Marseiller Kardinal mit 86 Jahren gestorben
Kardinal Bernard Panafieu, von 1995 bis 2006 Erzbischof von Marseille, ist tot. Er starb am Sonntagabend im Alter von 86 Jahren in seiner Bischofsstadt, wie die Erzdiözese am Montag mitteilte. Der aus dem westfranzösischen Chatellerault stammende Panafieu widmete sich in der auch von Migration und Kriminalität geprägten Hafenstadt verstärkt gesellschaftlichen Fragen, darunter Armut und Integration. Sein Nachfolger in Marseille wurde 2006 Georges Paul Pontier; der heute 74-Jährige ist auch Vorsitzender der Französischen Bischofskonferenz.
Papst Franziskus würdigte Panafieu als einen "guten Hirten", der sehr achtsam für die sozialen Nöte und die Bevölkerungsvielfalt in seiner Diözese gewesen sei. Der Verstorbene habe einen "außerordentlichen Beitrag" zum friedlichen Dialog zwischen den Kulturen und Religionen geleistet. Mit Panafieus Tod zählt das Kardinalskollegium noch 218 Mitglieder. Davon sind 120 unter 80 Jahre alt und wären bei einer Papstwahl stimmberechtigt.
Panafieu wurde nach Studien im Großraum Paris 1956 zum Priester der südwestfranzösischen Diözese Albi geweiht. 1974 wurde er Weihbischof in Annecy; 1978 erfolgte die Ernennung zum Erzbischof von Aix-en-Provence und Arles. Papst Johannes Paul II. (1978-2005) berief ihn 1994 zum Erzbischof-Koadjutor von Kardinal Robert Coffy in Marseille und im April 1995 zum Erzbischof. 2003 wurde Panafieu in den Kardinalsrang erhoben. Bis zu seiner Emeritierung war er Mitglied des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog und des Päpstlichen Rates "Justitia et Pax".
Die Grenzen der Erzdiözese Marseille umfassen nach eigenen Angaben etwa 1,1 Millionen Einwohner, davon etwa 800.000 in der Stadt selbst. Neben mehr als 200.000 Muslimen hat die Hafenstadt die mit rund 80.000 Mitgliedern zweitgrößte jüdische Gemeinde Frankreichs. Eine ähnlich starke Gruppe bilden die Armenier und Nachfahren der ehemals französischen Komoren im Indischen Ozean. Dazu kommen etwa 100.000 Menschen mit algerischer Abstammung. (KNA)