Franziskus: Lob für Aufnahme von Rohingya
Die 15-Millionen-Metropole Dhaka ist eine der am stärksten von Staus geplagten Städte der Welt. Für den Papst wurden die Straßen in der Hauptstadt Bangladeschs frei gemacht. Nach seiner Ankunft am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) besuchte Papst Franziskus das Nationale Märtyrerdenkmal, ein Museum und begab sich dann in den Präsidentenpalast, wo er am Abend seine erste Ansprache hielt. Bei dem Treffen mit Vertretern von Regierung, Gesellschaft und Diplomatischem Corps lobte er Bangladesch für die Aufnahme von Rohingya-Flüchtlingen.
Franziskus rief dabei die internationale Gemeinschaft angesichts der Flüchtlingskrise der Rohingya zum raschen Handeln auf. "Es muss nicht nur daran gearbeitet werden, die politischen Fragen zu lösen, die zur Verschiebung der Menschenmassen geführt haben", sagte der Papst vor rund 400 Personen. Er forderte auch materielle Unterstützung für das muslimisch geprägte Bangladesch.
Die verfolgte muslimische Minderheit aus Myanmar nannte Franziskus allerdings weiterhin nicht direkt beim Namen. Ähnlich war es bereits bei seinem Besuch in Myanmar, der am Donnerstagmittag endete. Stattdessen sagte er, Bangladesch habe "großen Strömen von Flüchtlingen aus dem Staat Rakhine" - was das gleiche meint - Unterkunft geboten.
Am Freitag trifft Franziskus Rohingyas
Aus dem Bundesstaat Rakhine in Myanmar sind mehr als 620.000 Rohingya vor brutaler Gewalt des Militärs nach Bangladesch geflohen und wohnen dort in notdürftigsten Lagern. Die Vereinten Nationen sprechen von "ethnischer Säuberung". Die Krise gilt als eine der derzeit größten humanitären Katastrophen der Welt.
"Keiner von uns kann umhin, sich bewusst zu machen, wie ernst die Situation ist, wie groß die erforderlichen Kosten menschlicher Leiden sind und wie prekär die Lebensbedingungen so vieler unserer Brüder und Schwestern, hauptsächlich Frauen und Kinder, die sich in den Flüchtlingslagern drängen," sagte der Papst. Am Freitag soll er bei einer interreligiösen Veranstaltung in Dhaka Angehörige der Minderheit treffen.
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Bangladeschs Staatspräsident Abdul Hamid mahnte vor den Augen von Franziskus eine sichere Rückkehr der Rohingya nach Myanmar an. Die notleidenden Menschen hätten in Bangladesch Schutz gesucht "vor den skrupellosen Gräueltaten der Armee in Myanmar", sagte Hamid. Sein Land und Myanmar hatten vergangene Woche eine Vereinbarung über eine Rückführung der Flüchtlinge unterschrieben. Die meisten Rohingya lehnen eine Rückkehr allerdings ab.
Zunächst war Franziskus nach der Landung um 15 Uhr am Flughafen von Staatspräsident Abdul Hamid mit militärischen Ehren empfangen worden. Anschließend wurde er in einem Konvoi durch auto- und fast menschenleere Straßen in die Innenstadt von Dhaka gefahren. Weniger Glück hatten die Vatikanjournalisten in den dann wieder vollen Straßen der Stadt. "Da nützt auch eine Eskorte wenig", twitterte etwa ZDF-Korrespondent Jürgen Erbacher Bilder vom Verkehrschaos.
"Francis, römisch-katholischer Bischof"
Als erstes erwies der Papst den Opfern der Nation seine Ehre. Am Denkmal der Märtyrer des Unabhängigkeitskriegs von 1971 in der Hauptstadt legte das Oberhaupt der Katholiken einen Kranz nieder und pflanzte einen Baum. Ins Kondolenzbuch schrieb er: "In Erinnerung an all jene, die ihr Leben gaben, als diese Nation geboren wurde. Möge das Volk von Bangladesch sich wahrhaftig für Gerechtigkeit und das Gemeinwohl einsetzen." Als Name trug er "Francis" ein, in der Spalte für Angaben zur Person vermerkte er "römisch-katholischer Bischof".
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Anschließend begab Franziskus sich zum "Bangabandhu Memorial Museum"; es erinnert an den "Vater der Nation" (Bangabandhu) genannten Politiker Sheik Mujibur Rahman. Er und seine Familie waren während des Krieges am 15. August 1971 erschossen worden. Zwei seiner Töchter überlebten damals, weil sie sich in Westdeutschland aufhielten. Eine von ihnen, Hasina Wajed, ist heute Premierministerin von Bangladesch. Sie trifft den Papst am Freitag.
Ebenfalls am Freitag findet eine große Messe von Franziskus in Dhaka statt. An ihr werden auch viele Katholiken und Bischöfe aus Indien teilnehmen. Ursprünglich habe der Papst auf seiner Asienreise auch Indien besuchen wollen, berichtete der asiatische katholische Pressedienst Ucanews. Jedoch sei der Papst aus politischen Gründen von der hindu-nationalistischen Regierung Indiens nicht eingeladen worden.
An der Messe werden laut Ucanews die drei indischen Kardinäle Oswald Gracias von Bombay, Telesphore Toppo aus Ranchi und George Alencherry von Ernakulam-Angmaly teilnehmen sowie mehrere Bischöfe aus Indiens Bundesstaat Westbengalen, der an Bangladesch grenzt.
Franziskus hält sich bis Samstag in Bangladesch auf. Es ist der dritte Besuch eines Papstes in dem Land. Paul VI. reiste im November 1970 nach Dhaka, als es noch zu Pakistan gehörte; Johannes Paul II. war im November 1986 dort. Bangladesch erreichte nach einem Krieg 1971 seine Unabhängigkeit von Pakistan. (mit Material von KNA und dpa)