Georg Taubitz ist einer der jüngsten Priester Deutschlands

Keine 30 und schon Priester

Veröffentlicht am 28.10.2017 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Berufung

Bonn/Rom ‐ Mit 26 Jahren ist Georg Taubitz einer der jüngsten Priester in Deutschland. Am 10. Oktober wurde er in Rom geweiht. Mit katholisch.de hat er über sein Berufungserlebnis und persönliche Ziele gesprochen.

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Frage: Herr Taubitz, Sie wurden am 10. Oktober in Rom von Erzbischof Stefan Heße zum Priester geweiht. Warum dort?

Taubitz: Ich bin in Rom geweiht worden, weil ich hier auch studiere. Ich habe in Frankfurt mit dem Studium angefangen, war ein Jahr danach in Polen und bin dann nach Rom geschickt worden, um da weiter zu studieren. Wenn man das angeboten bekommt, lehnt man nicht ab. Das große Plus am Studium in Rom ist die große Vielfältigkeit der Weltkirche, die man dort erfahren kann. Eine der beiden Weihen – Priester- oder Diakonenweihe – findet dann eben in Rom statt. Das ist ein schöner Brauch.

Frage: Wie kam es zu der Entscheidung, Priester werden zu wollen?

Taubitz: Priester wird man nicht, weil man viel Geld verdienen möchte. Priester wird man, weil man absolut begeistert ist und für diese Sache brennt. Ich war immer mit der Kirche verbunden, wurde so erzogen und bin so aufgewachsen.

Frage: Gab es dann überhaupt ein bestimmtes Berufungserlebnis?

Taubitz: Ja, was gab es tatsächlich. Das war auf einer Kinderfreizeit 2008 von unserer Kirchengemeinde in Kiel. Der damalige Kaplan hat in kleiner Runde die Messe gehalten. Nicht für die ganze Gruppe, sondern mit den Leuten, die Lust dazu hatten. Wir waren nur zu viert. Und irgendwie hat mich das da einfach aus den Schuhen gehauen. Da habe ich gemerkt, dass dahinter noch viel mehr steht.

Frage: Wie ging es dann weiter?

Taubitz: Bei mir war das nicht so, dass ich sofort wusste, dass ich Priester werden will. Man muss das zunächst klarbekommen. Mein erster Gedanke war: 'Was der macht, will ich auch irgendwann machen.' Dann habe ich überlegt, wie es weitergeht, was ich dafür machen muss, ob es wirklich das ist, was ich machen will und mit was das alles verbunden ist. Und dann geht es los.

„Ich hab zuerst mit meinem Autofahrlehrer gesprochen.“

—  Zitat: Neupriester Georg Taubitz

Frage: Hatten Sie einen geistlichen Begleiter, mit dem Sie darüber gesprochen haben?

Taubitz: Damals hatte ich keinen geistlichen Begleiter. Ich wusste auch nicht, dass es so etwas überhaupt gibt. Ich habe mir erstmal selbst Gedanken gemacht und dann musste das irgendwann raus. Ich hab zuerst mit meinem Autofahrlehrer gesprochen.

Frage: Mit dem Fahrlehrer?

Taubitz: (lacht) Ja, weil der konnte nicht weglaufen. Mit dem konnte ich während der 1,5-stündigen Fahrstunde ganz entspannt sprechen. Er hatte zwar nicht direkt Ahnung von katholischer Kirche, hat mir dann aber geraten, mit jemandem zu sprechen, der mehr Bezug hat. Im Herbst 2008 stand mein Wirtschaftspraktikum in der Schule an. Ich hatte einen ziemlich coolen Lehrer, der wohl auch schon etwas geahnt hat und durfte das Praktikum dann in unserer Pfarrei machen. Da hab ich mich getraut, mit dem Kaplan zu sprechen, der ein paar Monate vorher diese Messe gehalten hatte. Er fand das natürlich gut. Und daraufhin habe ich mit dem Pfarrer gesprochen, mit den Eltern, mit der Familie.

Frage: Wie haben die reagiert?

Taubitz: Das erste was meine Mutter gesagt hat war: 'Ich hab noch fünf andere Kinder, ich bekomme Enkelkinder.' Dahinter steht eine absolute Unterstützung. Dieses Denken 'solange du glücklich bist in deinem Leben, solange du das machst, was dich glücklich macht, machst du das Richtige. Dann freuen wir uns und unterstützen dich'  Im Leben geht es doch darum, dass man ganz individuell seine eigene Berufung findet. Ob die jetzt unbedingt zum Priestertum geht oder nicht, ist egal.

Frage: Gab es auch negative Reaktionen?

Taubitz: Durchaus, klar. Wenn man in Kiel lebt und in der Schule nur wenige Katholiken sind, gibt es natürlich auch Leute, die mit einem großen Unverständnis reagieren. Weil sie gar nicht wissen, was das eigentlich ist. Dementsprechend manchen sie das auch auf relativ infantile Art und Weise.

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Frage: In Ihrem Alter heiraten nun viele und fangen vielleicht sogar mit der Familienplanung an. Wie geht es Ihnen mit Ihrem komplett anderen Lebensentwurf?

Taubitz: Eigentlich hab ich ja jetzt geheiratet. Das ist vielleicht nicht wirklich direkt vergleichbar, aber letztendlich trifft man doch, wenn man heiratet, eine Lebensentscheidung. Man gründet nicht nur eine Familie, sondern vor allem eine Zukunft. Eine recht sichere und recht feste Zukunft, da man heiratet, um verheiratet zu bleiben. Genauso habe ich auch einerseits mein Studium beendet und das Ziel erreicht, was ich eigentlich erreichen wollte: Priester werden. Man sitzt ja doch jeden Tag in der Messe und denkt sich: Das will ich auch irgendwann einmal machen. Jetzt mache ich das. Und das ist nicht nur ein Ziel, was ich erreicht habe und dementsprechend ein Ende, sondern vielmehr ein neuer Anfang. Jetzt geht es los.

Frage: Wo sehen Sie Ihre Aufgabe bei neuen Berufungen?

Taubitz: Zunächst die Frage: 'Warum bin ich Priester geworden?' Dieses tatsächliche 'Berufungserlebnis' – das bedeutet aber auch, dass man den Glauben nicht bis ins Letzte erklären kann. Ich kann versuchen, Menschen für den Glauben zu begeistern und den Glauben für die Menschen, gerade für junge Menschen erfahrbar machen. Das sehe ich als meine Aufgabe.

Frage: Wie geht es nun konkret für Sie weiter?

Taubitz: Ich bin nur erst einmal in Kiel und Umgebung und feiere an allen Orten, wo ich als Seminarist und Diakon eingesetzt war, Messen und sehe die Menschen wieder. Das ist ganz wichtig, dass die Menschen sehen, dass es tatsächlich noch Menschen gibt, die Priester werden. (lacht) Doch eigentlich ist meine Aufgabe das Studium für die nächsten drei Jahre.

Frage: Das unterscheidet sich ja doch sehr von der Priesterausbildung in Deutschland…

Taubitz: Ja, das stimmt. Ich bin nun als Priester freigestellt, um die Liturgie zu studieren. Es ist nicht schlecht, wenn man die Gelegenheit hat, sich vertiefend mit der Theologie und in meinen Fall mit der Liturgie auseinanderzusetzen. Gerade in unserer heutigen Zeit ist es wichtig, gut ausgebildete Menschen zu haben. Damit möchte ich nicht sagen, dass alle anderen schlecht ausgebildet sind. Aber gerade diese Spezifikation, ist eine Sache, die gerade für mich persönlich noch einmal eine ganz wichtige Rolle spielt. Insofern wichtig, weil ich in Neubrandenburg als Diakon gemerkt habe, dass wider aller Erwartungen das Theologiestudium  nicht ganz spurlos an mir vorbeigegangen ist. Vor allem, wenn ich mich hingesetzt habe für eine Beerdigung eine Predigt zu schreiben. Da auf das Studium zurückzugreifen ist für mich sehr wichtig.

Von Julia Martin