Demonstration für den Lebensschutz am Samstag in Berlin

Bischöfe unterstützen erneut "Marsch für das Leben"

Veröffentlicht am 11.09.2017 um 17:50 Uhr – Lesedauer: 
Lebensschutz

Bonn ‐ Am Samstag findet in Berlin der 13. "Marsch für das Leben" statt. Während die Deutsche Bischofskonferenz die Veranstaltung begrüßt, geht ein anderes katholisches Gremium auf Distanz.

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Die Deutsche Bischofskonferenz hat sich hinter den "Marsch für das Leben" am Samstag in Berlin gestellt. In einem am Montag veröffentlichtem Grußwort an die Teilnehmer betont der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, die katholische Kirche setze sich dafür ein, "das Leben der ungeborenen Kinder ebenso zu schützen wie das Leben der geborenen".

Wörtlich erklärt der Münchner Erzbischof: "Daher freuen wir uns über die Unterstützung in diesen Anliegen und hoffen darauf, dass die verschiedenen Initiativen je auf ihre Weise dazu beitragen, das gesellschaftliche Bewusstsein für einen umfassenden Schutz des menschlichen Lebens zu fördern und zu erhalten." Der Kardinal wünscht dem Marsch "einen guten Erfolg und eine rege Teilnahme". Im kommenden Jahr werde sich auch die "Woche für das Leben" der beiden großen Kirchen erneut mit dem Schutz jedes ungeborenen Kindes befassen.

Berliner Diözesanrat unterstützt Veranstaltung nicht

In Berlin wird der Marsch zum 13. Mal vom "Bundesverband Lebensrecht" veranstaltet, einem Zusammenschluss von 13 Lebensschutzorganisationen. Die Kundgebung steht in diesem Jahr unter dem Motto: "Die Schwächsten schützen: Ja zu jedem Kind". Die Kundgebung des vergangenen Jahres hatte nach Angaben der Veranstalter mehr als 7.500 Teilnehmer aus ganz Deutschland. Damals kamen auch fünf katholische Diözesan- und Weihbischöfe: Erzbischof Heiner Koch (Berlin) und Bischof Rudolf Voderholzer (Regensburg) sowie die Weihbischöfe Matthias Heinrich (Berlin), Dominikus Schwaderlapp (Köln) und Florian Wörner (Augsburg). Evangelische Bischöfe nahmen nicht teil.

In seinem Grußwort erklärt Marx weiter, in der Gesellschaft werde es zunehmend "normal", Kinder während der Schwangerschaft auf ihre Gesundheit zu testen. Den vorgeburtlichen diagnostischen Möglichkeiten entsprächen jedoch nicht immer auch therapeutische Handlungsoptionen. Deshalb werde nicht selten eine Abtreibung an die Stelle fehlender Therapiemöglichkeiten gestellt. "Dem gilt es klar zu widersprechen", fordert der Vorsitzende der Bischofskonferenz unter Berufung auf Papst Franziskus.

Auf den Rückhalt des Berliner Diözesanrats der Katholiken muss der "Marsch für das Leben" dagegen verzichten. Das höchsten Laiengremiumm der Erzdiözese lehnte einen Antrag zur Unterstützung bereits bei ihrer Vollversammlung im Mai mit großer Mehrheit ab. Grund sei unter anderem, dass die Befürworter des Marsches eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem komplexen Thema des Lebensschutzes vermissen ließen. Kritiker bemängeln regelmäßig das agressive Vokabular von Veranstaltern und Teilnehmern, die zudem die Begriffe Sterbehilfe, Euthanasie, Schwangerschaftsabbruch und Mord gleichsetzen würden. (bod/KNA)

Bild: ©KNA

Kardinal Reinhard Marx hält eine Rede.

Das Grußwort von Kardinal Reinhard Marx im Wortlaut

Sehr geehrte Damen und Herren,

auf Einladung des Bundesverbandes Lebensrecht e. V. findet am 16. September 2017 in Berlin der diesjährige "Marsch für das Leben" statt. Er steht in diesem Jahr unter dem Motto "Die Schwächsten schützen: Ja zu jedem Kind".

Die katholische Kirche setzt sich seit jeher dafür ein, die Würde des Menschen vom Augenblick der Zeugung an zu achten und das Leben der ungeborenen Kinder ebenso zu schützen wie das Leben der geborenen. Im kommenden Jahr wird sich auch die von der evangelischen und der katholischen Kirche seit vielen Jahren gemeinsam initiierte Woche für das Leben erneut mit dem Schutz jedes ungeborenen Kindes befassen. Daher freuen wir uns über die Unterstützung in diesen Anliegen und hoffen darauf, dass die verschiedenen Initiativen je auf ihre Weise dazu beitragen, das gesellschaftliche Bewusstsein für einen umfassenden Schutz des menschlichen Lebens zu fördern und zu erhalten.

Die modernen vorgeburtlichen Diagnosemethoden entwickeln sich rasant. So wird es in unserer Gesellschaft zunehmend "normal", Kinder während der Schwangerschaft auf ihre Gesundheit zu testen. Den vorgeburtlichen diagnostischen Möglichkeiten entsprechen jedoch nicht immer auch therapeutische Handlungsoptionen, so dass nicht selten eine Abtreibung an die Stelle fehlender Therapiemöglichkeiten gestellt wird. Dem gilt es klar zu widersprechen.

Papst Franziskus sagt es mit deutlichen Worten: "So groß ist der Wert eines menschlichen Lebens und so unveräußerlich das Recht auf Leben des unschuldigen Kindes, das im Schoß seiner Mutter wächst, dass man die Möglichkeit, Entscheidungen über dieses Leben zu fällen, das ein Wert in sich selbst ist und niemals Gegenstand der Herrschaft eines anderen Menschen sein darf, in keiner Weise als ein Recht über den eigenen Körper präsentieren kann." (Amoris laetitia Nr. 83)

In diesem Anliegen wünsche ich dem "Marsch für das Leben" einen guten Erfolg und eine rege Teilnahme und danke allen für ihren Einsatz für das Leben.

Reinhard Kardinal Marx
Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz