Franz Alt sieht "geistige Revolution" in Vaterunser-Debatte

Theologe: Hälfte aller Jesusworte falsch übersetzt

Veröffentlicht am 10.12.2017 um 16:10 Uhr – Lesedauer: 
Bibel

Berlin ‐ Wurde die Hälfte der Jesusworte in der Bibel falsch übersetzt oder sogar bewusst gefälscht? Diese Ansicht vertritt Theologe Franz Alt. In der Vaterunser-Debatte meldet sich außerdem Margot Käßmann zu Wort.

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In der von Papst Franziskus angestoßenen Debatte um die Formulierung des Vaterunser hat der Theologe Franz Alt von einer "geistigen Revolution" gesprochen. "Das, was der Papst jetzt gesagt hat, ist nicht weniger als eine geistige Revolution", sagte Alt der "Bild am Sonntag". Er sei überzeugt, dass "die Hälfte der Jesusworte, so wie sie in unseren Bibeln stehen, falsch übersetzt oder gar bewusste Fälschungen sind". Es helfe, sich klarzumachen, wie das Neue Testament entstanden sei. Und: "Die Bibel ist Menschenwort über die Erfahrung von Gott", sagte Alt.

Mit einer Äußerung zum Vaterunser-Gebet hatte Papst Franziskus in Europa für teils erhebliche Diskussionen gesorgt. Die letzte Bitte - "führe uns nicht in Versuchung" - sei "keine gute Übersetzung", sagte Franziskus kürzlich in einem Interview des italienischen Senders TV2000. Nicht Gott, sondern der Satan führe in Versuchung.

Die Debatte entzündet sich an einer Neuübersetzung aus Frankreich. Seit dem ersten Advent beten die französischen Katholiken: "Lass uns nicht in die Versuchung eintreten." Die in Deutschland gebräuchliche Fassung von 1971 wurde von Katholiken und Protestanten gemeinsam erarbeitet.

Käßmann über die protestantische Haltung

Ebenfalls in der "Bild am Sonntag" bekräftigte die evangelische Theologin Margot Käßmann die Haltung ihrer Kirche. "Ich bin dafür, das Vaterunser zu belassen wie es ist", schreibt Käßmann in der Zeitung. "Es geht wohl wirklich auf Jesus selbst zurück." Sie meinte: "Wenn wir anfangen, Änderungen zu diskutieren, gibt es unzählige Kommissionen, Vorschläge, Auseinandersetzungen." Sie rief dazu auf, "das eine gemeinsame Gebet der Christenheit wirken" zu lassen.

In der vergangenen Woche hatte die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) auf Facebook erklärt: "In der neuen Luther-Bibel 2017 heißt es übrigens (und dabei bleiben wir auch): 'Und führe uns nicht in Versuchung'." (KNA)