführung dieses neuen Straftatbestands daher einen Paradigmenwechsel bedeuten.

Exkommunikation bedeutet in der katholischen Kirche den Ausschluss aus der kirchlichen Gemeinschaft. Den Betroffenen ist es verboten, Dienste in liturgischen Feiern zu übernehmen, Sakramente zu spenden oder zu empfangen sowie kirchliche Ämter oder Aufgaben auszuüben. (luk/KNA)