Ein klares "Jein" zur Interkommunion
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Die Interkommunion ist ein hochbrisantes Thema. Schließlich ist die Eucharistie nicht irgendein nebensächlicher Teil, sondern "Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens" (LG 11). Wie also geht man mit dem Wunsch um, wenn Protestanten die Eucharistie oder Katholiken das Abendmahl empfangen wollen?
Eines ist klar: Man muss als Kirche sensibel sein für den "Sensus fidei", den Glaubenssinn und den Instinkt der Gläubigen. So sind die konfessionsverschiedenen Ehen in Deutschland schon längst eine bedeutende Größe, viel größer als die doch überschaubare Gruppe wiederverheirateter Geschiedener. Wenn sich also eine Vielzahl katholischer Gläubiger wünscht, Woche für Woche gemeinsam mit dem evangelischen Partner diesen Höhepunkt des Glaubenslebens feiern zu können, dann ist das in der Tat eine pastorale Herausforderung.
Ebenso wichtig ist aber die Feststellung, dass es Unterschiede im Eucharistieverständnis gibt, die sich nicht wegdiskutieren lassen. Da ist einerseits die unterschiedliche Vorstellung von dem, was da eigentlich passiert, wenn Brot und Wein zu Leib und Blut Christi werden. Und andererseits – wohl noch elementarer – das unterschiedliche Amtsverständnis. Ein evangelischer Pfarrer kann nach katholischem Verständnis keine Wandlung vornehmen, da er nicht in persona Christi agiert.
Solange sich die Kirchen hier dogmatisch nicht annähern, wäre ein generelles "Ja" seitens der katholischen Kirche zur Interkommunion ein theologischer wie ökumenischer Bankrott. Ebenso wäre es falsch, als Gläubiger einen Akt der Rebellion von unten anzuzetteln. "Ich gehe einfach zur Eucharistie oder zum Abendmahl und schaffe damit Fakten." Denn es bleiben Fragen: Was bewirkt das für Katholiken eigentlich "wirkungslose" Abendmahl? Und stärkt der wahre Leib Christi den Glauben des Protestanten, auch wenn er selbst nicht daran glaubt? Das äußere Zeichen und die innere Gnade eines Sakraments gehören stets zusammen. Man kann und darf sie nicht voneinander lösen.
Ein möglicher Ansatz fernab strenger dogmatischer Regularien wäre – ähnlich wie bei den Wiederverheirateten – die Einzelfallentscheidung unter Berücksichtigung des Gewissens. Wenn ich als Protestant zum Eucharistischen Hochgebet im wahrsten Sinne des Wortes und von Herzen "Ja und Amen" sagen kann, dann sollte der Eucharistieempfang möglich sein. Wenn ich mich als Katholik durch das Abendmahl gestärkt fühle, obwohl ich um die Unterschiede im Verständnis weiß, dann sollte ich auch hier hinzutreten dürfen.
Einen prominenten Befürworter hat dieses Modell übrigens bereits: Papst Franziskus. Der riet konfessionsverschiedenen Paaren nämlich, zu prüfen, wie das Abendmahl für sie persönlich eine Stärkung auf dem gemeinsamen Glaubensweg sein könne und sagte dann: "Sprecht mit dem Herrn und geht weiter."