Wegen der Vorwürfe wurde der Sizilianer bereits abgesetzt

Medien: Bischof kaufte Privatwohnung mit Kirchengeld

Veröffentlicht am 19.10.2017 um 15:40 Uhr – Lesedauer: 
Kriminalität

Rom ‐ Schon Benedikt XVI. hatte ihn wegen Unregelmäßigkeiten bei den Finanzen abgesetzt. Nun steht wohl fest: Bischof Micciche hat für eigene Zwecke Geld genutzt, das eigentlich für kranke Kinder bestimmt war.

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Der frühere Bischof von Trapani, Francesco Micciche (74), soll für kranke Kinder gedachtes Kirchengeld zweckentfremdet haben, um eine Privatwohnung in Rom zu kaufen. Das ergaben Ermittlungen der sizilianischen Staatsanwaltschaft, wie italienische Medien am Donnerstag berichteten. Micciche wurde bereits im Mai 2012 wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten von Papst Benedikt XVI. aus dem Amt enthoben.

Nach Medienberichten erwarb Micciche 2008 im Zentrum Roms eine Wohnung für rund 800.000 Euro. Das Appartement in der Nähe der Piazza Barberini deklarierte er demzufolge "für kirchlichen Gebrauch" und schrieb es auf sein damaliges Bistum ein, obwohl er es privat nutzte. Insgesamt soll der Sizilianer fast drei Millionen Euro des Bistums veruntreut haben. Das Geld investierte er demnach in mehrere Wohnungen in Rom und anderen Städten, in Versicherungen oder transferierte es auf ausländische Konten.

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Zur Zahlung der Privatwohnung in Rom soll Micciche 500.000 Euro bei einer kirchlichen Stiftung für kranke Kinder abgezweigt haben. Es sei absolut unakzeptabel, dass die zur Heilung von Kindern mit psychischen Krankheiten bestimmte Summe derart zweckentfremdet worden sei, sagte der nach der Absetzung Micciches vom Vatikan nach Trapani entsendete Alterzbischof von Pisa, Alessandro Plotti.

Nach seiner Absetzung vor fünf Jahren bestritt Micciche in einem Brief an die Gläubigen, für die finanziellen Unregelmäßigkeiten verantwortlich zu sein und verwies auf seinen Ökonomen, der schuldig sei. Die Absetzung folgte auf eine 2011 eine vom Vatikan angeordnete Untersuchung im Bistum Trapani.

Im April 2015 zeigte Micciche bei Papst Franziskus Bischof Domenico Mogavero an, der die Apostolische Visitation durchgeführt hatte. Wenige Monate später ermittelte die italienische Staatsanwaltschaft wegen Verdachts der Veruntreuung von 180.000 Euro gegen Mogavero, Bischof von Mazara del Vallo. Auch dieser wies die Vorwürfe zurück und ließ mitteilen, dass andere ohne sein Wissen Bistumsgelder veruntreut hätten. Die Staatsanwaltschaft von Marsale ermittelt auch gegen den früheren Finanzdirektor der Diözese Mazara del Vallo wegen Veruntreuung von 120.000 Euro. (luk/KNA)