Sternberg: Kein Riss zwischen Polen und Deutschland
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, sieht trotz "einzelner unschöner Misstöne" keinen gesellschaftlichen Riss zwischen Deutschland und Polen. "Da werden Entwicklungen überzogen dargestellt, die so in der polnischen Wirklichkeit nicht zutreffen", sagte er am Montag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) nach einem mehrtägigen Aufenthalt im Nachbarland.
Es gebe derzeit in Polen Versuche, "alte Ressentiments zu wecken, um damit abwegige politische Ziele zu verfolgen", so Sternberg. Aber vor allem die Gespräche mit Vertretern von Jugendorganisationen hätten gezeigt, "dass die Verbindungen zwischen Polen und Deutschland so stabil sind, dass von einer Spaltung keine Rede sein kann".
Streit um Kriegsreparationen
Der Streit um Kriegsreparationen gehöre etwa "zu diesen mit Ressentiments beladenen Themen, die dann hervorgekramt werden". Er habe allerdings während der Gespräche mit polnischen Vertretern ganz unterschiedlicher kirchenpolitischer Richtungen den Eindruck gehabt, "dass man peinlich fand, was da abgelaufen ist". Polen habe eine sehr klare Verankerung in Europa, betonte der ZdK-Präsident. Das Hauptproblem liege darin, dass man Europa immer wieder als Wertegemeinschaft präsentiere, aber über diese Werte viel zu wenig spreche.
Nicht bestätigen könne er "die Vorstellung, dass in Polen durchweg ein extremer Konservativismus in kirchlichen Dingen herrscht", sagte Sternberg. Schwierig sei dagegen der Aspekt, dass Polen mehr für die Aufnahme und Integration von Flüchtlingen aus islamischen Ländern tun müsse. "Ich habe den Eindruck, dass einige diesen Gedanken verdrängen, weil sie die kulturellen Gegensätze zwischen Menschen aus islamischen und christlichen Ländern für übergroß halten." In dieser Frage sei "sicher noch vieles an Verständigung nötig". (KNA)