Über 300 Tote bei Anschlag auf Moschee
Bei einem Anschlag auf eine Moschee auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel sind mindestens 305 Menschen getötet worden, darunter 27 Kinder. Das berichtete das staatliche Fernsehen am Samstag. Wie es aus Sicherheitskreisen hieß, legten 25 bis 30 Angreifer zunächst mehrere Sprengsätze rund um die Al-Rawdah-Moschee in der Nähe der Provinzhauptstadt Al-Arisch und zündeten sie, als die Gläubigen nach dem Freitagsgebet herauskamen. Anschließend hätten sie auf Flüchtende geschossen, hieß es weiter.
Die ägyptische Luftwaffe reagierte in der Nacht von Freitag auf Samstag mit Luftangriffen auf den Anschlag. Mehrere Fahrzeuge seien zerstört worden, die bei dem Angriff auf die Moschee in Bir al-Abed benutzt worden seien, teilte ein Sprecher der ägyptischen Streitkräfte mit. Die Angreifer sollen die Flagge der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) getragen haben. Bislang hat sich noch keine Gruppierung zu dem Attentat bekannt.
Marx ruft zum Gebet für die Toten auf
Vertreter der christlichen Kirchen und der Muslime in Deutschland zeigten sich erschüttert. Papst Franziskus verurteilte am Freitagabend das Attentat als "Akt der Brutalität gegen unschuldige Bürger, die im Gebet versammelt waren". Dem ägyptischen Volk bekundete er seine Solidarität "in dieser Stunde der nationalen Trauer". Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, empfindet es nach eigenen Worten als besonders bedrängend, dass gezielt das Leben von Betenden angegriffen und ausgelöscht worden sei. Christen und alle Gläubigen rief der Kardinal zum Gebet für die Toten, ihre Angehörigen sowie für das friedliche Zusammenleben aller Menschen auf. Marx betonte auch: "Wer im Namen der Religion tötet, handelt blasphemisch."
Zum Zusammenhalt der Religionen rief der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm auf. Es müsse alles getan werden, "um dem Hass von fanatischen Fundamentalisten den festen Willen zum Frieden entgegenzusetzen". Er sei sehr erschüttert. "Vor wenigen Tagen habe ich die Christen dort besucht und mit Christen und Muslimen über Wege zu Toleranz und friedlichem Zusammenleben gesprochen", so Bedford-Strohm.
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Der Zentralrat der Muslime in Deutschland verurteilte die Tat als "barbarischen Terroranschlag" auf muslimische Gläubige. "Einmal mehr sehen wir, dass die meisten Opfer von Terror Muslime sind. Terroristen, gleich welcher ideologischer Couleur, bleiben am Ende was sie sind: Mörder, Menschenverächter und Verbrecher", sagte der Vorsitzende Aiman Mazyek. In diesen schweren Stunden seien die Gebete und Gedanken bei den Geschwistern in Ägypten.
Auf Bildern, die direkt nach dem Anschlag in den sozialen Netzwerken geteilt wurden, sind zahlreiche Körper zu sehen, die im Innern einer Moschee auf dem Boden liegen und teilweise mit Decken oder Kleidungsstücken abgedeckt sind. Der grüne Teppichboden der Moschee ist voller Blutflecken. Auf anderen Fotos werden Menschen in Krankenwagen und auf der offenen Ladefläche von Autos weggefahren. Sicherheitskräfte seien derzeit auf der Suche nach den Angreifern und würden sie in der Umgebung der Moschee verfolgen, hieß es aus Sicherheitskreisen. Der ägyptische Staat erklärte eine dreitägige Trauerzeit für die Opfer des Angriffs.
Auf der Sinai-Halbinsel kommt es immer wieder zu terroristischen Angriffen eines Ablegers der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Vor allem Sicherheitskräfte sind im Visier der Islamisten. Militär und Polizei gehen in der Region massiv gegen mutmaßliche Terroristen vor. Bei Razzien kam es zuletzt häufiger zu tödlichen Schusswechseln. Die Region im Norden der Halbinsel ist zu großen Teilen militärisches Sperrgebiet. (jhe/dpa/KNA)
24.11., 16:50 Uhr: Zahl der Opfer korrigiert
24.11., 17:50 Uhr: Ergänzt um Statement von Marx
25.11., 9:53 Uhr: Ergänzt um Statements von Papst Franziskus, Bedford-Strohm und Mazyek.
25.11., 13:56 Uhr: Akualisiert mit weiteren Entwicklungen und neuen Opferzahlen.