"Die Tagespost" schlägt "Sanierungskurs" ein
"Die Tagespost" begibt sich auf "Sanierungskurs": Ab dem kommenden Jahr soll die einzige überregionale katholische Tageszeitung Deutschlands nur noch einmal wöchentlich erscheinen. Bislang wird sie an drei Tagen in der Woche herausgegeben. Die Umstrukturierung zur Wochenzeitung gehört zu einem Maßnahmenpaket, das das in "wirtschaftliche Schieflage" geratene Blatt aus eben dieser herausholen soll.
Bereits im Frühjahr wechselte zudem die Eigentümerschaft der Zeitung. Zuvor ein Schwesterunternehmen des bekannten Echter Verlags, wurde sie von der gemeinsamen Muttergesellschaft an die 2010 gegründete Johann-Wilhelm-Naumann-Stiftung abgegeben. Für Chefredakteur Oliver Maksan ein Gewinn, da der neue Eigentümer keine kommerziellen Interessen habe, sondern ideelle Ziele verfolge.
Und noch ein anderer Aspekt bereitete Stiftungsvorstand Norbert Neuhaus und Maksan, der in auch Geschäftsführer des hauseigenen Verlags ist, große Freude: "Jetzt gehört 'Die Tagespost" sich endlich selber!", hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung vom Dienstag. Ob es über die finanziellen Schwierigkeiten hinaus Gründe für die bisherige Eigentümergesellschaft gab, die "Tagespost" abzugeben, wurde auch auf Nachfrage bei Echter in Würzburg nicht bekannt.
Kein Einfluss der bayerischen Bistümer
Die Frage, ob die bayerischen Diözesen in die Entscheidung zum Eigentümerwechsel involviert waren, verneint Maksan auf Anfrage von katholisch.de. "Die Tagespost" erhält derzeit regelmäßig Zuschüsse aus einem überdiözesanen Fonds der Freisinger Bischofskonferenz. Die öffentlich nicht bekannte Summe würde jedes Jahr neu beantragt und sei damit nicht als Beteiligung zu verstehen, aus der sich eine Einflussnahme auf die Zeitung ableiten ließe, erklärt Maksan.
Die Unabhängigkeit solle auch zukünftig eines der tragenden Prinzipien sein – trotz umfangreicher redaktioneller Neuausrichtung des Blatts. Laut Maksan müsse etwa der "Orientierungswert" der Zeitung steigen, um neue und auch jüngere Zielgruppen zu erschließen. In den vergangenen zehn Jahren hat "Die Tagespost" fast ein Drittel ihrer Abonnenten verloren, allein in den letzten drei Jahren waren es 15 Prozent. Zugleich würden die derzeit etwa 9.000 Leser jedoch eine überdurchschnittlich starke Bindung ans Blatt aufweisen, erklärt Maksan. Der weitaus größte Teil der Abo-Kündigungen erfolgten altersbedingt oder aufgrund von Todesfällen.
Blogger wird Online-Chef
Um die jungen Menschen zu erreichen, will "Die Tagespost" als zukünftige Wochenzeitung auf Hintergründe, Analysen und Kommentare setzen. "Die tagesaktuelle Berichterstattung verlagern wir ins Netz", so Maksan. Seit November zeichnet dafür der in katholischen Kreisen bekannte Blogger Josef Bordat verantwortlich, der als neuer Online-Chef der "Tagespost" fungiert. Das runderneuerte Online-Konzept soll nach Angaben Maksans ab Mitte Dezember an den Start gehen.
Trotz wirtschaftlicher Unwägbarkeiten und redaktionellen Umbauten will die Zeitung ihrer Linie treu bleiben, sagt Maksan. Zu den Alleinstellungsmerkmalen des Blattes zählen eine Tradition von fast 70 Jahren und – für viele Leser zweifelsohne identitätsstiftend – die klare Ausrichtung am und Verteidigung des kirchlichen Lehramts. Für Maksan ein Prinzip, das auch trotz ungewisser Zukunftsaussichten nicht verhandelbar ist: "Wo katholisch drauf steht, muss katholisch drin sein."