Regensburger Bischof warnt vor "Korrektur" der Worte Jesu

Voderholzer kritisiert Neuübersetzung des Vaterunsers

Veröffentlicht am 29.11.2017 um 14:44 Uhr – Lesedauer: 
Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer während eines Interviews in Regensburg am 21. Juli 2016.
Bild: © KNA
Liturgie

Bonn ‐ Weltweit führen französischsprachige Bischöfe ein neues Vaterunser ein. Regensburgs Bischof Rudolf Voderholzer kritisiert das Werk seiner Amtsbrüder. Für ihn ist es eine unzulässige "Korrektur".

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Regensburgs Bischof Rudolf Voderholzer kritisiert die Neuübersetzung des Vaterunsers durch die französischsprachigen Bischöfe. Ihre neue Version des Gebets verfälsche die Worte Jesu, sagte er in einer Mitteilung des Bistums Regensburg vom Mittwoch. In der veränderten Übersetzung heißt es künftig wörtlich "und lasse uns nicht eintreten in die Versuchung" ("ne nous laisse pas entrer en tentation"). Laut Voderholzer seien hingegen die Worte "und führe uns nicht in Versuchung" biblisch überliefert und es gehe "nicht an, Jesus zu korrigieren".

In Frankreich hatte es zuletzt eine Debatte über die Neuübersetzung gegeben, die sich auch um die Frage drehte, ob der Mensch sich Gott unterwerfen müsse. Voderholzer erklärte dazu, man müsse die Worte des Gebets zwar erklären, dies aber "in einem Sinne, dass das Gottesbild nicht verdunkelt wird". Dazu gehöre es auch, die kirchliche Erbsündenlehre zu bekennen. "Wo die Sünde nicht in der Verfehlung der menschlichen Freiheit begründet wird, bleibt nur, Gott selbst für das Böse verantwortlich zu machen nicht nur im Sinne des Zulassens, sondern im Sinne der aktiven Urheberschaft", hieß es in der Mitteilung.

Einführung in Frankreich erfolgt zum ersten Advent

Die geänderte Übersetzung des Vaterunsers in französischer Sprache wurde bereits im Jahr 2013 von der vatikanischen Gottesdienstkongregation approbiert. In Belgien, Benin und Togo ist die Neuübersetzung bereits in Kraft, in Frankreich und der Elfenbeinküste soll sie zum ersten Adventssonntag eingeführt werden. Die katholischen Bischöfe der französischsprachigen Schweiz haben entschieden, die Einführung auf Ostern 2018 zu verschieben, um sie dann gemeinsam mit anderen christlichen Kirchen des Landes vorzunehmen.

Zuletzt hatte der Theologe Peter Graf in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Publik Forum" gefordert, die Neuübersetzung auch in der deutschsprachige Version nachzuvollziehen. Die aktuelle Fassung würde zwar die lateinische Vulgata-Bibel korrekt wiedergeben, nicht jedoch den griechischen Urtext der Evangelien. Dadurch würden Gläubige ohne Kenntnis der Rechtfertigungslehre ein verfälschtes Gottesbild entwickeln, so Graf. (kim)