Stiftung stellt "Religionsmonitor 2017" vor

Integration von Muslimen "auf gutem Weg"

Veröffentlicht am 24.08.2017 um 12:12 Uhr – Lesedauer: 
Studie

Gütersloh ‐ Muslime, die schon lange in Deutschland leben, sind vergleichsweise gut integriert. Das hat der "Religionsmonitor 2017" herausgefunden. Doch die Studie zeigt auch Probleme auf.

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Die Integration muslimischer Einwanderer in Deutschland ist dem "Religionsmonitor 2017" zufolge "auf einem guten Weg". Spätestens in der zweiten Generation seien sie mehrheitlich in der Mitte der Gesellschaft angekommen, so die am Donnerstag in Gütersloh veröffentlichte Studie der Bertelsmann Stiftung. Besonders erfolgreich verlaufe die Integration auf dem Arbeitsmarkt. Allerdings lehne fast jeder fünfte Bundesbürger Muslime als Nachbarn ab.

Den Angaben zufolge leben in Deutschland rund 4,7 Millionen Muslime, ein Bevölkerungsanteil von 5,7 Prozent. Ihre Erwerbsbeteiligung unterscheide sich nicht vom Bundesschnitt: Rund 60 Prozent arbeiteten in Voll-, 20 Prozent in Teilzeit. Die Arbeitslosenquote gleiche sich ebenfalls an. Einwanderer profitierten vom Arbeitskräftebedarf, kommunaler Job-Vermittlung und Sprachkursen.

Für die Studie wurden mehr als 10.000 Muslime und Nicht-Muslime in Deutschland, Österreich, Schweiz, Großbritannien und Frankreich befragt. Muslime, die erst nach 2010 nach Europa gekommen sind, wurden dabei nicht berücksichtigt. Die repräsentativen Umfragen des Religionsmonitors beziehen sich auch auf die Themen Sprachkompetenz, Bildung und interreligiöse Kontakte. Demnach wachsen 73 Prozent der in Deutschland geborenen Kinder von muslimischen Einwanderern mit Deutsch als erster Sprache auf.

Große Verbundenheit zur neuen Heimat

Bei der Schulbildung verlaufe die Integration in Deutschland langsamer als in Frankreich. Während hierzulande 36 Prozent der Muslime vor Vollendung des 17. Lebensjahres die Schule verließen, seien es in Frankreich nur 11 Prozent. Trotz höherer Schulabschlüsse seien Muslime dort aber überdurchschnittlich oft arbeitslos und seltener in Vollzeit tätig.

Laut Untersuchung fällt es hochreligiösen Muslimen in Deutschland schwer, eine Arbeit entsprechend ihrer Qualifikation zu finden. In Großbritannien, wo der Islam anderen Religionen gleichgestellt sei, sei Religionsausübung im Arbeitsleben kein Tabu. Auch in Österreich genieße der Islam dieselben Rechte wie die großen christlichen Kirchen. Zugleich sei dort aber ein Ablehnung des Islam stark ausgeprägt. 28 Prozent der Befragten gaben an, keine Muslime als Nachbarn haben zu wollen. In Deutschland lag der Anteil bei 19 Prozent.

Die Islam-Expertin der Stiftung, Yasemin El-Menouar, sieht in Deutschland Nachholbedarf bei der rechtlichen Anerkennung muslimischer Religionsgemeinschaften. Religiöse Symbole, Pflichtgebete und Moscheegänge sollten mit Vollzeitjobs vereinbar sein. 40 Prozent der Muslime hierzulande bezeichneten sich als hochreligiös. Die Integrationserfolge ließen sich auch daran ablesen, dass 84 Prozent der in Deutschland geborenen Muslime ihre Freizeit mit Nicht-Muslimen verbrächten.

Die überwiegende Mehrheit der eingewanderte Muslime in den untersuchten Ländern gab an, in ihrer Freizeit häufig oder sehr häufig Kontakte zur einheimischen Bevölkerung zu haben. Auch bekundeten die Befragten durchweg eine große Verbundenheit zur neuen Heimat – allerdings auch mit den Ländern, aus denen sie selbst, ihre Eltern oder Großeltern stammen. (tmg/KNA/dpa)

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Als Vorsitzender des Stephanuskreises im Bundestag beschäftigt sich Heribert Hirte intensiv mit den Themen Religionsfreiheit und Christenverfolgung. Im katholisch.de-Interview spricht er über die Situation der Christen in Nahost, die Herausforderungen durch muslimische Flüchtlinge und das religiöse Klima in Deutschland.