Katholisch kochen für Anfänger
Diese Woche stellte die Schweizergarde ihr eigenes Kochbuch vor: "Buon Appetito. Rezepte, Geschichten und prominente Porträts" bietet dem Leser Lieblingsgerichte von Offizieren der päpstliche Schutztruppe sowie die Rezepte von alltäglichen Speisen aus der Kantine. Auch Prominente aus dem Vatikan verraten ihre kulinarischen Vorlieben: Erzbischof Georg Gänswein ("Saltimbocca alla Romana"), Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und der Schweizer Kardinal Kurt Koch. Neben allerlei Italienischem wie "Gnocchi al Vaticano", Minestrone- und Nudelrezepten werden auch die Schweizer "Grittibänze" – Hefeteigmänner – präsentiert.
Ambrosiuscreme und Valentinskuchen
Wer danach meint, genug in vatikanische Kochtöpfe geschaut zu haben, kann sich bei der Auswahl der Rezepte an Kirchenjahr und Heiligenkalender orientieren. In "Himmlisch kochen. Gerichte zu Heiligenfesten aus aller Welt" gibt es von Ambrosiuscreme über Frischlingskeule Sankt Hubertus und Johannisbrot bis hin zu Valentinskuchen so gut wie alles, was Hobbykoch Ernst Schuegraf auf Reisen an Rezepten zusammentragen konnte. Natürlich auch die klassische Martinsgans und weitere reichhaltige Gerichte.
Eine weitere Möglichkeit "katholisch" zu kochen hat man mit Hilfe der Klostertradition. Allein unter dem Stichwort "Klosterküche" liefern Versand-Shops mehr als hundert Treffer: Laut Buchtitel handelt es sich jeweils um Gutes, Geheimnisse, Köstliches, Vegetarisches, Schlemmereien oder gleich "das Beste". Von den Ursulinen gibt es 560 Rezepte aus dem Jahr 1716 und um "Körper, Geist und Seele" zu beleben, kann man zu "Fasten nach Klosterrezepten" greifen. Einige Ordenshäuser gehen auch in die Offensive und präsentieren Rezepte zu ihren regionalen Klosterprodukten gleich selbst: So kann man etwa auf der Internetseite des Klosters Andechs das Rezept für Weissbier-Baguette finden und das Kloster Arenberg stellt unter anderem eine Karotten-Ingwer-Suppe vor.
Rezepte aus der Bibel nachkochen
Nicht zu vergessen ist Hildegard von Bingen : mehrere dutzend Bücher versprechen, mehr oder weniger nach der mittelalterlichen Ordensfrau zu kochen oder zu backen. Fast, als wollten die Buchautoren vergessen machen, dass die heilige Kirchenlehrerin zuallererst Visionärin, Theologin, Naturforscherin, Dichterin und Äbtissin war.
Noch weiter zurück zu den Wurzeln des Glaubens geht die Idee, Rezepte aus der Bibel nachzukochen. Tatsächlich werden im Buch der Bücher an entscheidenden Stellen Gerichte genannt, wie beispielsweise das Manna vom Himmel oder die berühmte Linsensuppe, mit der Jakob seinen Zwillingsbruder Esau um das Erstgeburtsrecht brachte. An biblischen Kochbüchern scheiden sich jedoch auch die Geister: Denn müssten diese Rezepte nicht auch streng Gewürze und Zutaten vermeiden, die das Volk Israel nicht hatte und zudem die jüdischen Speisevorschriften einhalten?
So kritisieren etwa Leser von "Biblisch kochen" – dem Buch zum gleichnamigen Kochformat auf Bibel-TV –, dass mit aus Lateinamerika stammenden Zutaten wie Mais, Tomaten und Kartoffeln gekocht wird. Außerdem wird die Trennung von Milch und Fleisch nicht eingehalten, wenn "Esaus Wildgulasch" mit Schlagsahne zubereitet wird. Andererseits: Auch im Alten Testament gibt es eine Zeit vor den Speisevorschriften. So servierte etwa Abraham seinen drei Besuchern, die ihm die Geburt von Isaak ankündigten, gleichzeitig Butter, Milch und Kalb. Wer also nicht unbedingt koscher essen will, aber gerne Rezepte ausprobiert und dazu passende Texte aus der Heiligen Schrift lesen möchte, kann bei Titeln wie "Kochen mit der Bibel" oder "Kochen wie zu biblischen Zeiten" getrost zugreifen. Guten Appetit!
Von Agathe Lukassek