Verborgene Botschaften und Codes
Eins: Die Zahl 1 ist Zeichen der absoluten Vollkommenheit, Einheit, Ganzheit und Unendlichkeit. Oft findet sie sich in der Bibel daher im Zusammenhang mit dem Göttlichen. Gott ist der Eine, der Einzige. Neben ihm sollen die Menschen keine anderen Götter haben, wie es die Zehn Gebote betonen (Ex 20,3). Christus, der Gottessohn, ist der eine Herr (1 Kor 8,6) und zudem "der Erste der Entschlafenen" (1 Kor 15,20). Die Kirche, das Gottesvolk, wird aufgerufen, die "Einheit des Geistes" zu wahren – also Einigkeit in allem zu üben (Eph 4,3ff). Schließlich sollen Mann und Frau "ein Fleisch" werden und somit eine untrennbare Verbindung vor Gott eingehen (Gen 2,24).
Zwei: Für Polarität – also das Verhältnis sich gegenseitig bedingender Größen – steht die Zahl 2. Dazu zählt das Männliche und das Weibliche; die Menschheit hat entsprechend zwei Stammeltern – Adam und Eva. Aber auch die Heilige Schrift selbst fällt in diese Kategorie: Sie ist aufgeteilt in Altes und Neues Testament, welche sich gegenseitig bedingen und eine zweigeteilte Einheit bilden. Schließlich ist die 2 auch die Zahl der kleinstmöglichen Gemeinschaft – "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind..." (Mt 18,20) – sowie die Mindestzahl von Zeugen in einem Prozess (Dtn 17,6).
Drei: "Alle guten Dinge sind drei" – das Sprichwort lässt sich auch auf die Bibel übertragen. In der Antike galt die 3 als ein Symbol für Geschlossenheit, Vollständigkeit, und so lässt sich analog die Trinität – die göttliche Dreieinigkeit aus Vater, Sohn und Geist – verstehen. Die drei göttlichen Tugenden lauten Glaube, Hoffnung und Liebe (1 Kor 13,13). In der Heiligen Schrift gibt es zudem die drei Spitzenjünger, also die wichtigsten Begleiter Jesu: Petrus, Jakobus und Johannes, die unter anderem seiner Verklärung beiwohnen (Lk 9,28-36). Drei Stunden währte die Finsternis, bis Jesus am Kreuz starb (Mt 27,45), und am dritten Tag ist er von den Toten auferstanden (1 Kor 15,4).
Vier: Die 4 weist auf Ordnung hin. Es existieren vier Himmelsrichtungen und die sogenannten vier Elemente – die Zahl betrifft daher auch in der Bibel den "ganzen" Erdkreis (Mt 24,31 und Offb 7,1). Sie ist zudem Zeichen der Vollzähligkeit, sodass sich die frohe Botschaft des Neuen Testaments aus vier Evangelien zusammensetzt. Schließlich gibt es die bereits in vorchristlicher Zeit entwickelten vier Kardinaltugenden Gerechtigkeit, Mäßigung, Tapferkeit und Klugheit, die auch im Alten Testament genannt (Weish 8,7) und später von Kirchenvätern wie Ambrosius von Mailand wieder aufgegriffen wurden.
Fünf: Als Zeichen für die Gnade Gottes, seinen Willen und die Abhängigkeit vom Schöpfer steht die 5. So besteht der erste Teil der Heiligen Schrift, des Wortes Gottes, aus den fünf Büchern Mose – auch Pentateuch genannt. Mose empfing auch die zehn göttlichen Gebote auf zwei Steintafeln mit je fünf Geboten (Ex 31,18). Der zum Heil der Menschen gekreuzigte Christus schließlich wies fünf Wundmale auf.
Sechs: Symbol für den Menschen, aber auch für Schwachheit und Sünde ist die Zahl 6. Der Mensch wurde am sechsten Schöpfungstag von Gott geschaffen (Gen 1,26-31). Adam und Eva, die ersten Menschen, wurden dann später Protagonisten des Sündenfalls (Gen 3). Die 6 symbolisiert in der Bibel auch das Düstere, Unheilvolle oder Böse. Über dem sterbenden Christus am Kreuz brach um die sechste Stunde eine Finsternis herein (Mt 27,45). Die dreifache Nennung 666 ist in der Offenbarung des Johannes schließlich der Zahlencode für "das Tier", den Antichristen (Offb 13,18).
Sieben: Für die Vollkommenheit und Fülle in Gottes Heilsplan steht die 7. Sie ist die Summe aus 3 und 4, also aus Vollständigkeit und Ordnung. Entsprechend wurde die Welt an sieben Tagen erschaffen (Gen 1.2). Die Siebenzahl kommt in der Bibel an unzähligen Stellen vor, nicht nur am Beginn – der Schöpfungsgeschichte –, sondern besonders häufig auch in der durch die Offenbarungsgeschichte dargestellten Endzeit: Dort enthält beispielweise die Buchrolle mit den sieben Siegeln alle göttlichen Bestimmungen für das Ende der Welt (Offb 5,1). Theologisch weiterentwickelt war die 7 dann auch bedeutsam für die Siebenzahl der Sakramente, die sieben Gaben des Heiligen Geistes oder auch die sieben Freuden und sieben Schmerzen Mariens. Den sieben Haupttugenden – also der Summe aus den drei göttlichen Tugenden und den vier weltlichen Kardinaltugenden – stehen die sieben Todsünden gegenüber: Stolz, Habsucht, Neid, Zorn, Unkeuschheit, Unmäßigkeit und Trägheit.
Acht: Die 8 ist Symbol der Auferstehung und des Neuanfangs. Acht Menschen wurden durch die Arche gerettet (1 Petr 3,20). Am Tag nach dem Sabbat – dem ersten Tag der neuen Woche oder eben dem "achten Tag" – ist Jesus von den Toten auferstanden (Mt 28,1). Somit findet die Erlösung und Neuschöpfung der Welt am achten Tag statt. Entsprechend versammelten sich die ersten Christen an diesem "achten" Tag, dem Sonntag (Apg 20,7). Auch die Bergpredigt enthält acht Seligpreisungen für den christgläubigen, neuen Menschen (Mt 5,1-8).
Neun: Wiederum im Zusammenhang mit dem Göttlichen taucht die 9 in der Bibel auf. Sie ist die gesteigerte, dreifache Dreiheit – damit auch Bild für die Trinität. Jesus, der Gottessohn, stirbt entsprechend in der neunten Stunde am Kreuz (Mk 15,34). Im Stundengebet der Kirche, in der Hore "Non" (Neun), wird daher besonders der Sterbestunde Christi am Kreuz und aller Sterbenden gedacht.
Zehn: Wie die 1 gilt auch die 10 als Zahl der Vollkommenheit und Perfektion und damit ebenfalls als Zeichen für Gott. Biblisch-symbolisch liegt der Akzent hier auf einer Verantwortlichkeit des Menschen vor seinem Willen. Er gab mit den Zehn Geboten die Weisungen, an die der Mensch sich halten soll (Ex 20,2-17). Diejenigen jedoch, die seinen Willen nicht tun, straft er mit den zehn Plagen (Ex 7-11).
Zwölf: Der Zahl 12 kommt allein von ihrem astronomischen Hintergrund her eine besondere Bedeutung zu: Der Tag lässt sich in zweimal zwölf Stunden teilen, das Jahr besteht aus zwölf Monaten. Dass die 12 für Ganzheit und Vollständigkeit steht, lässt sich wieder von den Zahlen 3 und 4 ableiten, deren Produkt die 12 ist (4 mal 3). Das Volk Gottes besteht im Alten Testament insgesamt aus zwölf Stämmen (Gen 29,31–30,24). Jesus wählt entsprechend zwölf Jünger als Repräsentanten des neuen Gottesvolkes aus (Lk 6,13 und Mk 3,14). Dazu passend ziehen die endzeitlich Geretteten durch die zwölf Tore ins Himmlische Jerusalem ein (Offb 21,11-15).
Vierzig: Für Prüfungen und das Erreichen von Reife steht symbolisch die Zahl 40. 40 Jahre wanderte das Volk Israel durch die Wüste, bis es das verheißene Land erreichte (Num). 40 Tage fastete Jesus in der Wüste, bevor sein öffentliches Wirken begann (Mt 4,2); analog dauert die vorösterliche Fastenzeit ebenfalls 40 Tage. Und weitere 40 Tage erschien Christus nach seiner Auferstehung den Jüngern – bis zu seiner Himmelfahrt (Apg 1,3).
Fünfzig: Die 50 kann als Zahl der Einheit und Vereinigung nach göttlichem Willen verstanden werden. Im Alten Testament ist das 50. Jahr das Jubeljahr, in dem das Getrennte wieder vereinigt wurde (Lev 25,10). Bei der Speisung der 5.000 lässt Jesus die Menschen sich zu Gruppen von je 50 Personen zusammensetzen, damit sie gesättigt werden können (Luk 9,14). 50 Tage nach der Auferstehung schließlich fand das Pfingstfest statt: Der Heilige Geist wird auf die Gläubigen ausgegossen, die Mission der Apostel beginnt, die Geburtsstunde der Kirche ist da (Apg 2).
Der Text erschien erstmals im September 2017.