Warum Pater Felix im Kloster glücklich ist
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Frage: Pater Felix Biebl, Sie haben sich Ihren Vornamen beim Eintritt ins Kloster selbst ausgesucht?
Biebl: Ja, das ist bei uns Prämonstratenser so üblich. Normalerweise ist es in Ordensgemeinschaften so, dass man drei Wunschnamen vorschlägt und der Abt wählt davon einen aus. Bei uns ist das anders. Ich wollte Felix heißen. Das bedeutet übersetzt: der Glückliche. Dieser Name passt zu mir. Mein Namenspatron, der heilige Felix von Cantalice, war Kapuziner im 16. Jahrhundert und hat sich um arme Menschen und Kinder gekümmert. Ich habe gelesen, dass er für alles, was ihm im Leben wiederfahren ist, sehr dankbar war. Für mich klang das wie ein Programm für mein Ordensleben. Damit bin ich sehr glücklich.
Frage: Worüber sind Sie in Ihrem Kloster nicht so glücklich?
Biebl: Erst kürzlich haben zwei Novizen unsere Gemeinschaft verlassen. Der eine Mitbruder ist der Liebe wegen ausgetreten und der andere hat gemerkt, dass ein Leben im Kloster doch nicht das Richtige für ihn ist. Wir waren alle sehr betrübt darüber. Aber beide sind im Guten gegangen.
Frage: Wie geht es Ihnen dabei, wenn Mitbrüder austreten?
Biebl: Mich hat das nachdenklich gemacht, weil ich ja auch zu den jüngeren Mitbrüdern unserer Gemeinschaft gehöre. Ich weiß aber, dass sich beide ihre Entscheidung gut überlegt haben. Letztlich muss jeder selbst wissen, wie er leben will und wo es einen hinzieht. Ich prüfe mit meinem geistlichen Begleiter auch immer wieder neu, ob mein Weg so noch stimmt.
Frage: Und stimmt Ihr Weg noch?
Biebl: Ja. Ich bin 2011 eingetreten und nun schon seit sechs Jahre hier in Windberg. 2016 war meine Priesterweihe hier in der Klosterkirche. Das war eine wunderschöne Feier, die mich auf meinem Weg sehr bestärkt hat. Aber natürlich gibt es auch immer wieder schwierige Zeiten. Ich wollte ursprünglich ja Pastoralreferent werden und habe auch schon die Ausbildung dazu begonnen. Ich weiß natürlich, wie es ist, verliebt zu sein und es ist auch ganz und gar nicht leicht, dass ich als Mönch keine Familie haben darf. Viele aus meinem Freundeskreis heiraten, bekommen Kinder und ich taufe diese Kinder dann. Dabei komme ich schon ins Nachdenken, ob ich mich richtig entschieden habe. Aber ich habe mich dazu entschieden Priester zu werden, weil mir die Liturgie und die Seelsorge immer wichtiger wurde. Und das hieß dann, ganz oder gar nicht. Ich spürte aber auch, dass ich in einer Gemeinschaft unterwegs sein wollte, und nicht als Einzelkämpfer. Ich fand diese Gemeinschaft bei den Prämonstratensern. Ich liebe dieses Aufgehoben sein in der Gemeinschaft von Seelsorgern hier über alles.
Frage: Das Gemeinschaftsleben unter Männern ist bestimmt nicht immer einfach, oder?
Biebl: Oh ja, es gibt auch im Männerkloster so etwas wie Zickenterror, weil wir meist sehr direkt miteinander umgehen. Da wird gescheit geschimpft, weil manches anstrengend ist. Aber dafür bekommt man immer ein ehrliches Feedback. Anders geht es auch nicht, wenn man gut miteinander zusammen leben will. Ich finde es gut, dass wir hier in Windberg alle per Du miteinander sind. Das ist nicht in allen Klöstern üblich. Manche Ordensgemeinschaften haben bewusst das "Sie" als Umgangsform eingeführt, um den Alltag zu erleichtern. Das hätte mich wahnsinnig gemacht. Mir ist das Brüderliche auf Augenhöhe sehr wichtig. Was ich bei uns am schönsten finde, ist das gemeinsame Mittagessen. Als Seelsorger sind wir alle viel unterwegs, aber beim Mittagessen sind alle an einem Tisch. Das ist jedes Mal eine wertvolle Zeit. Als Prämonstratenser habe ich auch die "stabilitas loci" versprochen. Das heißt, ähnlich wie die Benediktiner, entscheidet man sich beim Klostereintritt für eine Gemeinschaft und ein Kloster, das heißt, ich bleibe ein Leben lang hier in Windberg.
Frage: Was hat Ihre Familie zu Ihrem Klostereintritt gesagt?
Biebl: Da ich ein Einzelkind bin, kann man sich die Reaktionen meiner Eltern ja vorstellen. Die Begeisterung war anfangs nicht überwältigend, obwohl das Kloster nur 30 Kilometer von meinem Heimatort entfernt liegt. Mein Vater sagte zu mir: "Um Gottes Willen, warum tust du uns das an und gehst jetzt ins Kloster?"
Frage: Wie haben Sie Ihre Eltern überzeugt?
Biebl: Ich habe ihnen gesagt, dass ich glaube, dass dies mein Weg ist und genau das Richtige für mich. Als meine Eltern dann einmal mit mir zu Besuch im Kloster waren und sie gesehen haben, dass ich hier gut aufgehoben bin, waren sie zufrieden. Meine Mutter war leider schwer krank und ist kurz danach verstorben. Sie konnte meinen Eintritt ins Kloster nicht mehr miterleben. Das war sehr traurig. Fünf Jahre später, kurz vor meiner Priesterweihe, ist auch mein Vater verstorben. Ganz plötzlich an einem Herzinfarkt. Es war furchtbar, dass ich beide Eltern innerhalb so kurzer Zeit verloren hatte und ich nun alleine dastand.
Frage: Hatten Sie damals Zweifel an Ihrem Weg?
Biebl: Ja, als meine Mutter so krank war, hoffte und betete ich, dass alles wieder gut wird, wurde es aber nicht. Ich habe damals sehr gehadert mit meinem Glauben, mit Gott, mit meinem ganzen Leben. Ich stellte alles in Frage und dachte mir: "Jetzt bemühe ich mich, ein guter Mensch zu sein und dann passiert mir sowas!" Ich habe Gott oft gefragt: "Haben wir das verdient?" Mit diesen Fragen und Zweifeln habe ich mich tagtäglich gequält.
Frage: Was hat Ihnen dabei geholfen?
Biebl: Ganz einfach: Das persönliche Gebet. Beten ist wie Loslassen für mich. Erst durch das Gebet, das oft wie ein Kämpfen war, habe ich es geschafft, loszulassen und meinen Weg weiterzugehen. Später einmal hat jemand zu mir gesagt: "Du lebst im Kloster, du musst so viel beten". Ich habe gesagt: "Nein, ich darf so viel beten." Ich fühle mich durch das Gebet so getragen und geborgen in Gott, darauf möchte ich nie mehr verzichten. Denn ohne das Gebet, hätte ich diese schwere Zeit damals nicht durchgestanden.
Frage: Also alles richtig gemacht mit dem Klostereintritt?
Biebl: Mit der Profess ist man nicht automatisch ein guter Mönch und mit der Priesterweihe nicht automatisch ein guter Seelsorger. Jeden Tag muss ich mich neu darum bemühen. Es hilft ja nichts, ich bin kein Übermensch, nur weil ich im Kloster lebe. Ich habe genauso meine Fehler, Macken und Schwächen. Das ist nun mal so. Auch das Leben in einer Gemeinschaft ist nicht immer einfach. Jeder muss mithelfen, dass die Abläufe funktionieren und dass sich keine Routine einschleift. Die Gemeinschaft soll lebendig bleiben, damit etwas von ihrer Strahlkraft auf andere abfärbt. Vor kurzem hatte ich Schüler zu Besuch im Kloster und ich habe sie gefragt, wie sie sich die Kirche von morgen wünschen. Einer hat dann gesagt: "So wie bei euch hier im Kloster". So eine Aussage macht mich dann glücklich, das ist wie ein Same, der aufgeht und wächst.