Passauer Bischof spricht über die Zukunft der Kirche

Oster: Keine Priesterweihe für Frauen

Veröffentlicht am 28.08.2017 um 12:50 Uhr – Lesedauer: 
Der Passauer Bischof Stefan Oster im Gespräch.
Bild: © KNA
Kirche

Freiburg ‐ Für intensive Gespräche über die Zukunft der Kirche wirbt Bischof Stefan Oster. Manche traditionelle Denkweise müsse man überwinden. In anderen Bereichen sieht er keine Möglichkeiten zur Veränderung.

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Der Passauer Bischof Stefan Oster hat sich gegen die Priesterweihe für Frauen ausgesprochen. Zum "Geheimnis von Schöpfung und Erlösung" gehöre, dass Jesus ein Mann war, sagte er in einem Interview der aktuellen "Herder Korrespondenz". Deshalb könne der Priester, der "in Persona Christi" handle, keine Frau sein.

Bei den Geschlechterrollen gebe es heute zwar einen Wandel, aber "nicht alles daran ist fundamental", so Oster. Jesus stelle sich im Evangelium eindeutig als "der Bräutigam" vor, Maria dagegen sei das Urbild der Kirche und die Kirche insgesamt "Braut Christi". "Die Tatsache, dass Christus ein Mann ist und Maria als Urbild der Kirche eine Frau, ist also kein biologischer Zufall", so der Bischof. Dass Frauen in der Kirche ausgegrenzt worden seien und Unterdrückung erfahren hätten, "das ist eine Sünde der Kirche, das geht nicht", sagte Oster weiter. Der Vorbehalt des Priestertums für Männer gehöre vom Grundsatz her jedoch nicht in diese "sündigen Strukturen", das Verbot der Frauenordination sei vielmehr "lehramtlich geklärt".

Ob Frauenpriestertum, Homosexualität, Zölibat oder wiederverheiratete Geschiedene: Insgesamt erwartet Oster in naher Zukunft keine grundlegenden Reformen bei kirchlichen "Reizthemen". Diese Themen würden auch zu kurz greifen. "Veränderung bedeutet: mehr Wahrhaftigkeit, Heiligkeit, Tiefe im Glauben und größere Liebesfähigkeit“, sagte der Bischof. "So muss sich Kirche verändern."

Kern der Kirchenkrise

Über Veränderungen müsse auch bei der Jugendsynode in Rom im kommenden Jahr nachgedacht werden, in deren Mittelpunkt das Thema Berufung von jungen Menschen stehe. "Wir müssen neu nachdenken über Glaubensvermittlung, über den Suchprozess zum Glauben und zur eigenen Berufung", so Oster, der Vorsitzender der Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz ist. Denn "über die klassischen Sozialisationsprozesse" würden junge Menschen schon lange nicht mehr ihren Weg in die Kirche finden.

Traditionelle Denkweisen in der Kirche sieht der Bischof kritisch, manches Selbstverständliche müsse verändert werden. Als Beispiel nennt Oster die derzeitige Praxis bei der Firmung: Zwar gebe es eine "Vorbereitung mit viel Engagement". "Aber was wir dann da liturgisch tun oder im Gottesdienst beten, das hat mit der Glaubenswelt der Jugendlichen im Grunde fast nichts zu tun", so Oster. Viele wüssten überhaupt nicht mehr, was in der Eucharistie gefeiert werde. Zwar freue er sich, wenn Jugendliche mit dem Firmsakrament gestärkt würden, aber "auf der anderen Seite leide ich, weil ich merke, das passt hinten und vorne nicht mehr zusammen".

Laut Oster darf für die Gläubigen nicht die Frage im Mittelpunkt stehen, ob und welche Traditionen noch gepflegt werden. Es müsse vielmehr wieder um die Inhalte des Glaubens gehen: "Jesus, das Evangelium, Erlösung, Eucharistie, Auferstehung". Hier liege der Kern der derzeitigen Kirchenkrise, so der Bischof: "Verlust der entscheidenden Inhalte." (tmg)