Unionspolitiker gegen muslimischen Feiertag
Mit seinem Vorstoß zur Einführung muslimischer Feiertage stößt Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) auf Ablehnung auch innerhalb der Union. "Unser christliches Erbe ist nicht verhandelbar", sagte CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt der "Bild"-Zeitung (Samstag). "Islam-Feiertage in Deutschland einzuführen kommt für uns nicht in Frage." Auch der Innenexperte der Unionsfraktion, Stephan Mayer (CSU), äußerte sich kritisch: "Deutschland ist über Jahrhunderte durch die christliche Tradition geprägt und bestimmt worden", so Mayer. Daran habe sich bis heute nichts geändert. "Im Übrigen gilt: Dass der Islam zu Deutschland gehört, lässt sich historisch durch nichts belegen und ist auch heute nirgendwo zu erkennen."
Innenminister de Maizière hatte bei einer Wahlkampfveranstaltung im niedersächsischen Wolfenbüttel gesagt: "Ich bin bereit, darüber zu reden, ob wir auch mal einen muslimischen Feiertag einführen." Allerheiligen sei auch nur dort Feiertag, wo viele Katholiken lebten. Warum könne man also dort, wo es viele Muslime gebe, nicht auch über einen muslimischen Feiertag nachdenken. Allerdings betonte de Maizière auch: "Generell sind unsere Feiertage christlich geprägt, und das soll auch so bleiben." Kritik an dem Vorstoß des Innenministers kam auch von der niedersächsischen CDU. Landeschef und Spitzenkandidat Bernd Althusmann berief sich laut Medienberichten auf "eine lange Tradition" von Feiertagen in Deutschland. Für eine Änderung sehe er keinen Bedarf.
Mazyek: Muslimischer Feiertag könnte integrationsfördernd wirken
Nach Ansicht von Felix Bernard, Leiter des Katholischen Büros Niedersachsen, liegt die Frage nach der Einführung gesetzlicher muslimischer Feiertage in Deutschland "noch nicht an". Zunächst müsse man auf Länderebene mit den muslimischen Verbänden zu tragfähigen Vereinbarungen über eine gesellschaftliche Teilhabe kommen, sagte Bernard am Freitag.
Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, sagte dagegen der "Passauer Neuen Presse" (Samstag), ein muslimischer Feiertag könne integrationsfördernd wirken. Solch ein Tag würde deutlich machen: "Muslime sind Teil der Gesellschaft und es gibt Verständnis untereinander für ein gutes und friedliches Zusammenleben." Der Ramadan und das Opferfest würden sich aus seiner Sicht anbieten. Bereits 2013 hatten sich sich der Zentralrat und später auch die Türkische Gemeinde für die Einführung eines muslimischen Feiertages in Deutschland ausgesprochen.
SPD-Chef Schulz äußert sich positiv
Auch SPD-Chef Martin Schulz äußerte sich positiv zu dem de-Maizière-Vorschlag: "Man muss über den Vorschlag nachdenken", sagte Schulz am Samstag der Deutschen Presse-Agentur (dpa). "Ich hab vor allen Dingen zur Kenntnis genommen, in welcher Art und Weise sofort gegen den Herrn de Maizière aus seinen eigenen Reihen losgekoffert wird." Man müsse in Deutschland in der Lage sein, einen Vorschlag zu unterbreiten und diesen dann in Ruhe und seriös zu diskutieren. Der Vorschlag des Innenministers habe ihn überrascht, sagte Schulz am Rande einer Wahlkampfveranstaltung in Hildesheim. "Herr de Maizière ist ja sonst in dieser Hinsicht nicht der Fantasievollste."
Die Anzahl der Feiertage variiert in Deutschland je nach Bundesland. Neun Feiertage gelten in allen Bundesländern einheitlich: Neujahrstag (1. Januar), Karfreitag, Ostermontag, Christi Himmelfahrt, Pfingstmontag, Tag der Arbeit (1. Mai), Tag der deutschen Einheit (3. Oktober) sowie der erste und zweite Weihnachtsfeiertag (25. und 26. Dezember). Nur der 3. Oktober, der Tag der deutschen Einheit, geht auf ein Bundesgesetz zurück. (stz/dpa/KNA)