Merkel: Staat-Kirche-Verhältnis "sehr interessant"
Nach Ansicht von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) besteht in Deutschland ein "sehr interessantes Verhältnis von Kirche und Staat". Dies sei sicherlich auch sehr stark durch die Reformation mit geprägt. "Das bedeutet, dass wir zwar eine Trennung von Kirche und Staat haben, aber nicht eine vollständige Trennung, wie wir sie zum Beispiel in Frankreich durch den Laizismus haben", sagte die Bundeskanzlerin in einer am Samstag veröffentlichten Videobotschaft.
Sie verwies darin auf die Verträge zwischen Kirche und Staat "auf sehr guter Grundlage" sowie auf den Gottesbezug in der Präambel des Grundgesetzes. Eine "Trennung der Aufgaben", aber auch ein klares Bekenntnis im staatlichen Bereich, "dass das Christentum eine der Grundlagen unserer Arbeit ist und natürlich auch unsere persönliche Tätigkeit prägt", finde sie sehr gelungen, so die Kanzlerin.
Linktipp: Merkel: Luthers Worte sind Kompass für mich
Die deutsche Bundeskanzlerin ist evangelische Christin. Deshalb orientiert sich Angela Merkel im Alltag an den Aussagen Luthers, warnt aber auch vor den "dunklen Seiten des Reformators". (Artikel vom Mai 2017)Martin Luther sei für sie "immer Ermutigung gewesen", so Merkel in ihrem Video. Die Kanzlerin bezeichnete den Reformator als "unbändigen Arbeiter". Das zu Ende gehende Gedenken an 500 Jahre Reformation habe dazu geführt, dass man Luther von verschiedenen Seiten sehe, "und das finde ich auch richtig", so Merkel, die in einem protestantischen Pfarrhaus aufgewachsen ist. Luther sei mit "unglaublichen" Stärken, aber auch Schwächen ausgestattet gewesen. Es sei wichtig, etwa über seine Äußerungen zum Judentum sehr kritisch zu berichten. "Das ist für mich die vollständige, historische Rezeption, die wir brauchen."
Der Reformationstag an diesem Dienstag und das damit verbundene 500-Jahr-Gedenken gäben Gelegenheit, darüber nachzudenken, was die Reformation an Veränderungen gebracht habe, sagte Merkel, die am Festgottesdienst und am staatlichen Festakt in Wittenberg teilnehmen will. Durch die Reformation sei "vieles gesellschaftspolitisch in Gang gekommen". (rom/KNA)