Anglikaner-Bischof wirft Priestern Wohlstands-Fixierung vor

Scharfe Kritik an Lebensstil von Priestern

Veröffentlicht am 07.08.2017 um 13:25 Uhr – Lesedauer: 
Anglikanische Bischöfe stehen in ihren Gewändern vor einer Kirche. Manche lachen, andere unterhalten sich.
Bild: © dpa
Anglikaner

London ‐ Sitzen anglikanische Priester lieber in "trendigen Coffeeshops" in London, statt sich um Benachteiligte zu kümmern? Diesen Vorwurf erhebt der Bischof von Burnley - und fordert ein Umdenken beim Klerus.

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Der anglikanische Bischof Philip North hat dem Klerus der Kirche von England vorgeworfen, den priesterlichen Dienst in ländlichen, sozial schwachen Regionen zu vernachlässigen. Die Kirche kümmere sich nicht genug um Benachteiligte, weil ihre Priester lieber in "trendigen Coffeshops" säßen, sagte North laut der Zeitung "The Telegraph" vor wenigen Tagen bei einer christlichen Konferenz im südenglischen Shepton Mallet.

North warf den Geistlichen seiner Kirche vor, sich in der priesterlichen Arbeit zu sehr auf die wohlhabenden Regionen des Landes zu konzentrieren. Er sei erstaunt, wie viele Menschen von Jesus zum kirchlichen Dienst berufen würden, solange sie im Zentrum von London lebten, sagte North, der selbst Bischof von Burnley im ärmeren Norden Englands ist.

Scharfe Kritik am "geistlichen Zustand" der Kirche von England

Als Beispiel für den von ihm beklagten Missstand nannte North der Zeitung zufolge eine freie Pfarrstelle im Nordosten Englands, die mehr als zwei Jahre nicht habe besetzt werden können. "Die Geistlichen wollten dort nicht leben und sie wollten nicht, dass ihre Kinder in der Schule gemeinsam mit sozial benachteiligten Kindern unterrichtet werden." Zur gleichen Zeit hätten sich auf eine freie Pfarrstelle in Paddington im Zentrum von London 122 Priester beworben. Dies zeige den "wahren Zustand der geistlichen Gesundheit der Kirche von England", sagte North.

Der Bischof appellierte an die Geistlichen seiner Kirche, die benachteiligten Regionen des Landes stärker in den Blick zu nehmen: "Kommen Sie in die ländlichen Regionen, wenn Sie sich berufen fühlen. Wir brauchen Sie in den Städten des Nordens; wir brauchen Sie in den Regionen, in denen Menschen aller Kulturen und Religionen leben; wir brauchen Sie dort, wo trendige Coffeshops und Bäcker nur schwer zu finden sind."

Bischof erinnert an Aussagen von Papst Franziskus

North erinnerte mit seinem Appell an ähnliche Aussagen von Papst Franziskus. Dieser hatte die Priester der katholischen Kirche wenige Monate nach dem Beginn seines Pontifikats dazu aufgerufen, sich den Gläubigen im Alltag zuzuwenden. Geistliche müssten sich als Hirten mitten unter die Herde mischen und den "Geruch der Schafe" annehmen. (stz)