Deutsche Bischöfe appellieren an kommende Bundesregierung

Kirche: Regierung soll weiter gegen Missbrauch kämpfen

Veröffentlicht am 16.11.2017 um 16:50 Uhr – Lesedauer: 
Missbrauch

Köln/Berlin ‐ Die deutschen Bischöfe richten einen Appell an die kommende Bundesregierung: Sie soll ihr Engagement gegen sexuellen Missbrauch fortsetzen. Aber auch die Bischöfe selbst wollen aufmerksam bleiben.

  • Teilen:

Die deutschen Bischöfe appellieren an die kommende Bundesregierung, das Engagement gegen sexuelle Gewalt und Missbrauch fortzusetzen. Die Arbeit des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs und der unabhängigen Aufarbeitungskommission sollten fortgesetzt werden, erklärte der Missbrauchsbeauftragte der Bischofskonferenz, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, am Donnerstag in Köln. Er äußerte sich nach einer Fachtagung der Bischofskonferenz zu Fragen sexuellen Missbrauchs.

"Es ist unverzichtbar, auf nationaler Ebene dauerhaft eine unabhängige Stelle im Kampf gegen sexuelle Gewalt zu haben", so Ackermann. Sie könne dazu beitragen, die "öffentliche Auseinandersetzung mit dem Thema fortzuführen und die verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen im Bemühen um Aufarbeitung und Prävention in die Pflicht zu nehmen." Unabhängiger Beauftragter für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs ist seit Ende 2011 der Jurist Johannes-Wilhelm Rörig.

Ackermann mahnte zugleich die katholische Kirche, die Aufmerksamkeit für das Thema wachzuhalten. Dies gelte insbesondere vor dem Hintergrund von Personalwechseln in den Bistümern. "Auch neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - Bischöfe eingeschlossen - müssen sich ihrer Verantwortung für dieses Thema bewusst sein und weiterhin engagiert daran arbeiten, Kirche zu einem sicheren Raum für Kinder und Jugendliche zu machen."

Kommission kündigt Anhörung zum Thema Kirche an

Der Leiter des Kinderschutzzentrums an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, Hans Zollner, warnte vor Verharmlosung und einer Selbststilisierung der Kirche als Opfer. Der Missbrauchsskandal treffe die Kirche im Kern ihres Selbstbildes und ihrer Glaubwürdigkeit. "Manche meinen, es werde schon irgendwann vorübergehen. Es geht aber darum, das Wurzelgeflecht aufzudecken, in dem Missbrauch entstehen und vertuscht werden konnte. Sexuelle Gewalt und andere Arten von Missbrauch sind systemisch gesehen Symptome für tiefliegende Missstände."

Unterdessen hat die Unabhängige Kommission ihrerseits eine öffentliche Anhörung zum Thema Kirche angekündigt. Diese sei für kommenden Sommer geplant, erklärte die Kommissionsvorsitzende Sabine Andresen am Donnerstag in Berlin. Die Aufarbeitungskommission hat ihre Arbeit Anfang 2016 aufgenommen. Seitdem untersucht sie sämtliche Formen von sexuellem Kindesmissbrauch in der Bundesrepublik Deutschland. Dazu zählt Missbrauch in Institutionen, in Familien oder im sozialen Umfeld. Regelmäßig finden dazu Anhörungen statt. (bod/KNA)